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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Bredt, Ernst Wilhelm: Richard Riemerschmids Schauspielhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0311

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Richard Riemerschmids Schauspielhaus.

dies auf oben die Wagerechte. Riemerschmid sagt Lichtträger als Lichtausbreiter, Vorrichtungen, uin
sich, das Hauptgewicht ist bei der Leite der Thür- die lichtzuführenden Drähte in der zweckmäßigsten
angeln, deshalb macht er den Thürrahmen außen 1 Weife auszuspreizen,
breiter als innen. Die Hauptlast trägt
die obere Angel. Lo führt er den
Bogen von dort etwa nach dem Thür-
griff zu, der die so gewonnene Linie
nur wiederholt — auch in der Rich-
tung. Der Künstler wollte also durch-
aus nichts Neues der Form nach.

Wenn auch andere auf die ähnliche
Thürform gekommen sind, fo liegt die
Übereinstimmung nur in gleicher Über-
legung.

Auffallender jedenfalls, doch ebenso
klar überlegt ist die Art, wie Riemer-
fchmid die elektrischen Beleuchtungs-
körper (Glühlampen) angebracht. Die
fein geschmiedeten, rot lackierten eisernen
Lampenarme weichen, wiederum einer
sehr gesunden Überlegung folgend,
ganz von unfern Gasleuchtern ab. Lie dienen nicht
den einzelnen Leuchtkörpern als Ltütze, sondern halten
sie mehr in der gewünschten Entfernung von der

469. Münchener Schauspiel
Haus; Pfeilerkapitell.

Wenn der Vorraum, das Vestibül,
die Gänge eineit gewissen festlichen
roten Ton anschlagen, so kommt in
den einladenden Garderoberäumen
durch die hellgrüne Tönung der
Wände, die violetten Vorhänge der
Garderoben — zumal wenn sie zu-
gezogen sind — etwas Ruhiges, Er-
wartendes, Fascinierendes über uns
von ganz ungewöhnlichem Reize. bcher
wäre der Ort, über die packenden
Farbenzusammenstellungen Riemer-
fchmids eingehend zu berichten. Denn
daß Riemerschmid ein Farbenkünstler,
ein Wlaler ist, der auch als solcher
einen neuen Weg einschlägt und zeigt,
und in dessen Geheimnisse man sich
nur mit Genuß vertiefen kann, beweist
nichts so klar wie dies Lchaufpielhaus. Wie
eder im Badbau hat auch Riemerschmid die feinsten
farbigen Wirkungen besonders gern durch Glätte

Wand oder der Decke entfernt. Lie sind also weniger oder Rauheit zu steigern gewußt. In den oberen

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