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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0157

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dlnonif des Bayer. Knustgewcrbcvcreius.

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Wonil k) vüUrisDkn Kunflgtnn'rbevcrtins.

-Älsgemeine (Vereinonachrichkcn.

Die ordentliche Generalversammlung findet, wie aus dem
unten folgenden Wochenprogramm hervorgcht, ain 28. März
d. I. statt.

3u der Ledrlingspreisbewcrbung haben sich ^7. Lehrlinge
gemeldet; den Pauptanteil daran stellt die Schmiedekunst.

Programm für die folgenden lvochcnvcrfammlungcn.

I-t. Februar: Professor Br. A. Rothplctz über: „Prähistorisches
Kunstgewerbe". Mit Lichtbildern.

„ Br. PH. M. Palm über: „Das altbayerische Bauern-
haus und seinen Fassadenschmuck". Mit Licht-
bildern.

„ Noch unbestimmt.

März: Professor Br. Karl Trautmann über: „perzog Wil-
helm V. von Bayern als Kunstfreund und die ur-
sprünglichen Entwürfe für das Kaiserdenkmal in
der Münchener Frauenkirche".

„ Kgl. Archivrat Ernst v. Destouches über: „Das
Münchener Stadtwappen und das Münchener Kindl".
„ Mrdentliche Generalversammlung.

April: Noch unbestimmt.

„ Kgl. Stndienrat Br. Georg Kerschcnsteiner über:
„Die Grnamentierungskunst des Kindes".

^8. „ Schlußabend mit prcisverteiluug an Lehrlinge.

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28.

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21.

28.

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Wocheiwersammkunzen.

vierter Abend — den 29. Novcurber. — Der Abend
wurde eröffnet durch eine Vorführung und Besprechung von
Schreinerarbeiten der Firma B. parras, Böhlen (Thüringen),
aus „Koptoxyl", d. h. mehrfach übereinander geieiinten polz-
furnieren. Um dem unangenehmen Schwinden und Werfen
des polzes cutgegcnzuwirkeu, hat man schon seit längerer Zeit
das Verfahren eingeschlagen, pölzer in dünnen Lagen quer
übereinander zu leimen. Nach den Ausführungen des Ver-
treters der Firma besteht nun das von dieser in den Pandel
gebrachte Material aus dreifach oder fünffach „abgesperrtem"
polz, welches nicht mehr „arbeitet", d. h. sich nicht mehr ver-
ändert; es verhält sich also ähnlich wie jahrelang gelagertes
polz, woraus unmittelbar der Vorteil entspringt, daß keine so
großen Vorräte an polz gehalten zu werden brauchen. Während
das polz (quer zu den Fasern) bis zu jo% schwindet, tritt
dies beim Koptoxyl nicht ein; selbst den Einflüssen der Dampf-
niederdrnckheizuug vermag es zn wiedcrstehen. Die Fabrik
liefert die polztafelu in der Größe bis zu j,5 X 5.0 m. Diese

polztafeln gestatten z. B. ganz glatte Türen zu machen, die, da
sie sich leicht reinigen lassen besonders für Krankenhäuser sich
eignen. Glatte Flächen von 70— ;oo cm Breite können mit diesen:
Material — selbst bei Schisfseinrichtungeu — unbedenklich ge-
wacht werden. Um große Flächen mit Intarsien zu beleben,
wird die Zeichnung nur aus einem polz ausgeschnitten und
dann mittels großem hydraulischen Druck in die Grundfläche
einpreßt. Zur Verdeutlichung des Gesagten hatte die Firina
eine Reihe von Werkxroben ausgestellt, die sehr vorteilhaft aus-
sahen und vielen Beifall fanden. — —

Den eigentlichen Kern des Abends bildete ein Vortrag
von Prof. Br. Fr. v. Thiersch über seine Reise nach St. Louis,
wohin er als Preisrichter berufen morden war. An der paud
zahlreicher Lichtbilder — meist eigene Aufnahmen — schilderte
er in sehr lebendiger Weise seine Erlebnisse von der Abfahrt
in Bremerhafen (25. August) bis zur Rückkehr zu Anfang No-
vember; eine besonders eingehende Betrachtung fand dabei
Neuyork, während die Ausstellung in St. Louis selbst nur in
großen Zügen behandelt werden konnte, da es nicht gestattet
war, innerhalb der Ausstellungsbauten selbst zu photographieren.
Uber die Eindrücke, die der Vortragende von der Ausstellung
und dem amerikanischen Kunstgewerbe empfing, hat er sich
selbst in unserer Zeitschrift so uinfassend ausgesprochen, daß
wir an dieser Stelle nur auf jenen Artikel im Dezember- und
Januarheft zu verweisen brauchen. Daß der bilderreiche und
nichts weniger als trockene Vortrag reichen Beifall fand, ist
selbstverständlich.

Fünfter Abend — den s. Dezember — Vortrag von
Prof. Br. Berth. Riehl Uber „Donatello". Redner er-
inuerte zunächst an die Wandlungen, die in: Laufe des zq. Jahr-
hunderts in der Wertschätzung dieses Künstlers vor sich gegangen
sind, wie er, früher fast unbeachtet, gegen Ende des Jahr-
hunderts — z. T. infolge der Z88S anläßlich der 500. Wieder-
kehr des Geburtstages Donatellos abgehaltenen Ausstellung —
zum Modekünstler geworden ist, — und das hauptsächlich auf
Grund seines eigenartigen Verhältnisses zur Natur. Mag er
an den Werken seiner Vorläufer Nicolö und Giovanni Pisano
oder an der Antike gelernt haben, — seine Eigenart beruht in
den: strengen, herbei: Naturstudium. Dieser eigenartige Floren-
tiner hat der Natur scharf ins Auge gesehen wie keiner vorher;
ja er war charakteristisch bis zur Karikatur. Darstellungen des
Täufers Johannes und der büßenden Magdalena wirken ver-
blüffend, abschreckend in ihrer asketischen Erscheinung; so mager,
rauh, zottig mußte der Prediger in der wüste aussehen, der
sich von peuschrecken nährte, — und nicht anders als so zerfallen
mußte die Büßerin erscheinen. Donatello wollte Menschen über-
zeugend bilden, Menschen, die innerlich bedeutend sind. Dabei
wußte er aber sehr wohl, wo und wie er mit Rücksicht auf
den Ausstellungsort seiner Arbeiten an den Proportionen Ände-
rungen vornehmen mußte, um die richtige Wirkung zu erreichen.
Bezeichnend dafür ist ein von vasar: erzähltes Vorkommnis
aus der Zeit, da Donatello für Grsanmichele die Statuen her-
stellte. Seine Werke in Bronze, Marmor, Polz, Stuck sind
inaßgebend geworden für die ganze Folgezeit. Nach Rom kam
er erst als jähriger. Er machte Antikenkäufe für die Mediceer,
restaurierte sogar manches, aber auch der antiken Kunst gegen-

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