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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Leonhard Romeis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0338

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609- Aus dem Hause Eduard Grützuer in München; von 1' Leonhard Rouieis.

Aeonßard (Aomeib f.

lies fließt; wer wollte diesem Wort
peraklits widersprechen? Alles ist
dem Wechsel unterworfen, nicht
nur das Lebendige, auch das Tote,
— das Lebendige aus sich selbst,
das Tote durch äußere Tinwir-
kungen. Nicht immer nur in gleichmäßigem Tempo,
sondern bald rascher, bald träger. Auf Perioden
langsamer, ja unmerklicher Änderungen folgen Zeiten
plötzlicher, stürmischer Nmwandlungen. Zn einer
solchen Zeit der Umwälzung befindet sich seit einigen
Zähren die ganze sogenannte dekorative Kunst. Was
vor einein halben Menschenalter geschaffen wurde,
gilt heute schon vielfach als veraltet, und die Ver-
treter der Kunstrichtungen von damals werden zu-
meist als überholt betrachtet.

Ts war nur natürlich, daß die jugendfrischen,
mit ungeschwächter Triebkraft ausgerüsteten Geister
sich mehr hervordrängten, während die älteren, alt-
eingesessenen als beati possidentes erst mit Lächeln,

dann mit Staunen, schließlich mit einem gewissen
: Bangen dem Treiben zuschauten und erst zur Wehr
griffen, als ihre Kunst erstickt zu werden drohte.

Von mancher Seite wurde schon der Triumph
des modernen Stils verkündet und den alten Stilen
das Sterbeglöcklein geläutet. Das war allerdings
verfrüht. Daß die künstlerischen Bestrebungen der
Gegenwart ihre Berechtigung haben, sofern sie sich
z auf dem Boden der realen Möglichkeiten halten,
konnte von keinem Einsichtigen bestritten werden;
Toleranz nach dieser Seite hin macht aber der anderen
! Seite die Toleranz zur Pflicht. Man darf darum
den Anhängern der alten Schule, die immer wieder
! an die stilistischen Äußerungen älterer Zeiten anzu-
knüpfen suchen, ihre Daseinsberechtigung nicht ab-
sprechen, vorausgesetzt natürlich, daß sie nicht nur
wirklich den Geist der Alten erfaßt, sondern auch mit
den Forderungen und technischen Möglichkeiten der
Gegenwart zu rechnen gelernt haben und nicht etwa
nur die äußeren Formeln der Alten nachplappern.

Zu der Gruppe jener Architekten — das Wort
im weitesten Sinn genommen — welche ihre Kunst

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Kunst und Handwerk. 55. Iahrg. Heft \2.

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