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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Heilmeyer, A.: Neue Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0151
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252. SmMtuger Brumiendeiikmal; von Architekt German Beste! inaner und Bildhauer Georg AlbertsHofer, München.

Neue L?eii6ewerKe.

n drei rasch aufeinanderfolgenden
Wettbewerben zu eineinBischofs-
denknral in Dillitigen, einer
Bennofäule und einem Brun-
ne 11 d e n k m a l zur Erinnerung an
die Sendlinger Bauernschlacht ist
wieder eine Fülle von neuen künstlerischen Erscheinun-
gen zutage getreten. Die außerordentlich zahlreiche
Beteiligung an solchen Wettbewerben weist auf eine
starke Anteilnahme künstlerischer Kreise an diesen Ver-
anstaltungen hin. Sie sind im Münchener Kunst-
leben fast die einzige Gelegenheit, aus der nachhaltige
Förderung und Anregting fürs künstlerische Schaffen
erwächst. Sie sind Tummelplätze für das freie Spiel
der Kräfte, die hier geübt uitd gestärkt werden. Wett-
bewerbe sind vor allem keine Lotterien, die einen ver-
zweifelten Spieler verleiten, das Letzte auf eine 'Karte
zu setzen, sie sind auch keine Versorgungsanstalt für
Talente jeder Art. Wettbewerbe sind in erster Linie
dazu da, Ideen zutage zu fördern, sie sinken in ihrer
hohen Bedeutung, sobald ihnen der Tharakter einer
Ideenkonkurrenz benommen ist. Nirgends bietet sich
diese einzige Gelegenheit für den denkenden Künstler,
in der Lösung der mannigfachsten Probleme die Logik
anschaulicher Vorstellungen zu erproben und zu schulen.
Sie erfüllen im künstlerischen Leben eine erzieherische
Mission.

1.

Die erste Aufgabe war ein Bischofsdenkmal
für Dillingen a. D. Die Stadt Dillingen, in früheren
Jahrhunderten Residenz der Augsburger Bischöfe und
heute noch Sitz eines Klerikalseminars, ist mit der
Kirche aufs engste verbunden. Sie wünscht die großen
Bischöfe der Augsburger Diözese durch ein Denkmal
zu ehren. Und zwar soll St. Ulrich die Hauptfigur
bilden, während eine ausgewählte Reihe um Dillingen
besonders verdienter Kirchenfürsten in Reliefinedaillen
ausgeführt werden. Für die Ausführung des Denk-
mals stehen 30000 M. zur Verfügung.

Dies der Inhalt des Preisausschreibens, an deni
sich nur wenig Künstler beteiligten. Vielleicht ist die
Aufgabe, die Darstellung einer Porträtfigur, eine zu
spezielle und beschränkte, um einen größeren Kreis
zu interessieren und anzulocken. Anderseits bot aber
doch dieser Stoff dem Bildhauer ein dankbares Motiv.
Die imponierende Gestalt eines Kirchenfürsten wie
St. Ulrich, das malerisch und plastisch so wirksame
Kostüm eines Bischofs müßten dem Plastiker Zusagen.
Besondere Schwierigkeiten waren dabei nicht zu über-
winden ; viel mehr künstlerische Überlegung erforderte
die Gestaltung des Denkmals inmitten einer alter-
tümlichen, bürgerlich biederen Umgebung. An eine
konventionelle monumentale Anlage in den üblichen
Formen gehalten war nicht zu denken. Es hatte dem-
nach seine Schwierigkeit, ein monumentales, jedoch
im Ausdruck seiner Formensprache intimes und

Kunst und Handwerk. 57. Jahrg. hef, 5.

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