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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Heinicke, Andreas: Alte Friedhofskunst in Freiberg (Sachsen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0282

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Alte Friedhofskuiist in Freiberg (Sachsen).

qsq. vom Doinfriedhof in Freiberg i. Sa.

Akte LrLedßofeKunst in Jmßetrcj1)

(Sachsen).

(Von Ä. HeinicKe, FreiKerg.

(Mit \ 7 Abbildungen nach Vriginalaufnahmen.)

hon den unkultiviertesten Völkern
der grauen Vorzeit galt die Stätte,
an welcher sie die irdischen Über-
reste ihrer verstorbenen Ange-
hörigen dem Schoße der Erde
anvertrauten, als geheiligter Ort,
der oft durch rohe Steine, wie die Natur sie bot,
bezeichnet wurde. Die Einfachheit dieser Grabstätten
war übereinstimmend mit den einfachen Sitten uitd
Lebensweisen dieser Völkerschaften, die meist nur
nomadisierend von Ort zu Ort zogen.

Je mehr sich jedoch die Menschen an einen
bleibenden Wohnsitz gewöhnten und weiter in der
Kultur vorwärts schritten, ihre religiösen Gebräuche
einen ausgeprägteren Eharakter annahmen, um so
höher galt es dein Einzelnen, die Ruhestätten der
Seinigen in geschloffene Räume und womöglich unter
den Schutz ihrer Gottheiten zu bringen und so finden
wir in den meisten Fällen die Grabstätten der heid-
nischen Völker in der Nähe von Hainen und Tempeln,
wo sie ihre Toten verbrannten, ihren Gottheiten da- *)

*) Sämtliche Aufnahmen sind mit der Lrnemann-Lamera
tjeag VI, ausgerüstet mit Erneinaiin-DoppebAnastigmat, gemacht.

bei Opfer brachten und religiöse Zeremonien ver-
richteten.

Je verschiedenartiger die Ansichten über Tod
und Fortdauer der Seele bei den einzelnen Völkeru
waren, um so verschiedener waren auch die Ein-
richtungen und die äußere Beschaffenheit der Grab-
stätten. Während manche Volksstämme Einzelgräber
auf größeren Flächen liebten und ihren Toten Waffen
aus Stein und Metall beilegten, finden wir dagegen
Völker, die ihre Toten massenweise in gemeinschaft-
liche Gräber legen und alles, was dem Geschiedenen
lieb und eigen, Sklaven, Tiere, Waffen und Gerät
mit begruben, ohne außer einem großen fjiigel eine
weitere Abzeichnung zu machen, wie heute noch die
zahlreichen Hünengräber beweisen, wieder andere
Stämme formten die Stätten dem Boden gleich, um
der Nachwelt die Gelegenheiten zu etwaigem Frevel
zu nehmen.

Zn Schottland und Irland, Schweden und Nor-
wegen liefern kolossale Steinblöcke, in ungeregelter
Form übereinander getürmt, den staunenswerten Be-
weis, mit welchen Mühen und Opfern man dis
Grabstätten zu bezeichnen suchte; desgleichen in In-
dien, wo man die Dahingeschiedenen in Felsengräbern
vor feindlichen Angriffen zu schützen suchte; auch die
Pyramiden von Memphis, Kairo und Theben, die
Katakomben der alten Ägypter legen Zeugnis dafür
ab, daß sie bemüht waren, ihre Toten nicht nur vor
Verwesung, sondern auch auf Jahrtausende hinaus vor

Kunst und Handwerk. 58. Iahrg. Heft 9-

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