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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Vom Büchermarkt
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Dom Büchermarkt.

(Vom (KüchermarA.

pitzweg-Mappe. Runstverein München, Iahres-
gabe fflOS. In den weitesten Preisen wird der
Gedanke der Vereins leitung, eine Spitzweg-Mappe
seinen Mitgliedern zu widmen, mit Freuden begrüßt
worden sein, pat man in Spitzweg, dessen hundertster
Geburtstag kürzlich gefeiert werden konnte, von jeher
immer den feinen geniütstiefen Lebensfchilderer und
göttlichen Humoristen erblickt, so wurden uns in den
letzten fahren, die ein ständiges Steigen der Wert-
schätzung seiner Aunst mit sich brachten, die Augen
für das feinfühlige, oft geradezu geniale Farben-
empfinden dieses Aünstlerpoeten geöffnet. Die sechs
Blatt der Mappe find mit Rücksicht auf die Viel
feitigkeit des liebenswürdigen Meisters außerordentlich
glücklich ausgewählt und die Reproduktion derselben
in Mezzotinto von Bruckmann kommt namentlich
auch hinsichtlich der richtigen Wiedergabe der Farben-
werte den Mriginalen sehr nahe. Wie jedes deutsche
paus eine Passion oder ein Marienleben von Albrecht
Dürer und dies oder jenes Buch von Ludwig Richter
oder Moritz v. Schwind haben soll, so sollte auch
diese Mappe in jeder Familie zu finden sein, denn
neben diesen Meistern der Aunst fürs paus bean-
sprucht der stillzufriedene Spitzweg gleich ehrenvollen
Platz. H.

H-oescher, Fritz, Die Bildnisphotographie. Lin
^ Wegweiser für Fachmänner und Liebhaber.
2. Auflage, s90A Verlag Gustav Schmidt, Berlin.
Preis 5 M.

Wie schwierig zuweilen die Aufgaben der Porträt-
photographie sind, das beweist am besten die oftmals
frappante Anähnlichkeit einer großen Anzahl der
landesüblichen Familienporträts. Man pflegt dann
gewöhnlich die Schuld dem passiven Teil znzuschieben,
während doch offenbar der Photograph, als der
disponierende und deshalb verantwortliche Teil,
Fehler begangen haben muß. Grundbedingung für
diesen ist freilich künstlerisches Lmpfinden, dann aber
treten an ihn noch jene tausend Aleinigkeiten heran,
deren Überwindung oft bedeutende Schwierigkeiten
bereitet und intensives Studium voraussetzt. Diesem
Studium geeignete Direktiven zu geben, ist der Zweck
des klassischen Werkchens von Fritz Loescher. Im
ersten Abschnitt, „Die Lntwicklung der Bildnisphoto-
graphie", führt er uns an der pand eines kleinen
historischen Überblickes die Pauptmängel der Bildnis-
kunst früherer Jahrzehnte vor Augen, um dann im
zweiten Teil, „Die Praxis der Bildnisphotographie",
zu zeigen, in welcher pinsicht vor allein der herkömm-
lichen Porträtierkunst entgegenzuarbeiten sei; dabei

stellt es sich heraus, daß gerade das, was die alten
Regeln verbieten, dem Photographierenden bisweilen
zu den schönsten künstlerischen Effekten verhilft. Zum
Schluß sei noch auf einen Pauptvorzug des Buches
vor manchen andern ähnlichen Inhalts hingewiesen:
Ls wird hier nicht mit schönen und vielen Worten
um die Sache herumgeredet, es werden vielmehr gleich
Winke gegeben, die es dem Leser erleichtern, das Nach-
empfundene auch praktisch zu verwerten. Die stattliche
Anzahl der mit Sorgfalt ausgewählten Bilder ist in
der neuen Auslage aus \33 vermehrt worden. E.

ahrbuch der Lehr- lind Versuchsanstalt für
Photographie, Lichtdruck und Gravüre in
München. Gute typographische Ausstattung, Rück-
sichtnahme auf den großen geschmacks-erzieherischen
Wert von Büchern und Drucksachen bilden unter der
erdrückenden Masse einschlägiger Erscheinungen, die
tagtäglich neu auf den Markt geworfen werden, noch
immer die Ausnahme. Mit Unrecht. Man hört
nicht jeden Tag Beethovensche Symphonien, man
besucht nicht jeden Tag Grchideenhäuser, und sieht
nicht jeden Tag das Mustergültigste der hohen und
der —• niederen Aunst. So lange aber künstlerisches
Wollen sich nicht alles dessen bemächtigt, was unsere
ständige Umgebung bildet, ebenso lange bleiben
alle Bemühungen, künstlerische Ansprüche selbst-
verständlich zu machen, lückenhaft. Was aber dringt
stärker in alle Schichten eines Volkes ein, als das
Erzeugnis der Buchdruckerpresse! Die Zeit der
„prachtwerke" ist im großen und ganzen wohl vor-
über, nicht aber die Folgen der Geschmacksverhee-
rung, die sie angerichtet hat. Die Pracht bestand
zumeist in einem mit Goldkladderadatschen bedachten
Einband, in möglichst vielen Illustrationen, aber
das Buch als solches, die ganze Erscheinung von
Satz, Druck, Papier usw. war unkünstlerisch, völlig
wertlos. Die Traditionen einer auf all diese Dinge
Rücksicht nehmenden Buchausstattung schienen er-
loschen. peute ist es ein klein wenig anders, indeß
macht sich der Umschwung zum Besseren zumeist
nur in Ausgaben bemerkbar, die nicht für die All-
gemeinheit berechnet sind, und man wird noch jetzt
mit erstaunten Augen angeschaut, stellt man bei
Drucksachen einfacher Art die Frage: „Aann das
nicht ein klein wenig besser, ein klein wenig ge-
schmackvoller als bisher gemacht werden!" Um so
begrüßenswerter ist es, wenn sich allmählig die An-
schauung Bahn bricht, daß auch Dinge, deren wesent-
lichen Inhalt Mitteilungen irgend welcher Art bilden,
einer künstlerischen Ausstattung würdig seien. Das
vorliegende Jahrbuch der photographischen Versuchs-
anstalt in München nmß in dieser Beziehung eine

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