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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Meyer-Riefstahl, Rudolf: Die Ausstellung muhammedanischer Kunst in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0020

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Die Ausstellung Mnhammedanischer Kunst in München.

Auesiekkun^ MußammeLamscher
(Hunf^ in München.

(Von Vudokf Mexer-Viessiahk, (Paris.

ir hatten uns allzusehr gewöhnt, den
Grient als ein buntes Märchen-
land anzusehen. Die Erzählungen
von Tausend und eine Nacht sind
allzulange für unser Bewußtsein
die einzige Quelle der Information
gewesen. Auch der Zug europäischer Reisender nach
dem Osten, der sich von Jahr zu Jahr verstärkt,
vermochte an dieser romantischen Auffassung kaum
etwas zu ändern, da eine schnelle Fahrt durch die
größten Städte des Ostens den Fremden nur mit
einem für ihn künstlich aufgeputzten Orient in Be-
rührung brachte.

Nur ein kleiner Kreis von Rennern weiß, was
der Orient wirklich war, was er noch heute ist, wenn
man ihn zu finden versteht. Die Entdeckungs-
geschichte der orientalischen Run st ist kurz.
Es waren zuerst die Maler, welche über die bunten
Erzeugnisse einer dekadenten Routine hinweg den
Reichtum gestaltender Fantasie in den Teppichen der
älteren Zeit erkannten. Ihnen schlossen sich die Auust-
gelehrten an, die mit kluger Methode allmählich die
Entwicklungsreihen der orientalischen Teppichkunst
nachwiesen. Durch die Teppiche ward man auf die
übrigen Erzeugnisse orientalischen Schaffens aufmerk-
sam: in Kirchen und Klöstern wurden Arbeiten in

;o. Tiefe Schale mit Goldlüstermalerei
(veramin bei lfamadan). Tiefe der Schale 8 cm; glatter
Ringfuß 2 cm. (>/g d. wirk!. Größe.)

Besitzer: kf. Kevorkian, Paris.

g. Fayence-Vase mit grünlichem Goldlüster (ans Dberägyxten).
(io.—;Jahrhundert; Vs d. wirkt. Größe.)

Besitzer: Fouquet, Kairo.

Glas und Elfenbein, meist Behältnisse heiliger Re-
liquien, als orientalisch erkannt; die Gewebe, in denen
die Gebeine der Märtyrer seit Jahrhunderten auf-
bewahrt wurden, ließen fich ebenfalls häufig als
orientalisch erweisen; so erschloß sich, mit der Zeit,
durch neue Entdeckungen immer erweitert, ein neues
Gebiet östlicher Kunst. Die Sammler und Museen
wurden aufmerksam; und als einmal die Nachfrage
da war, begannen die Orientalen selber in ihrem
Lande nach Merken der alten Kunst zu suchen ; wenn
auch das Bewußtsein für den künstlerischen Wert
bei ihnen fehlte, so war doch die Möglichkeit, zu ge-
winnen, Antrieb genug, den Boden alter Kulturstätten
zu durchwühlen. In Ägypten wurden die Ruinenfelder
von Fostat mit ihren buntschillernden Keramiken auf-
gedeckt, in Mesopotamien durchforschte man die Stätte
von der durch ksarun al Raschid gegründeten Residenz-
stadt Raqqa im oberen Euphrattale, in Persien durch-
suchte man die Stätten von Rhages, Veramin, Sul-
tanabad und andere. Doch waren es hier fast aus-
schließlich kommerziell und nicht wissenschaftlich in-
teressierte Schatzgräber, da ein leichthin gegebenes
Ausgrabungsmonopol den bis heute untätigen Fran-
zosen die ausschließliche Erlaubnis zum Graben ge-

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