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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Fritz von Millers Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0081

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Fritz von Millers Werke.

Lrih von (MEere IVerße.

ie auf den vorstehenden Blättern abge-
druckten Bilder stellen eine bescheidene
Auslese aus den von Prof, Fritz von
Miller gefertigten Arbeiten der Edel-
fchmiedekunst dar — Werke aus allen
Schaffensperioden des fruchtbaren Meisters; ein Teil
davon hat schon früher durch diese Zeitschrift den Weg
zur (Öffentlichkeit gefunden Ö, darunter manche so früh-
zeitig, daß sie der jetzt schaffenden Generation noch
unbekannt sind. Aber gerade diese verdienen um so
mehr Znteresse, als sie von dem Entwicklungsgang
ihres Schöpfers ein anschauliches Bild geben. Dabei
eine genaue chronologische Reihenfolge einzuhalten,
verbot sich schon aus Gründen der Anordnung, aber
auch deshalb, weil bei manchen Stücken zwischen dem
Beginn und der endgültigen Gestaltung Jahre liegen
und hei andern die Zeit der Vollendung — ohne
dem Meister die Absicht unserer Zeitschrift zu ver-
raten — nicht mit voller Sicherheit festzustellen war^).
Die Textunterdrucke besagen über die Entstehungszeit,
über Zweck, Ausführung usw. das Nötigste — soweit
der Platz dafür ausreichte; im übrigen sind — wo
es wünschenswert schien — im folgenden nähere
Angaben zusammengestellt.

Tafel;. Ehrengeschenk des Landrates von Gber-
bayern an den Prinzregenten zum 80. Geburtstag. Den Grund-
gedanken des Ganzen deutet die Widmung an mit den Worten:
Dem erlauchten Freund der Berge, dem erhabenen Jagdherrn
zum 80. Geburtstag in Ehrfurcht gewidmet. Diana, die auf
dem Rücken eit,es weiße,l Hirschen über das Hochgebirge (Ma-
lachit) hinwegsetzt, das sich aus einem Wald- und lviesengürtel
erhebt, vergoldetes Silber und Bronze (Hirsch) vereinigen sich
mit verscbicdenem Email und buntem Gestein zu einer reichen
farbigen Wirkung. (,90;.) (Ungefähr */4 d. wirkl. Größe.)

Abb. 92. Simson-Kassette. Zum 50jährigen Dienst-
jubtläi,m des Reichstagspräfidenteu Simfon widmeten die
Reichstagsmitglieder dem Jubilar eine Adresse, zu deren Auf-
bewabrung die Kassette dient. Diese zeigt an den vier Ecken
Frauengestalten mit den Wappen derjenigen Städte, an denen
der Jubilar hauptsächlich gewirkt, und zu oberst die Justitia
mit Gesetzcstafel und wage. Die Kassette besteht in ihrem
Kern ans Ebenholz, oben mit Llfenbeinintarsien; unterhalb eine
Hohlkehle aus Elfenbein, auf der zwilchen vergoldeten Engels-
köptchen wichtige Daten aus dem Leben des Gefeierten ver-
zeichnet sind, während die Mitte vom Reichsmappen einge-
nommen wird. Die Figuren besteben aus dunkler Bronze mit
Vergoldungen, die Wappen und der Thron der Justitia sind
emailliert. Zum (Öffnen wird die vordere wand umgeschlagen;

>) Es sind dies die Abb. 92—98, ;o;—;og, Ul,

;;z—;;s, us, ;20— ,24, ;2<s, *29—,32.

2) Dieser Umstand wird wohl Veranlassung zu Korrekturen
und Ergänzungen geben; wir bitten daher unsere Leser schon
jetzt, sich im folgenden Heft nach „Berichtigungen" umzusehen.

durch herausziehen bildet sie dann ein kleines Pult, auf dem
die Adresse ausgebreitet liegt, (höhe ohne Untersatz cm
Breite 58 cm.)

Abb. 95. Schmuckkästchen. Reiche farbige Wirkung
war der leitende Gedanke bei Ausführung dieses Kästchens.
Der schwarze Lbenholzkern wird getragen von Karyatiden aus
dunkler Bronze mit silbernen Leibern und Flügeln, goldenen
Helmen und Panzern; bronzene Konsolen gliedern die wände,
die im übrigen mit elfenbeinernen Stierschädeln und silber-
oxydierten Fruchtgirlanden, unten mit Lasursteinen zwischen
Goldornament, oben mit Malachiten zwischen gravierten Elfen-
beinplatten geschmückt sind; aus Elfenbein sind auch die
Engelsköpfcheu und die Zwickelornamente neben den auf Gold
emaillierten Platten auf der Deckeuwölbnng. Das Münchener
Kindl ist emailliert, die Schildchen — Kunst und Handwerk —
von Gold, die Maske darunter aus Bronze. (Das Kästchen
wurde seinerzeit als erster Gewinn einer vom Kunstgewerbe-
verein veranstalteten Lotterie angesertigt.)

Abb. 95. Essig-und Glgefäß, Kreuzschnabel (,887).
Montierung in vergoldeter Bronze mit Email zwischen den
Masken und Delphitien.

Abb. 96. Zarenkassette, zur Krönung Alexanders III.
Der eigentliche Kasten, der zur Aufbewahrung der käuldigungs-
adreffe dient, ist mit rotbraunem goldgepreßte,n Leder über-
zogen und in Silber und Bronze gefaßt; die Ecken sind durch
transparentes Email betont und eine feingetriebcne Laubranke
in Silber anf Goldgrund umzieht in einer hohlkchle den Deckel.
Dieser trägt zu oberst große Topase und Bergkristalle, in der
Mitte (emailliert) den deutschen Reicksadler innerhalb eines
Lorbeergewindes und außerhalb derselben in den vier Zwickeln
auf silbernen Bändern die Jtischrift: Anno domini 1883 —
am Tage der Krönung — St. Petersburg, ;5. Mai — Die
deutschen Reichsangehörigen.

Abb. 97. Tritt khoru (zum Aufhätigen) besteht im
wesentlichen aus einein Widderhorn, das durch Anfügung eines
(abnehmbaren) Fischkopfs, sowie von Flossen und Schuppen
aus vergoldetein Silber Fischgestalt angenommen hat. Der
Fisch hängt an einer silbervergoldeten Kette mit großen Topas-
kngeln; dazwischen St. Petrus, der Patron der Fischer als
Halbfigur einer großen perle entwachsend (J890).

Abb. ;oo. Pokal aus einem Emu-Ei. Das graugrüne
Linu-Li ist in vergoldetem, emailliertem und mit Steinen be-
setztem Silber gefaßt.

Abb. 10;. Das Kruzifix, das als Jubiläumsaabe an
Papst Leo XIII. in Rom gelandet ist, besteht in seinen haupt-
teilen aus Halbedelsteinen in vergoldeter Silberfaffung; Helle
Ranchtopase bilden die Kreuzarme, ein dunkler die Basis. Aus
dieser entsprießt ein mit Karneolen besetztes silbernes Gezweig, das
das eigentliche Kreuz trägt; Perlen und farbige Steine schmücken
die Kreuzenden, wo unter großen Bergkristallen die Evangelisten-
zeichen und Engel mit den Leidenswerkzeugen sichtbar werden.
Das Werk entstand zu Ende der 80er Jahre; die Sockeliuschrift
wurde später angebracht.

Abb. ,02. Tafelaufsatz. Jnbilänmrgeschenk in Ge-
stalt eines reichen, goldblinkenden Schiffes; über dem Steuer-
ruder das Wappen des Jubilars, auf dem Segel die Widmung
und darunter ein Genius mit Kränzen in den ausgebreiteten
Armen. Ein Triton trägt das Schiff durch die Brandung; er
erhebt sich auf einem wasserhellen, von Wellen umspülten Berg-
kristall auf perlmutterbelegtem Sockel; die Umfassung und den
Grund der Wellen bildet grünes durchsichtiges Email mit See-
tieren aller Art.

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