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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Hillig, Hugo: Die Ausstellung bemalter Wohnräume in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0323
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5(6. (Hamburger Ausstellung bemalter Wohuräume.) Lhrenhof; gärtnerische Anlage von Jakob Vchs, figürl. Plastik

(Kunststein) von R. Engel mann, Berlin-Dahleuä)

(Die Auestekkung Kemakter
A?ohnraume in Hamburg.

amburg ist keine eigentliche Kunst-
stadt, auch keine Malerstadl, wie
etwa, sozusagen, München. Aber
wenn das nicht ausschließlich gilt,
so kanti man um so bestimmter
sagen, daß es auch keine Stadt
mit regem kunstgewerblichen Leben ist; •— daß es aber
beginnt, eine zu werden, kann man auch mit ruhigem
Gewissen behaupten. Seit einigeit Jahren hat sich
Hamburg besonnen, daß es als zweitgrößte Stadt
des Reiches sich zu entwickeln habe, und siehe da,
säst mit einem Male setzte in dieser Handelsmetro-
pole ein so flotter Kurs großstädtischer Entwicklung
ein, daß alle verkehrspolitischen, kommunalpolitischen
und auch kunstpolitischen Probleine Großberlins hier
auch zugleich als die Großhamburgs diskutiert
werden konnten. Das nächste Resultat außer der
Umwandlung des hamburgischen Stadtbildes war —
ein Defizit im Staatshaushalt unseres Kleinstaates

') Der Wohnsitz des Künstlers oder der Firma ist nur
bei Nicht-Hamburgern angeführt.

und ein reges kunstgewerbliches Leben, das bei den
in der Stadt geschaffenen modernen Bauwerken ein
reiches Arbeitsfeld fand.

Aber das Malergewerbe blieb immer noch
isoliert. Auch das gilt nicht absolut; aber was sich
seit zehn fahren fast im ganzen Reiche zeigte, mußte
auch in Hamburg so sein: die kunstgewerblicheproduk-
tion ging an der eigentlichen Arbeit des Malers
ineist vorüber und erschöpfte sich in Möbeln, Metall-
gegenständen, Textilien, Keramiken und Tapeten. In
Hamburg war es ja fast immer so gewesen, und
Hamburg war auch nie im engeren Sinne eine Deko-
rationsmalerstadt, wie etwa auch, wieder sozusagen,
München. Wenn Hamburg einen größeren Zulauf
von fremden jungen Berufsgenossen aus dem Binnen-
lande hat als München, so ist das nicht mit gleichen
Gründen zu erklären: nach München gingen feit
langem die jungen Maler, um zu sehen und zu
lernen — nach Hamburg aber, um Geld zu ver-
dienen und die mancherlei Reize und Gefahren der
Seestadt zu probieren. In Hamburg wurde von
jeher so viel weiß und grau gestrichen, wie in Mün-
chen viel gemalt wurde. So wäre also kaum Ham-
burg jemals mit der Anregung vorangegangen, trotz-
dem die eigentliche Anregung zu diesen Ausstellungen


Kunst und Handwerk. 6J. Iahrg. Heft JO

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