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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Heinicke, Ute: Alte Friedhofskunst auf dem katholischen Friedhof zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0351
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Akte LrLedhofbüunsi
auf dem ßathokischen Lriedhof yu
(Dreeden^A.

(Von -A. HeinicKe, FreiKerg.

(Mit 8 Bildern nach Vriginalaufnahmen des Verfassers?)

ie Friedhofskunst ist heute zum selb-
ständigen Faktor im Kunstgewerbe
geworden, und allmählich wendet
sich das große Publikum der mehr
und mehr sich ausbreitenden Kunst-
richtung zu. Nachdem bereits
unsere Vorfahren sich in die Pflege dieser Kunst
vertieft hatten, wie so viele Denkmäler auf den alten
Friedhöfen hin und wieder in den deutschen Landen
es heute uns noch zeigen, kam eine Zeit, da die
Grabsteine nur „fabrikmäßig" hergestellt wurden,
schematisch gearbeitet, erzählten sie gar nichts von
Liebe und Kunstsinn, nichts von Individualität und

‘) Sämtliche Aufnahmen find mit der Erncmann-Aamera
tfeag VI, ausgerüstet mit Ernemann-Doppel-Anastigmat, gemacht.

556. vom katholischen Friedhof zu Dresden-A: Denkmal des
Bildhauers Balthasar Permoser st ;?32. (Eigene Arbeit
des Meisters.)

557. Denkmal des Johann Georg, Lhevalier de Saxe st *774.
(von Ioh. Bapt. Dorsch.)

Feingefühl. Mit dem heutigen Umschwung wird
der Blick zurückgelenkt aus die frühere Kunstrichtung
und zugleich das Gedenken an gute, leider aber viel
zu früh vergessene Künstler wachgerufen.

Der alte katholische Friedhof zu Dresden-A., den
Maria Iosepha, die Gemahlin August III. von
Polen, für ihre katholische pofdienerschaft anlegen
ließ, bietet in dieser pinsicht eine große Menge alter,
guter und stilreiner Denkmäler, hergestellt von Künst-
lern, die ehedem wohl einen klingenden Namen be-
saßen, deren aber heute beinahe nicht mehr gedacht
wird.

Obenan unter diesen Künstlern steht der Meister-
Balthasar Permoser, der Lohn eines Bauern in
dem zum Pfarrdorf Otting bei Traunstein in Ober-
bastern gehörenden Meiler Tammer. Schon in
seiner frühen Jugend zeigte Permoser Talent zu
plastischer Nachbildung; er zeigte dies bald an seinem
pirtenstab, den er kunstvoll mit dem Messer bear-
beitete. Die geringe freie Zeit, die ihm blieb, füllte
er aus, indem er aus polz Tiere und Figuren
schnitzte. Schnell wuchs unter guter Anleitung durch
tüchtige Meister das Talent des Knaben, und fürst-
liche Gönner ermöglichten dem strebsamen jungen
Manne die Reise ins Land der Künstlersehnsucht,

riunft und Handwerk. 6J. Iahrg. Heft ](](.

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