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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Lory, Karl: Die Bayerische Gewerbeschau München 1912, [4.]: Metallarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0362

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745. In Eisen getriebene und geätzte Platten und Sxieltellerchen; von Wilhelm Eich heim. (V- d. wirkl. Größe.)

(Die Kaxensche GeiverKeschau
(München 1912.

(Fortsetzung.)

(Von Dr. Aark iTorp.

IV. (Mekalkaröeiken.

as Eisen ist vielleicht das nüchternste
und praktischste Rohmaterial des
heutigen Menschen; eine unüber-
sehbare Menge von Gebrauchs-
gegenständen wird daraus gefer-
tigt. Aber künstlerische Veredelung
der letzteren tut genau so not, wie künstlerische Voll-
endung von Eisenarbeiten möglich ist. Es ist erfreulich
festzustellen, daß der enge Bund zwischen Künstler
und Hersteller, wie die Gewerbeschau ihn ja zu ver-
wirklichen beabsichtigte, gerade bei den Eisensachen
deutlich zutage tritt, auch bei der einfachsten Form
der Eisenarbeit, beinr Gußeisen.

Am lehrreichsten ist in dieser Hinsicht natürlich
die Ausstellung der Firma Austermann: Weg-
weiser, Laternenpfähle, Brunnen, Aüchenwagen und
viele andere Dinge des Alltagslebens, über die man
sich zu ärgern gewohnt ist, haben da eine einwandfreie,
ja ansprechende Gestalt angenommen. Die Auster-
mannschen Aochöfen nach Entwürfen von Fischer
und O. Baur sowie nach Modellen von Jakob
H offmann (Abb. 7^6) zeigen uns, daß die bekannte
Firma nicht erst seit Heuer etwa sich künstlerisch be-
raten läßt. Sehr ansprechende eiserne Ofen stammen
übrigens auch von G. Lincke (Abb. 7^7 u. 7^8.)

Handelt es sich hier um Gebrauchsgegenstände,
die immerhin von vornherein eine gewisse überlegte
Aonstruktion wenigstens erfordern, so zeigen die aus-

gestellten Werkzeuge vielleicht am besten, daß die
reine Gebrauchsform eigentlich an sich fchon ansprechend
wirkt, sozusagen veredelte Züge aufweist. Ein Blick
auf die Werkzeuge der Firma Dann er-Grafing
oder auf die Baummeßkluppen von E s ch e r in Aempten
läßt dies deutlich erkennen. Verschiedene Bügeleisen-
griffe aber lehren, wie schwer es manchen Leuten
fällt, Zweckformen sozusagen freihändig zu erfinden.
Welche Wirkungen künstlerische Veredelung an den
alltäglichsten Dingen aber hervorzubringen vermag,
dafür sind die Darbietungen der Baubeschlägefabrik
W. Aiefer und Eie. ein geradezu verblüffendes
Beispiel; bekanntlich hat es die genannte Firma ver-
standen R. Ri einer schmid für ihre Erzeugnisse bzw.
deren Vervollkonnnnung zu interessieren. Wenn man
aber erkennen will, wie zäh die einmal in Aufnahme
und Gewöhnung gekommenen üblen Formen gerade
bei (Guß-) Eisensachen sich festzusetzen pflegen, der
studiere die „künstlerische Entwicklung" der Näh-
maschine. Eie erzählt eigentlich das ganze Elend
von der „geschmackvollen" Verhunzung des deutschen
„Heims" (das der Spießbürger bekanntlich „schmücken"
muß) in: Zeitalter und im Geiste des sieghaften In-
dustrialismus. Da erkennt man unter Schüttelfrost und
Gänsehaut, daß zwischen „vornehmer Ausstattung"
nach Spießbürgerbegriff und anständiger Form im
Sinne des gesunden Menschenverstands unüberbrück-
bare ‘Klüfte gähnen. Die Gewerbeschau hat sich
m. E. allein schon durch den Versuch die deutsche
Nähmaschinenform zu verbessern ein nationales Ver-
dienst erworben. Freilich, ein Verdienst, das die
liebe misera contribuens plebs „entsprechend" wür-
digt : nämlich gar nicht. Wenn nur die Rädle
schnurren, das genügt.

Man vergleiche aber doch einmal die ornamen-
tale Wirkung der üblichen Nähmaschinengestelle mit

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Kunst und Handwerk. 62. Iahrg. Heft {2

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