Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

DOI Artikel:
Chronik des Bayer. Kunsgewerbevereins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
itljrouif des Bayer. Kunstgewcrbevereins.

********&+*&****£****************#&*

Lßronik des Va^cr. Kunflgewcröemeins.

***»*»***.»*******»*****»********»**

Mochenversamml'ungcn.

Erster Abend. — Die Reihe der dieswinterlichen Wochen-
versammlungen wurde am 5. November eröffnet; der Vorsitzende,
Prof. Pfeifer, begrüßte die versammelten, deren große Zahl
allein schon bewies, mit welchem Interesse dem Vortrag von
Prof. vr. Lucian Shermann „Aus dem Leben birmanischer
Bergstämme" entgegengesehen wurde. War doch der Vor-
tragende erst vor wenigen Monaten von einer vierzehnmona-
tigen Reise aus Hinterindien zurückgekehrt, von der er eine
reiche Ausbeute an ethnographisch bedeutsainein Material nach
München gebracht hat, das allerdings noch der endgültigen
Ausstellung harrt. Ls handelte sich um eine Reise an der
Grenze von Hinterindien und China, deren Verlauf und Er-
gebnis durch die von der Gemahlin des Vortragenden ge-
machten photographischen Aufnahmen mittels Projektions-
apparat aufs lebhafteste veranschaulicht wurde. Alle Seilen
des Lebens der Eingeborenen von Britisch Hinterindien (Birna),
wie nicht minder die Rasse-Zusaminenhänge wurden mit glei-
cher, das Interesse der Zuhörer erregender Liebe geschildert
wie die Erzeugnisse der heimischen Volkskunst und die Land-
schaft. Der Vortragende hat damit der gediegenen Reihe
seiner Vereins-Vorträge ein weiteres wertvolles Glied eingefllgt.

Zweiter Abend — den (2. November — Vortrag von Alex,
houdelets, Berlin, — über „Künstliche synthetische Edelsteine
und ihre Unterscheidung von echten Natursteinen". Es war
ein höchst aktuelles Thema, über das der Redner — Edelstein-
Sachverständiger in Berlin auf Veranlassung des Vereins
der Juweliere und Goldschmiede sprach. Redner ging von der
Tatsache aus, daß die Seltenheit und der hohe Preis schöner
Steine schon früh zu Nachahinungen und Fälschungen geführt
hat. Er besprach alsdann die mineralogischen und optischen
Mittel, echte von falschen Steinen zu unterscheiden, - - Nittel,
die völlig zuverlässig waren, solange die Fälschungen eben
chemisch und krystallographisch anders beschaffen waren als
die echten, die aber zu versagen anfinge», als es gelang auf
feurig-flüssigem Wege Nachahmungen herzustellen, die nach
Bestandteilen, Farbe, Härte usw. völlig mit den Natursteine»
llbereinstimmen. Künstliche Rubine wurden seit etwa (5, Sa-
phire seit 2 Jahren hergestellt, zuerst in Paris, jetzt auch i»
Deutschland (von der Deutschen Edelsteingesellschaft). 21,i Leucht-
kraft stehen die synthetischen Edelsteine — wie von den Fach-
leuten anerkannt w,rd — den Natursteinen nicht »ach; aber
in einem Punkte zeigen die letzteren doch Merkmale, die den
Kunststeinen fehlen und wahrscheinlich auch nie erreicht werden
können; diese Merkmale bestehen in den bei Natursteinen
häufigen Einschlüssen. Der natürliche Rubin z. B. ist häufig
durchsetzt von Rutil-Nadeln, die vielleicht die Ursache des eigen-
artigen Seidenglanzes sind, den man bei echten Rubinen be-
sonders schätzt; bei anderen Steinen sind Flüssigkeits- und
kleine Kristalleinschlllffe eine regelmäßige Erscheinung. Der
Vortragende hat unter q-o untersuchten Steinen keinen einzigen
gefunden, der frei von solchen Merkmalen war, während
kein einziger Kunst-Edelstein ein solches aufwies — außer
den nur den Kunststeinen eigentümlichen Riffen und Luftblasen.
Schließlich wandte sich der Redner den Perlen zu, deren ge-
treue Imitierung erstmals einem Pariser Rosenkranzmacher

((SSO) gelungen ist durch Füllung dünner Glaskügelchen
mittels einer von Fischen gewonnenen perlmulterartigen Substanz;
jetzt wird die Perle auch künstlich gezüchtet, indem man in
die Schalen der Perlmuscheln kleine Körper bringt, die sich im
Laufe von etwa q. Jahren so stark mit Perlsubstanz überziehen,

, daß man sie dann von ganz echten Perlen nur durch das Ge-
wicht und durch die nur mikroskopisch wahrnehmbare andere
Beschaffenheit der Gberfläche unterscheiden kann. Dem
mit warmem Beifall besonders der zahlreich anwesenden Ju-
weliere ansgenommenen Vortrag folgte eine kurze Diskussion,
die von hofjnwelier Heiden eröffnet wurde, indem er den
hohen ideellen Gualitätswert stets hochznhalten empfahl. Prof,
der Mineralogie Or. Geb decke betonte, daß es immer doch
noch Kennzeichen für die Unterscheidung von echten und unech-
ten Edelsteinen gebe; zu diesen Kennzeichen gehören außer
den Lustbläschen auch noch kleine Unterschiede in der stoff-
lichen Zusammensetzung. Ls sei zu hoffen, daß die Zukunft
uns immer zuverlässigere prüsungsmeihoden schenken werde.

Programm für die (Wochenversanrmkungen
pro Januar.

Die Vorträge finden jeden Dienstag abend s'U Uhr im
Festsaal des Kunstgewerbehauses statt, mit Unterbrechungen durch
die Weihnachts- und Gsterpause.

Infolge des Todes des Prinzregenten Luitpold mußte
das Wochenprogramm einer 2lbänder»ng unterzogen werden, da
der Geburtstag des Prinzregenten Ludwig — der 7. Januar —
auf einen Dienstag fällt; an diesem Tage findet im Verein
eine T rauerfeier für den verstorbenen Regenten statt
der eine Huldigung für den Prinzregenten Ludwig folgt.
Weiterhin sieht das Programm vor:

(-(.Januar, vr. Paulus: (Thema noch unbestimmt).

2(. Januar, Julius Kempf: Schmuckformen der holzbau-
weise.

28. Januar, vr. Josef Popp: Stil, Stilwandlungen, mo-
derner Stil.

Ältere Jahrgänge der Zeitschrift werden an vereius-
mitglieder bis auf weiteres — solange der verfügbare
Vorrat reicht — zu folgenden ermäßigten Preisen abgegeben:

1912

(2 M.

1909

8 M.

(906 6 m.

i9U

(0 M.

1908

7 M.

(905 und

WO

9 M.

1907

6 M.

frühere 5 M.

■-■—ri Berichtigung.

Die Firma Rosenthal Sc (So. in Selb legt
Wert darauf, festzustellen, daß das von Guldbrand-
son entworfene Service (fjeft 2, S. ^8, Abb. s\5)
niemals von ihr als „Neudeutsches Porzellan" be-
zeichnet worden fei. Damit ist natürlich auch eine
Anwendung der daran geknüpften Bemerkung auf
Rosenthal & i£o. hinfällig. Die betreffende Be-
zeichnung lautete vielmehr: „Neue deutsche Porzellan-
kunst"; die Umwandlung dieses Ausdrucks in die
abgekürzte Form „Neudeutsches Porzellan" ist natür-
lich lediglich auf ein Übersehen, bzw. auf Mißverstehen
mündlicher Mitteilung zurückzuführen.

vr. Karl Lory. Die Schriftleitung: Prof. L. Gmelin.

verantw. Red. — ausgenommen Anzeigeteil:—Prof. £. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Aunstgewerbeoerein. — Druck und Verlag von

R. Dldenbourg, München.
 
Annotationen