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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Bernhart, Max: Moderne Medaillenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0240

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4(2. Tanz; Bronzeplakette von Sanwysocki (wenig verkleinert).

Moderne MedaikkenKunsi?)

(Von vr. Max lKernhaxt.

^as Ergebnis des diesjährigen Mün-
chener Medaillenwettbewerbs* 2)
kann uns in der Zuversicht be-
stärken, daß dieser Zweig künst-
lerischen Schaffens zu einer an-
sehnlichen Entwicklung gedeiht.
Die besondere Fürsorge, die sich in den letzten Zähren
der Medaille angenommen, hat unverkennbar Segen
gestiftet. Za wer die Erzeugnisse des genannten
Wettbewerbs besieht und mit den Leistungen der
Medaillenkunst andrer Städte und Länder vergleicht,
wird es nicht verfrüht finden, heute schon von einer
selbständigen Münchener Medaillenkunst zu sprechen.

wie München von jeher schon seiner künstlerischen
Arbeit einen originellen Geist aufprägte, läßt auch
die pflege der Medaille nicht die gemeinsame Absicht
vermissen: es ist die im Kuusthandwerk und in der
Architektur längst schon gelungene Bemühung, von
der Eharakterlosigkeit der kosmopolitischen Überlie-
ferung des (fl. Zahrhunderts sich loszuringen. Die
geistlose Prägemedaille, der jeder pauch künstlerischer
Beseelung fehlt, muß verdrängt werden durch Werke,

*) Die begleitenden Bilder stellen, wo nicht ausdrücklich
anders vermerkt ist, die Originale in wirklicher Größe dar. —
Wo kein Wohnsitz des Künstlers angegeben, ist stets „München"
zu lesen.

2) Die Bedingungen sind weiter unten im Auszug wieder-
gegeben.

die ihre ästhetische Taufe von den großen Vorbildern
der italienischen und deutschen Renaissance empfangen.

Damals konnte die Medaille gedeihen, weil hinter
den fähigen Künstlern das förderliche Verständnis
der Allgemeinheit stand und jenem zartesten Erzeugnis
der Plastik ein Selbstzweck zuerkaitnt wurde. Nur
so sind Werke vom starken Geist der Pisano und
Sperandio, der Nürnberger und Augsburger Meister
des (6. Zahrhuitderts, der Franzosen Dupre und
Wann möglich gewesen. Die Plattheit und Armut
der Medaille des (7. und (8. Zahrhunderts war
nicht mehr zu überbieten, als von Paris neue An-
regung ausging. Aber sie allein hätte wohl ebenso-
wenig wie die Bemühung von Wiener Künstlern
genügt, um eine neue Blüte der Medaillenkunst her-
beizuführen. Sie wird, wenn sie vollends Tatsache
geworden ist, vorab München zu verdanken sein.
Der revolutionäre Geist, der hier seit etwa fünf
Zähren einer zopfigen Tradition abgeschworen hat,
kann bereits auf gediehene Früchte Hinweisen. Einem
gesunden Znstinkt gehorsam, umging man die fran-
zösische Schule und ließ sich von den Meistern der
griechischen Antike und der Renaissance belehren.
And wenn diese Leistungen der Münchener Schule
auch nicht den ganzen Beifall der Allgemeinheit
fänden, so bleibt doch das eine erfreulich, daß sie
eine Bahn gefunden, auf der es vorwärts gehen
kann. Wie alle Kämpfer ums Neue bitten auch
diese Künstler uin das eine Notwendige: Freiheit.
RI an laste sie noch geduldig gewähren und verschone
sie mit dem billigen Program,ngerede, sie müßten
Stil bekommen. Beweisen's denn nicht tausend Bei-

Aunst und Handwerk. 63. Zahrg. Heft 6.

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