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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Chronik des Bayer. Kunsgewerbevereins
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Franz Ringer. Lhronik des Bayer. KuNstgewerbevereins.

andwerkerkompttß. Lehr- und Lesebuch für Aurse
und Haus. Volksvereinsverlag in M.-Gladbach.
Geb. 75 Pf.

Der Verband für soziale Aultur und Wohl-
fahrtspflege hat in diesem handlichen Bändchen Alles
übersichtlich zusammenstellen lassen, was den: Hand-
werker als Rüstzeug bei seinem Fortkommen im all-
täglichen Leben von Nutzen sein kann. Wie der
Aompaß den Schiffer an gefährlichen Alippen sicher
vorbeiführt, so soll diese Sammlung dem Gewerbe-
treibenden ein Wegweiser durch das Labyrinth von
gesetzlichen Vorschriften sein, auf die er in seinen:
Geschäftsbetriebe achten muß. Aber auch nützliche
Winke für viele andere Erfordernisse des Erwerbs-
lebens enthält das Buch, so daß es Jedermann
bestens empfohlen werden kann. 3. H.

Lgronik des KunflgeuMömmns.

Mochenversammkungen.

Dreizehnter Abend — den März \<)\3 — Vortrag von
Dr. (D. Spengler — über die „Kgl. Preußische P or-
zellanrnanufaktur in Berlin". Die Manufaktur, die
demnächst ihr zso jähriges Bestehen als Staatsanstalt feiert,
hatte dem Vortragenden eine beträchtliche Anzahl von Proben —
besonders auch aus unserer Zeit — zur Verfügung gestellt, und so
fehlte es nicht an Anschauungsmaterial. Der Redner führte etwa
folgendes aus. DieBerliner Manufaktur, die zu den wenigen noch
übrigen staatlichen Porzellanwerkstätten gehört — Staats-
anstalten sind nur noch in Meißen, St. Petersburg und Sevres
— hat als Vorläufer eine Manufaktur von Wegeli (:?50—57),
nach deren Eingehen Gotzkowski die Manufaktur gründete (;7Sf),
die am 24. August :?SL um eine für die damaligen Verhält-
nisse recht ansehnliche Summe (fast M. */« ITCUI.)-trt den Besitz
Friedrichs des Großen überging, der ihr zeitlebens feine Gunst
bewahrte. Er gab ihr große Aufträge für die Ausstattung
seiner Schlösser und förderte das wirtschaftliche Gedeihen der
Anstalt, indem er, um den Absatz zu heben, z. B. den Pächtern
der Staatslotterie die Auflage machte, jährlich für 600 Taler-
Porzellan zu beziehen; und Juden, die sich um eine Vergünstigung
bewarben, waren genötigt, für ZOO Taler Porzellan zu über-
nehmen. Beim Tode des Königs (f876) hatte die Manufaktur
ihren Höhepunkt erreicht. Zu ihren bedeutendsten Arbeiten aus der
Zeit des Königs gehörte das Tafelservice, das dieser für die Kaiserin
Katharina von Rußland unfertigen ließ (z772). Um diese Zeit
konnte die Manufaktur jährlich SO—40 000 Taler an die Staats-
kasse abliefern. Technisch stand sie immer auf der pöhe; Z77S
gelangten die ersten Dampfmaschinen zur Aufstellung; während
der Herrschaft des Empirestils lehnten sich die Berliner Erzeugnisse
mehr an die englischen als an die französischen Vorbilder an. Aus
dieser Zeit stammen die Biskuitfiguren, deren Modelle z. T. von den
Klaffizisten Genelli (Vnkel des Malers) und Schadow herrührten.
Der Anfang des Jahrh. brachte der Manufaktur schwere
Jahre; *8;7 wurden noch die großen Geschenke für die Heer-
führer gefertigt (itn Werte von einer Million Mark), dann ging

es aber schnell abwärts. Erst in den siebziger Jahren des
lg. Jahrh. ist wieder ein Aufstreben wahrzunehmen, insbesondere
seit man die Manufaktur als Muster- und Versuchsanstalt aus-
baute, die weniger die Aufgabe hat, zu verdienen, als neue
Pfade zu finden; die größten Verdienste erwarben sich hier
Seger als Techniker, Sußmann-Pellborn als Künstler, später
der aus München gekommene Maler Schmutz-Baudiß, denen in
neuester Zeit u. a. noch die Münchner Bildhauer Schwegerle und
Wackerle sich zugefellten. Die Manufaktur steht heute in allen
Techniken und in jeder Beziehung in erster Reihe Das Mpfer,
das der preußische Staat alljährlich durch Deckung des Defizits

687. Neujahrskarte; (Driginalbreite ;z ein.)

bringt, ist sicher nicht umsonst gebracht; es kommt der ganzen
keramischen Industrie zugute. — Der Vortrag fand allgemeine
Anerkennung, und die denselben begleitenden Proben neuerer
Arbeiten der Manufaktur ließen deren Vielseitigkeit im besten
Licht erscheinen.

Vierzehnter Abend — den März — Vortrag des Archi-
tekten Theod. D om b art, München, über „Schwabings kulturelle
Vergangenheit". Unter den zahlreichen Zuhörern, die dieses
Vortragsthema in den vereinssaal gerufen hatte, mag mancher
gewesen sein, dem es seltsam vorkam, daß Schwabing älter ist
als München selbst. Jetzt freilich, da der Redner das ge-
flügelte Wort „Schwabing ist ein Gemütszustand" zum Aus-
gangspunkt feiner interessanten Ausführungen machte, sind die

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