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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Weinmayer, Konrad: Gabriel von Seidl: geb. den 9. Dez. 1848, gest. den 27. April 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0373

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688. Schreibzimmer im Palais des Grafen zu Törring-Iettenbach; von Gabriel von Seidl.

Gaßriek von Keidk

geö. Len 9. Dez. 1848, ge st. Len 27. -Apvlk 1913.

t glänzende, moderne deutsche Ar-
chitektur mit ihren göttlich klaren,
aus der Erde gewachsenen Bauten,
die schier übergroße Beelen als
Bewohner fordern, erkennt Mün-
chens Architektur nicht an. Wie
es niemandem einfällt, die venezianische Architektur
zugunsten der florentinischen herabzusetzen, so ist auch
für Münchens kerndeutsche, rein malerische Baukunst
im Entwicklungsfeld der gesamten, deutschen Archi-
tektur wohl Platz vorhanden. München ist in jeder
Einsicht eine Insel im Deutschen Reich, sie ist die
künstlerisch stärkste Btadt, und Gabriel von Beidl,
ihr großer, eben verstorbener Architekt, schuf ihr aus
dem Innersten heraus. Nirgends war hier ein
Platz für ein eisernes, nacktes Btarren, nirgends für
ein kaltes, egoistisches Bichbreitmachen, überall sieht

man ein unendlich seines Bichbescheiden und ein
stilles Bichschmücken. Die moderne deutsche Archi-
tektur kennt Beidl nur als den Eklektiker. Wer
Münchens Beele versteht, weiß, daß auch dieser Ek-
lektizismus in seiner starken lyrischen Art tief be-
gründet ist. Und alles Echte hat fein unantastbares
Recht. Gabriel von Beidl war Manns genug, Ek-
klektiker zu fein. Er durfte in allen Btilarten spielen.
Er schuf stets unergründlichen Reichtuni dabei.

Bein Familienhaustypus zeichnet sich, wie er
selber sagt, durch ein hohes Ziegeldach aus, das
nach immer mehr Vereinfachung strebt, und durch
geputzte, Helle Wände; das seien seine Hauptmerk-
male. Er trug seine Villa weit fort, überall wurde
es die typische Münchener Villa, und wohin sie kam,
nahm man die schmucke Wanderin mit offenen
Armen auf. Man hat sie lieb, diese behaglich
frischen päuser und die Art, wie mit der Dekoration
um die Wände herumerzählt wird, niemals Rede
stehend auf die Fragen nach der Btruktur, mit ein
Grund für die Urteile. der modernen deutschen Ar-

Kuufl und Handwerk. 63. Iahrg. Heft 9-

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