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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Heilmeyer, Alexander: Dekorative Kunst von Julius Diez: und ihre Beziehung zu Architektur und Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0049

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Dekorative Kunfl von Julius Diez

und ihre Seziehungen zu Architektur und Runstgewerbe

vom Buchzeichen zum Buchschmuck und zur Illu-
strationskunst, vom Plakat zum Wandbild, vom
keramischen Flächeirschmuck zur Mosaikmalerei, damit
ist in allgemeinen Zügen das mannigfaltige dekora-
tive Schaffen von Julius Diez gekennzeichnet. Seine
dekorative Malerei entwickelte sich vom Schnörkel
graphischer Linienkunst zu monumentaler Grna-
mentalität in Linien und Farben. Darin ein Zeit-
genosse von Franz Stuck, ist Diez auch der ihm anr
nächsten stehende Künstler. Und wie dieser pflegt
auch Diez innige Beziehungen zu Architektur und
Kunstgewerbe, wie bei Stuck ist auch seine „ange-
wandte Kunst" auf dem Münchner Kunstboden
erwachsen. Sie hat ihre Vorfahren in Neureuther,
Genelli u. a., welche die Blumen und Früchte
aus den blühenden Gärten ihrer Phantasie freilich
nur in „Bilderbögen" und pretentiösen Kupfer-
stichwerken ausgeben konnten. Ihre Sehnsucht und
ihr Schrei nach wänden blieb ungestillt. Und auch
wo sie erfüllt wurden, verhinderten unzulängliches
malerisches Können und der Mangel an praktischer
Erfahrung und Technik, Dauerndes zu schaffen.
Julius Diez traf es schon besser. Er lebt in einer
Zeit hochentwickelter malerischer Anschauung und
erfüllt auch alle praktischen und technischen Vor-
aussetzungen, welche die dekorative Malerei an
den Künstler stellt. Die malerische Auffassung des
Wandbildes ist eine moderne Errungenschaft. Um

dazu zu gelangen, mußte die mehr zeichnerische
Kartonmalerei der Früheren und der Münchnerische
dekorative Schnörkelstil erst durch die Schule der
modernen Malerei hindurchgehen: lichter, farbiger,
tonreicher werden. Denn auch die architektonisch
gerichtete dekorative Malerei schöpft ihre maleri-
schen Anschauungen aus der Natur. Aber als eine
ästhetischen Bedürfnissen dienende Schmuckkunst
hat sie anderen Anforderungen zu genügen als die
Bildermalerei, die ein beliebiges Stück Natur um
des malerischer Eindruckes willen darstellt. In-
dem sich die dekorative Malerei mit der Architektur
verbindet, um einen Raum mit Farben zu schmücken
urrd zu beleben, unterliegt sie als raumschmückende
Kunst denselben architektonischen Bedingungen und
Gesetzen wie z. B. die tektonische Plastik. Sie muß
sich dem Raum nach den« Gesetzen des architek-
tonischen Flächenschmrrckes, der Symmetrie, Reihung
und des Rhythmus organisch einfügen. Und dieser
ihr architektonischer Charakter bedingt zugleich auch
das überhöhte Format ihres Stils. Die Eingliede-
rung in bestimmte öffentliche Räume gibt dieser
Malerei gegenüber den aus der Tiefe des Gemütes
oder nach Lust und Laune gemalten Tafelbildern
eine viel größere Bedeutsamkeit, die sich auch in
der gegenständlichen Darstellung aussxricht. Ihre
Verbindung mit öffentlichen Gebäuden, die dem
Staat, der Kirche, den Wissenschaften und den

Aunst und Handwerk. L4. Iahrg Heft 2.

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