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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 67.1916-1917

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Grube, Hans B.: Die Technik des Eisengusses
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https://doi.org/10.11588/diglit.7004#0023
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Vie Technik -es Eisengusses

von Hans S. Grube-München

Die Geschichte des Eisengusses ist uralt. Sie ist ge-
kennzeichnet durch auffällige Schwankungen zwi-
schen Perioden von Aufblühen und Abfterben der
Gießtechnik, die sich mehrmals zu großer künstleri-
scher höhe erhob und dann — oft ganz plötzlich -
für längere Zeit fast völlig erlosch, wenn andere
Metalle dem Eisen das errungene Gebiet erfolg-
reich streitig machten. Die Verwendung des Eisens
und Eisengusses in Kunst und Knnstgewerbe ist
eben ein Gebot der Not, daher verschwindet die
Eisenknnst auch sogleich wieder, sobald bessere Zeiten
kommen und edlere Metalle wie Bronze u. a.
verwendet werden können. And doch legt die
Gediegenheit guter Gußeisenerzeugnisse, die bei
richtiger Behandlung zu erzielende große Wider-
standsfähigkeit des Eisens gegen äußere Einflüsse
und die Möglichkeit, zweckmäßige Verwendung mit
Schönheit der Ausführung bei zahllosen Gegen-
ständen des Gebrauches in Einklang zu bringen,
den Wunsch nahe, daß die Kenntnis der Eisenguß-
technik wieder in weitere Kreise getragen werde,
und es steht zu hoffen, daß sich ihr jetzt mancher
zuwenden wird, der bisher achtlos daran vorüber-
gegangen ist. Zweifellos wird das zu einer Be-
reicherung des deutschen Kunstgewerbes führen,
deren Ergebnis in ihrer vollen Bedeutung augen-
blicklich noch nicht abzusehen ist.

Erste Vorbedingung ist zunächst das Studium aller
Einzelheiten der Eisengußtechnik. Weiterzubauen
auf der Grundlage bewährter alter Methoden wird
dann die Aufgabe derer sein, die an dem Auf-
schwung der Gießtechnik Mitwirken wollen.

Anter allen Metallen ist es das Eisen, das auf die
Entwicklung unserer Kultur von altersher den größ-
ten Einfluß ausgeübt hat. Kein Metall hat in den
technischen Künsten eine so große und umfassende
Bedeutung wie das Eisen. Kein Metall ist einer
solchen technischen Ausbildung und dadurch be-
diugZx^ Werterhöhung fähig, kein Metall — vom
Aluminium abgesehen — findet sich so häufig und
so allgemein verbreitet auf unserem Erdball vor.
Das Eisen bildet einen großen Teil der Zusammen-
setzung der Erdwände und bedingt auch ihr Leben
und Gedeihen. Es ist ein ewiger Kreislauf, den das
Eisen aus der Erde in den Schmelzofen, in die

Schmiede, in das Baus und wieder in die Erde
zurücklegt.

Die Urgeschichte des Eisens und seiner Bearbeitung
verschwindet ins Dunkel, wann das Eisen zuerst
benutzt wurde, verrät uns weder die Bibel noch
sonst eine Überlieferung. Sichere Anzeichen für die
Verwendung des Eisens finden wir erst bei den
alten Ägyptern, und zwar wurde in einer der älte-
sten Pyramiden, der des Lheops, im Jahre 1.837
durch den Engländer pill inmitten einer Steinlage
ein Eifenftück gefunden, das offenbar zu einem
Werkzeug gehört hatte. Da die Pyramiden etwa
um das Jahr 3000 v. Ehr. erbaut wurden, so ist das
Alter des Eisenstückes auf etwa 3000 Jahre zu be-
rechnen. Vermutlich ist es ein Stück bearbeiteten
Meteoreifens.

Lhemifch reines Eisen wird technisch nicht verwen-
det. Seine Bestellung würde viel zu teuer kom-
men. Auch ist entgegen der landläufigen Ansichten
über Eisenhärte chemisch reines Eisen ein ganz
weiches Metall. Seine Bärte erlangt es erst in der
Form zweckmäßiger Legierungen und durch die
Bearbeitung unter Feuer und Druck.

So ziemlich alle Eisenlegierungen, die in der Technik
benutzt werden, enthalten Mangan, Silizium, Phos-
phor und Schwefel, immer aber als den wichtigsten
seiner Bestandteile Kohlenstoff. Der Kohlenstoff
ist im Eisen entweder in freiem Zustande oder in
chemischer Bindung als Eisenkarbid enthalten.
Durch seinen Kohlenstoffgehalt wird die Naturhärte
des Eisens hauptsächlich beeinflußt; je mehr Kohlen-
stoff im Eisen enthalten ist, desto größer ist seine
Bärte. Auch das Mangan und das Siliziunr
bewirken eine Steigerung der Bärte, jedoch nicht
im gleichen Maße wie der Kohlenstoff. Ferner
haben auf die Bärtung des Eisens noch andere
Körper, die bei Eisenlegierungen Verwendung fin-
den, Einfluß, so hauptsächlich Nickel, Ehrom,
Wolfram. Als Zusatz zu Eisenlegierungen ist erst
in neuester Zeit das Aluminium hinzugekommen,
nachdem neuerfundene Methoden zu seiner Gewin-
nung eine sehr erhebliche Verbilligung des vormals
außerordentlich kostspieligen Metalles herbeigeführt
haben. Aluminium wirkt als Zusatz beim Eisen-,
Stahl- und Kupferguß reduzierend auf vorhandene

Annst und Handwerk. «7. Iadrg. Heft 2.

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