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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 68.1917-1918

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Mader, Felix: Figürliche Goldschmiedearbeiten in Unterfranken
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Muchall-Viebrook, Thomas: Über einige Entwürfe für alte Goldschmiedearbeiten im Bayerischen Nationalmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10300#0058
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wieder eine Augsburger Arbeit, und zwar um
20 Jahre jünger als die beiden vorbeschriebenen.
Der Inschrift am Sockel zufolge wurde sie (750
vollendet. Die Meistermarke bezieht sich wahr-
scheinlich auf den Goldschmied Johann Jakob
Bauer. Ikonographisch betrachtet gehört die Aschaf-
fenburger Gruppe dem gleichen Typus an wie
die Würzburger. Aber der Unterschied in der
Auffassung ist groß. Die elegante, kapriziöse Art
des Rokoko hat sich der Darstellung bemächtigt:
vornehme, zurückhaltende Bewegung beseelt die

Gruppe; das Figurenideal ist markiert im Aus-
druck mit einem Unterton von Zierlichkeit, also
das gleiche Stilemxfinden, das im Ornament
des Rokoko lebt. Das Jesuskind ist ungewöhn-
licherweise bekleidet und trägt eine Krone. Die
Gruppe, der eine Strahlenmandorla die schlie-
ßende Folie gibt, steht aus einem sehr geschickt
gebildeten eleganten Sockel, der in vergoldetem
Kupfer ausgeführt und mit geschmackvollem Silber-
beschläg geschmückt ist. Die Gesamthöhe mit Sockel
beträgt (,50 m.

über einige Entwürfe für alte Golöschmieüearbeiten
im Saperischen Nationalmuseum

von Thomas Muchall-Viebrook

Tt

Seitdem die Formen der Renaissance in das deutsche
Kunstgewerbe eindrangen, sind von etwa (530
an eine Fülle von Vorlagen für Werke der Ldel-
metallkunst (Pokale, Becher, Kannen, Schalen,
Krüge) von den führenden Meistern des Kunst-
gewerbes, wie Altdorfer, Aldegrever, Flötner, Virgil
Solls, dem großen Nürnberger Goldschmied Wenzel
Iamnitzer, entworfen und auf dem Wege des
Stiches vervielfältigt und verbreitet worden, die
bis heute in großer Zahl erhalten, von der Blüte
deutschen Kunstgewerbes im (6. Jahrhundert ein
beredtes Zeugnis liefern.

Viel spärlicher sind uns natürlich zeichnerische
Original ntwürfe dieser Zeit für Goldschmiede-
arbeiten überkommen*).

Eine größere Anzahl solcher Zeichnungen enthält
nun auch die graphische Sammlung des Baye-
rischen Nationalmuseums, die bisher in weiteren
Kreisen unbekannt gewesen sind. Da sie auch heute
noch kunstgewerbliches Interesse erregen dürften,
soll Einiges davon an dieser Stelle veröffentlicht
werden. Zeitlich an erster Stelle steht ein Blatt mit
zwei noch gotischen Deckeln, beide in blau ange-
tuschter Federzeichnung, von denen der eine ver-
mutlich zu einem kirchlichen Gefäße (Liborium?)
gehört. Oben ein Deckel, dessen ansteigende, oben
kräftig eingeschnürte Flächein sischblasenartige Felder
mit scharfen Graten geteilt ist. Den unteren Rand
begrenzt in günstiger weise ein gotischer palmetten-
fries, auf dem ausladenden Knauf steht die breit-
gestellte Figur eines Bischofs im Pluviale mit

i) Berliner Kunstgewerbemuseum Entwürfe vom
Hamburger Goldschmied Jakob Mores d. A., vgl. Jahrbuch
der Preußischen Kunstsammlungen, Band II, 1890, S. 108 ff.

Mitra und pedum. Line sehr gute Silhouetten-
wirkung wird erzielt durch das breite Ausschwingen
der Buckelslächen unten und ihre gestraffte, fialen-
artige Zusammenziehung oben, deren Vertikal-
tendenz durch die breite Lagerung des wulstigen
Knaufes geschickt ausgeglichen wird. Der flimmernde
Eindruck der Metallflächen, die Licht- und Schatten-
lagerung an den Graten und in den Tiefen und
damit eine kubische Erscheinung des Deckels ist
durch die blaue Antuschung erzielt.

Die zweite Lösung des Zeichners zeigt eine glatt
gewölbte Deckelfläche mit ruhig ansteigendem Um-
riß. Oben ruht ein plinthenartiges Stück mit nach
unten gekehrtem Blattvolutenkelch, der eine Scheibe
mit Granatapfel als Bekrönung trägt. In der
ruhigeren Silhouette, dem klar geschichteten Aus-
bau und der deutlicheren Absetzung der Teile gegen-
einander zeigt diese Lösung einen viel ausgespro-
cheneren Renaissancecharakter als die erste.

Der folgende Entwurf, gleichfalls eine blauange-
tuschte Federzeichnung, zeigt in den Formen der
Frührenaissance einen Wasserbehälter in Kessel-
sorm mit Bügelgriff für kirchlichen (Weihwasser)
oder profanen Gebrauch. Von dem wulstigen
Fußreifen leitet eine durch graviertes Rankenwerk
im Stil Aldegrevers oder Flötners belebte Keh-
lung zu der runden, oben ausgebauchten Leibung
über, die, sonst glatt gehalten, um den metalli-
schen Reflex wirken zu lassen, nur hier mit einem
aufgravierten zierlichen Laubfries geschmückt ist.
von den an dieser Stelle aufgesetzten Löwen-
köpfen dienen die seitlichen als Henkelhalter, wäh-
rend der dritte in der Mitte die Ausgußröhre hält,
die in der perspektivischen Verkürzung verunglückt,

5^
 
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