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DACHAUER WEBEKUNST.

Im kunstgewerblichen Ausdrucksbild unserer Stadt
hat sich das „Volkskunsthaus Wallach" eine
eigenartige und geachtete Stellung errungen. Ausklei-
nen Anfängen entsprungen, hat sich sein Einfluß in
zäher, bewußter Arbeit und klarem kunstgewerblichen
Wollen stufenweise erweitert ist. Die Schöpfer und
Leiter des Volkskunsthauses, einer alteingesessenen
westfälischen Bauernfamilie entsprossen, haben den
Sinn für das bäuerliche Kunsthandwerk im eigenen,
bodenständigen Heim ererbt und geübt und, trotzdem
die letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts für die
Entwicklung von Tracht und Heimatkunst nichts we-
niger als günstig waren, in eine bessere Zeit gerettet,
die für das Alte, Bäuerliche, Volkseigentümliche nicht
bloß Verständnis aufbrachte, sondern Liebe empfand.
München war der geeignete Boden, auf dem die be-
wußte Pflege alles Volkstümlichen, aller Volkskunst
sprossen, in die Halme schießen und Früchte tragen
konnte. Die Brüder Wallach haben zu günstiger Zeit
mit ihrem schönen Unternehmen begonnen, was Ort
und Zufall veranlaßte, grundsätzlich ausgebaut: Das
große museumsartige Volkskunsthaus an der Ludwige
Straße hat sich der Masse bemächtigt, leitet deren Ge-
schmack, bringt ihr Wollen in die eigentümlichen For-

men des „Echten" und entreißt immer weitere Kreise
dem stillosen Maschinenartikel. Auf vielen Reisen durch
Länder, deren, namentlich ländliche Bewohner den Fa-
den des Heimatlichen, Ererbten nie zerrissen haben,
wurden von den Brüdern Wallach Ke/intnisse und die
eigentümlichsten Arten von Trachten, Stoffen, Ein-
richtungen gesammelt, das Gesammelte aber in Form
von lebensvollen Museen verarbeitet. Der Fachmann
auf diesem Gebiet findet völlig „echte", d. h. origi-
nale Stuben aus Bayern, Tirol, Franken, Westfalen,
Holland, um nur einige markanteBeispiele zu nennen.
Man staunt, wie sicher der doch so praktische und im
ganzen einfache Sinn eines auf der Scholle entwid<el-
ten Geschlechtes an seiner kunsthandwerklichen Tra-
dition hing und selbst bei den primitivsten Ausdrucks»
formen immer noch auf Eigenart, auf Gediegenheit,
auf Geschmack hielt.

Über die äußere Entwicklung des Volkskunsthauses
entnehmen wir einer prächtig ausgestatteten Publika»
tion des Hauses folgende Angaben: „Im Jahre 1900
haben wir in der Sendlinger Vorstadt ein Geschäft
für Volkstracht gegründet. Schon nach fünf Jahren
konnten wir den vergrößerten Betrieb in das Stadt»
innere am Petersplatz verlegen. Während der ersten
 
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