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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0011
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KLEINE MITTEILUNGEN.

Die Zeitschrift „Kunst und Handwerk", ist das alleinige
offizielle Organ des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins. Die
Anwendung der gleichen Bezeichnung auf die Mitteilungen
für Kunst und Kunslgewerbe in der Bayerischen Induslrie-
und Handelszeitung ist irrig. Diese Mitteilungen erscheinen
außerhalb unserer Verantwortung.

Hofrat Dr. Alexander Koch ist auf einstimmigen Antrag
der Fakultät für Bauwesen von dem Senat der Technischen
Hochschule Hannover die akademische Würde „Doktor
Ingenieur ehrenhalber" verliehen worden.

Jubiläum der Münchener Frauenarbeitsschule. Die
M. N. N. sdireiben: Mitte November war ein Halbjahrhundert
verflossen, seit die Münchner Frauenarbeitsschule eröffnet wurde.
Eine große Zahl von Schülerinnen haben von dieser Stätte wert»
volle praktische Kenntnisse fürs Leben mitgenommen. In würdiger
Form der Gründung zu gedenken, hatten sich nachträglich Lehr-
kräfte und Schülerinnen in der Aula der städtischen Mädchen»
schule St. Anna versammelt. Der Leiter der Schule, Oberstudien»
direktor Professor Koob, gab in kurzen Zügen eine Geschichte
der Anstalt. Die württembergische Stadt Reutlingen, die schon
Anfang der siebziger Jahre eine mustergültige Frauenarbeits»
schule besaß, gab die Anregung zu einer gleichartigen Einrichtung.
In München war es der 1871 gegründete Volksbildungsverein,
der im B;streben, neue Bildungseinrichtungen zu schaffen, auf
Antrag seines ersten Vorsitzenden, des ersten Bürgermeisters
Dr. v. Widenmayr, diese Anstalt eröffnete. Sie sollte dieSrhüler»
innen befähigen, Wesen und Grundlagen der Arbeit, ihre Bedeu»
tung für Leben und Charakter zu erfassen, aber auch mit der
Technik vertraut machen und zu eigenem Denken und freiem Er»
finden erziehen. Der erste Direktor der Schule war Professor
Kriegbaum. In vier Abteilungen wurden Handnähen, Stidcen,
Maschinennähen und Kleidernähen, daneben auch noch gewerb»
liehe Buchführung gelehrt. Der Lehrbetrieb erweiterte sich durdi
Errichtung neuer Klassen und Llnterrirhtszweige, zu denen auch
Putzmachen, Feinwaschen und Kunststicken sich gesellten. Im
Jahre 1900 wurde dann noch für die fortbildungsschulpflichtigen
Schülerinnen der Anstalt eine besondere hauswirtschaftliche Fort*
bildungsschule eingerichtet. 1902 wurdeder jetzt noch tätige Leiter
Oberstudiendirekter Professor August Koob berufen. Unter sei»
ner Führung entwidcelte sich die Schule, dem Geiste der Zeit
Rechnung tragend, mehr nach der praktischen Seite. Sie wurde
unter dem Vorsitzenden des Volksbildungsvereins, dem dama»
Ilgen Stadtschulrat Dr. Georg Kerschensteiner, in eine allgemeine
und eine gewerbliche Abteilung gegliedert. Die erstere schließt
sich mit zwei Jahresklassen, je eine für Weißnähen und Kleider»'
nähen, an die achte Volksschulklasse an, und ist hauptsächlich für
Schülerinnen bestimmt, die sich der häuslichen Tätigkeit widmen
wollen,- die gewerbliche Abteilung bereitet in drei Schuljahren
für den Beruf der Damenschneiderin, Putzmacherin, Weißnäherin
oder Stickerin vor und schließt mit einer Prüfung ab, deren Beste»
hen die gleichen Berechtigungen gibt, wie die Gesellenprüfung an
der Handwerkskammer. Die Anstalt, an der außer dem Direktor
35 hauptamtliche und 5 nebenamtliche Lehrkräfte tätig sind, um-
faßt jetzt in den beiden erwähnten Schulhäusern dreißig Klassen
mit 820 Schülerinnen, 300 mehr als vor dem Kriege.

Die Geheimnisse des Königsgrabes. Auf dem Gebiete
der altägyptischen Ausgrabungen hat noch keine Entdedtung
solches Aufsehen gemacht, wie die Ende vorigen Jahres erfolgte
Auffindung der Grabstätte des Königs Tut»andi»Amen, der im
14. Jahrhundert v. Chr. gelebt hat. Unerhörte Schätze sind in den

Grabkammern gefunden worden, wunderbare Arbeiten altägyp»
tischer Kunst, die für das heutige Kunstgewerbe und für die Mode
reiche Anregungen geben. Gerade jetzt ist man dabei, das könig-
liche Siegel abzunehmen, das sich seit 3270 Jahren unversehrt an
einem kunstvollen Schrein in der Grabkammer befindet. Bald nach
der Beisetzung des Pharao harten Räuber versucht, sich der Schätze
des Grabes zu bemächtigen,- sie drangen aber nicht bis zum In»
nersten des geheimnisvollen Heiligtums vor. Demnächst veröffent»
licht Broddiaus in Leipzig die deutsche Ausgabe des ersten aus»
führlichen Originalberichts des Entdedcers Howard Carter über
die Ausgrabungen und staunenerregenden Funde. Bekanntlich ist
der Anreger der Ausgrabungen und Mitentdecker, Lord Car»
narvon, vor einigen Monaten an den Folgen eines giftigen Flie»
genstiches in Ägypten verstorben Das nicht nur für die gelehrte
Welt, sondern auch für alle Gebildeten und vor allem Kunstge»
werbekreise höchst bedeutsame, im Verlag F. C.Broddiaus, Leip»
zig, erscheinende Werk wird mit sämtlichen prächtigen Originalbil»
dern ausgestattet sein. Wir werden auf das Buch zurückkommen.

Internationaler Wettbewetb für Linoleum5(Inlaid)=Mu-
ster. Die Mailänder Kunstzeitschrift „Arte Pura e Decorativa"
hat auf Ende März 1924 einen internationalen Wettbewerb mit
15000 Lire Prämien für neue Linoleummuster ausgeschriebeil,
woran Künstler, Maler und Architekten aller Länder teilnehmen
können. Die mit einem Motto bezeichneten Entwürfe, zusammen
mit einem geschlossenen Briefumschlag, enthaltend den Namen
und die Adresse des entwerfenden Künstlers, sind spätestens bis
zum 31. März 1924 an die Direktion genannter Zeitschrift: Mi-
lano, Via Ciovasso 4, (Italien), einzusenden. Im Preisgericht er»
halten einen Sitz u. a. Professor R. E. Weiß, Professor des Kunst-
gewerbemuseums Berlin und Ardiitekt Alfred Altherr, Direktor
des Kunstgewerbemuseums der Stadt Zürich. Die Schriftleitung
der Zeitschrift „Arte Pura e Decorativa" steht den Interessen»
ten mit dreisprachigen Programmen und weiteren Auskünften
zur Verfügung. Ein Programm liegt auf dem Sekretariat des
Kunstgewerbe »Vereins zur Einsicht auf.

Internationale Kunstgewerbeschau in Monza. Einem
rücksdiauenden deutschen Bericht vom September 1923 entnehmen
wir Folgendes: Neben dem italienischen Kunstgewerbe, das in
Lederbearbeitung, Goldschmiedekunst, Möbel- und Teppichin»
dustrie, wie überhaupt architektonischer Raumkunst nicht durdi»
weg die Höhe anderer Kulturländer aufwies, nahm Prankreich
einen breiten Raum ein, ließ jedoch trotz recht geschickter Auf-
machung neuzeitliche Entwicklung vermissen Als die besten,außer»
italienischen Abteilungen werden die schwedische und die tsdiedio»
slowakische bezeichnet. Deutschland hat sich korporativ nicht be-
teiligt. Eine Münchener Gruppe in Schwarzweißkunst war in
einen abgelegenen Raum verbannt, das Werk des deutschen
Malers Greiner seiner Witwe zuliebe, die Italienerin war, bei den
Italienern eingereiht worden. Vergewaltigungen, die für künftige
Beteiligung an ausländischen Ausstellungen nicht ermutigen. An
Volkskunst zeigten außer Italien auch Rußland, Ungarn und Ru»
mänien Bemerkenswertes. Die Ausstellung, die rund 170 Räume
umfaßte, kann im ganzen wohl als Erfolg bezeichnet werden Der
Berichterstatter glaubte in der Geschmadcsrichtung des kaufenden
italienischen Publikums insofern eine Änderung erkennen zu kön-
nen, als eine Abkehr von den Nachbildungen alter Stile sich zeigt.
Ob diese Abkehr zu einer Hinneigung nach der französischen oder
mitteleuropäischen Richtung führen wird, bleibt abzuwarten. Das
Fernbleiben Deutschlands, das in den politischen und valutarischen
Verhältnissen begründet war, mag deshalb um so bedauerlicher

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