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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Glaspalast 1924: zur Ausstellung des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0043
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GLASPALAST 1924.

ZUR AUSSTELLUNG DES BAYERISCHEN KUNSTGEWERBEVEREINS.

Wie in früheren Jahren, so hat aucfi diesmal das
bayerische Kunsthandwerk in dem verträumten Süd*
Ostedt des Glaspalastes seine beschauliche Exklave
aufgeschlagen. Um den Gesamteindruck gleich vorweg
zu nehmen: Es ist mit großer Gewissenhaftigkeit ge-
sichtet und gesiebt worden und, was die Erlaubnis
zum Eintritt in den Glaspalast bekommen hat, zeigt,
daß das bayerische Kunsthandwerk mit ungeheurem
Fleiß bemüht ist, die Ergebnisse des modernen Kunst*
empfindens auf das Kunsthandwerk zu übertragen und
mit seiner traditionellen, soliden Technik zu vermählen.
Zu den bekannten führenden Namen haben sich neue,
junge, Kunstgewerbler
gesellt ,■ reges Leben
kündigt sich in den Aus»
Stellungsgegenständen
an, frisches Streben
durchzieht das Mün*
ebener Kunsthand werk.
Es ist interessant und
vielleicht der eigentüm -
lichste Reiz der Aus*
Stellung, die Versuche
zu betrachten, das Stil*
empfinden der Gegen*
wart auf oft so wider*
spruchsvolle Objekte
zu pfropfen. In den
meisten Fällen sind die
bald zageren, bald küh*

neren Versuche gelungen. — Was zunächst das Edel*
metall betrifft, so begegnen wir einer beträchtlichen
Fülle von Schmuckstücken. Ein Schaukästchen zeigt uns
die bekannten und bewährten Broschen, Ringe, An*
hänger, mit ihren, auf reiche Vornehmheit zielenden
Motiven des Münchener Hofgoldschmieds Karl Roth»
müller. Die Goldschmiedwerkstatt Karl Joh. Bauer hat
ebenfalls eine Reihe von Schmud<gegenständen ausge*
stellt, von denen ein reicher und im Motiv aparter An*
hänger besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Schmid=Geiler zeigt eine Spezialität,indem er für seine
Anhänger usw. hauptsächlich geschnittene Steine ver*
wendet. Auch die kunstgewerblichenWerkstätten Schei»
da&er'S) Olofs haben verschiedene Schmuckstücke zur
Schau gebracht, Armband und Brosche von einfach wirk*
samer Form. Starken Eindruck machen die Email*
broschen von Otto Dinkelsbühler, prächtig in den Far*
ben, voll frischer Erfindung im Motiv und kräftiger

JOH. MICH. WILM

Zeichnung in der Ausführung. Neue Pfade wandelt
der Goldschmied Johann Michael Wilm in der Ver*
Wendung wie Zusammenstellung farbiger Steine, in der
er reizvolle Farbwirkungen zu erzielen versteht. Wilm
hat sich auch um die Wiederbelebung des Granula*
tionsschmuckes Verdienste erworben.

Im Gebrauchssilber fallen die edlen und gedie*
genen Formen und in der Technik vollendeten Ar*
beiten (Teeservice, Dosen, Schalen) von Adolf von
Mayrhofer auf. Außerdem hat M. T. Wetzlar zur
Bereicherung dieses Gebiets beigetragen und der Bild*
hauer Rudolf Schwarz ist mit einem ebenfalls feinen

und formschönen Ser*
vice vertreten. Die
Städtische Gewerbe*
schule <GoIdsdimied*
fathschule>hat ein Haus*
altärchen nach Entwurf
und Ausführung von
Lisi Plenk beigesteuert,
das auf dieTechnik, die
dort gelehrt wird, ein
charakteristisches Licht
wirft. Namentlich die
Emailflädien der Flü*
gel sind wohlgelungen
während dasGanze et*
was zu reich ist. Die üb*
rigen Arbeiten »Lot's
Weib« und»Paradies«
erscheinen indessen eher als Spielereien mit einer schön
detaillierenden Technik. Ein schönes, in seinem gra*
ziös schlankem Aufbau vornehmesService hat Theodor
Heiden ausgestellt. Von den anderen Metallen isthaupt*
sächlich Bronze und Messing vertreten. Scheidadcer
^SD Olofs haben eine mächtige mon umentale Bowle aus*
gestellt,- daneben stehen die zierlichen, fein gemusterten
Tabletten von Steinideen <<D Lohr, die übrigens ein
paar gute Kupfermodel beigefügt haben. Große Vor*
liebe herrscht für Messingleuchter. Die Erzgießerei
Ferdinand von Miller hat dazu einen flotten, eleganten,
dreiarmigen und einen sehr fein im Stile gelungenen
zweiarmigen Leuchter beigetragen. Pompöser ist der
sechsarmigeLeuchter von Rudolf Reiner, der sich durch
die wohlgelungene Konstruktive und stilvolle Aus*
führung empfiehlt. Mit geschickter Verwendung zweier
knieender menschlicher Körper hat Wetzstein einen
ähnlichen Leuchter konstruiert.

Feingoldgranulationen

Kunst und Handw erk. Jahrg. 1924. 3. Vierteljahrsheft

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