Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

DOI Artikel:
Alker, Hermann: Technisches über Bronze-Kunstguss
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0084
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TECHNISCHES ÜBER

VON H. ALKE

Es interessiert viele Künstler und Nichtkünstler wie
die Vorgänge bei der Entstehung eines Bronzegusses
sich abspielen.

Im Nachfolgenden werde ich versuchen, das Merk*
würdige und Wissenswerte insbesondere bei Her*
Stellung von Monumentalbronzen zu schildern.

Nach Erstellung eines Wachs* oder Tonmodelles
durch den Künstler in wirklicher Größe, wozu man bei
überlebensgroßen Figuren sich des Überpunktierens
bedient, wird hievon wegen der geringen Festigkeit
und Rissigkeit des Modelliertones ein Gipsmodell ab-
gegossen. Dieses Gipsmodell wiederum wird entweder
im Ganzen, so wie es ist oder nachdem es vom Gips*
former durch Sägen in einzelne Teile zerlegt und, mit
den nötigen Montierungszapfen versehen worden ist,
zum Abformen für den Bronzeguß verwendet.

In vielen Fällen entscheidet schon vor der Aus*
führung der Arbeit der betreffende Bildhauer, nach*
dem er sich mit der Leitung der betreffenden Erzgies*
serei ins Benehmen gesetzt hat, welches Verfahren im
gegebenen Falle angewandt werden soll, das Sand*,
Masse* oder Wachsausschmelzverfahren. Es ist man*
chem Bildhauer durchaus nicht gleichgültig, ob eine
Büste in Sand* oder Wachsform geformt wird, weil die
Gesichtszüge nach der zweiten Methode viel weicher
im Ausdrude herauskommen.

Kleinere und mittlere Kunstwerke werden z. B. in
der Erzgießerei Ferd. von Miller möglichst in einem
Stüde gegossen. Wo es des großen Risikos wegen
und aus anderen Gründen unvermeidlich ist, wird das
Gipsmodell an unauffälligen Stellen geteilt. Für die
Auswahl der Formmethode spielt manchmal auch der
Kostenpunkt und die Zeitdauer eine ausschlaggebende
Rolle. Von der Geschicklichkeit des Formers hängt es
nun ab, daß der Abguß möglichst scharf das Original
wiedergibt, keine Fehlstellen, poröse und schwammige
Oberflächen oder sonstige Schönheitsfehler aufweist.
Es sind da eine ganze Reihe von Erfahrungsregeln
und Vorbeugungsmaßnahmen bei Verwendung von
Materialien, beim Formen, Trocknen, Brennen, Ein*
bauen und Herrichten der Form und der Kerne zum
Guß zu beobachten.

Viele Jahrhunderte nach der Blütezeit Griechen*
lands und des römischen Reiches hat die Bronzekunst*
gießerei brach gelegen, erst im 16. Jahrhundert be-
gannen die Italiener wieder Plastiken und Bildwerke
zu gießen. Bald darauf leisteten auch die Deutschen
Bedeutendes auf diesem Gebiete, z.B. Gebhardt, Peter

BRONZE-KUNSTGUSS

R, INGENIEUR.

Krumper in München oder Peter Vischer in Nürnberg,
von dem das bekannte Sebaldusgrab stammt. Ganz
besonders Hervorragendes ist in der vor 100 Jahren
von Stiglmaier gegründeten Erzgießerei in München
an Monumentalwerken entstanden. Von Italien, wo er
denHohlgußvonFigurengutkennengelernthat,brachte

Stiglmaier im Jahre 1820, dem vom Kgl. Bayerischen
Bergamt die Leitung der Gießerei übertragen wurde,
die Kenntnis des Wachsausschmelzverfahrens mit und
führte es in die Kgl. Erzgießerei ein. Wie aus früheren
Berichten ersichtlich, war von König Ludwig I., dem
Förderer der bayerischen Kunst, diese Werkstätte als
praktische Musterschule für ausübende Bildhauer im
Modellieren, Formen, Schmelzen, Gießen, Ziselieren,
Feuervergolden etc. ins Leben gerufen und mit Auf*
trägen unterstützt worden. Bald nach der Einführung
des Wachsformens kam von Frankreich über Italien
die Methode des Formens mit der sogen, schwarzen
Masse auf und kam erstmalig bei der Ausführung
der König=Max*Statue im Jahre 1832 in Anwendung.
Allerdings mußte die Statue ein zweites Mal gegossen
werden, da beim ersten Guß, der sonst nach 12stün-
digem Schmelzen sehr gut vonstatten ging, das Metall
in die Tiefe stürzend, die Form unten durchschlug
und eine ziemlich gefährliche Explosion hervorrief,
sodaß der Abguß nicht mehr gebraucht werden konnte.
Große Schwierigkeiten bereitete noch hinterher das
Zerkleinern des Metallklotzes von 150 Zentner in
der Dammgrube selbst.

Im Folgenden sollen einige hauptsächlich von alters*
her bis heute angewandte Formmethoden geschildert
werden.

Die am meisten angewandte Formmethode ist die
in Sand, der fast gar keinen Tongehalt besitzt, sehr
feines Korn und scharfe Kanten haben muß.

Der Vorgang des Formens einer überlebensgroßen
Figur in Sand ist folgender:

Nachdem alle abstehenden Teile wie Kopf, Arme
am Gipsmodell abgesägt worden sind, werden die
nötigen Montierungszapfen, etwas verstärkt, vom
Gipsformer angebracht, sodaß man die einzelnen Stücke
später beim Herrichten der Form zum Guß wieder
gut anpassen kann. Das Hauptmodell wird auf eine
Eisenplatte in der Damm* oder Gießgrube gestellt
und man begi nnt von unten mit dem Formen der
Teilstücke, wie es die Umrisse erfordern. An das
Modell wird Kohlenstaub (am besten Buchenholz*
kohlenstaub) angepudert und ein größerer Teil

von

70
 
Annotationen