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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Aus dem Leben des Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0093
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Ettal-Oberammergau bis zur Wieskapelle besonders reich ist.
Die herrlitfien Schätze, die in jener Zeit geschaffen wurden und
die wahre Fundgruben an Ornamentik und Figürlichem bilden,
gaben nicht nur den Bildhauern, sondern auch den Faßmalern
und Glasmalern vielgestaltige Anregung. Für die Oberammer-
gauer Fachschule, die jetzt nach unserem unvergeßlichen Meister
Prof Bradl wieder von einem Münchener Bildhauer, Direktor Faß-
nacht, geleitet wird, ist das Museum eine richtige Schatzkammer,
wir wünschen aber auch, daß unsere Mitglieder bei einer Fahrt
nach dem Passionsdorfe es sich nicht entgehen lassen, dort boden-
ständige Kunst von unverfälschter Ursprünglichkeit zu genießen.

Nachmittags wurde Ettal besucht und die herrliche Kirche und
Sakristei besichtigt. Am Rückweg hatte man Gelegenheit, die
Neubauten von Prof. Zeno Diemer, Ministerialrat Dasio und
anderer in Augenschein zu nehmen. Auf der Heimfahrt gestattete
ein Aufenthalt in Murnau, die dortige von Geh. Rat Bestelmeyer
erbaute evangelische Kirche zu besuchen. Die Abendstunden
brachten bei ungetrübt schönem Wetter die Teilnehmer nach
München zurück, befriedigt durch die schönen Eindrücke und den
vielen Sonnenschein von außen und von innen.

Wirtschaftliche Besprechung 7. Oktober. Zu Beginn des
Abends gab Herr Leipfinger einen Überblick über die Meßerfolge
und Messe-Erfahrungen und stellte fest, daß durch die Herbst-
messe allgemein ein Wiederbesinnen auf gediegene kunstgewerb-
liche Arbeit und eine Abkehr von zweifelhaften Experimenten
bewiesen. Das Interesse für handgearbeitete Gebrauchsgegen-
stände von guter Form ist im Zunehmen, dagegen werden über-
flüssige meist spielerisch behandelte Erzeugnisse auch wirtschaft-
lich keinen Erfolg bringen. Direktor Dr. Danzer gab dann in
längeren Ausführungen ein anschauliches Bild von der wirr*
schaftlichen Entwicklung im Kunstgewerbe während der letzten
sechs Monate, die von Absatzstockung und Zahlungsverzögerung

gekenntzeichnet wird. Auch der Verein wurde von diesen Ver-
hältnissen hart bedrängt, konnte aber, nicht zuletzt infolge
dankenswerten Entgegenkommens der Staatsbehörde und der
Stadtgemeinde auch diese Schwierigkeiten erfolgreich überwinden
und in der Gesundung seiner Wirtschaft fortschreiten

Ab 1. Dezember wird in der Halle eine Weihnachtsausstellung
veranstaltet werden, eine Krippe wird von Frau Vetter, Hohen«
aschau zur Verfügung gestellt werden, die übrigen Mitglieder
werden aufgefordert, die Weihnachtsschau mit brauchbaren und
schönen Stücken, die sich für Weihnachtsgeschenke eignen, reich
zu beschicken. Man vermeide dabei alles Überflüssige, sondern
wende sich immer mehr dem guten Gebrauchsgegenstand zu. In
Textilien (außer Shawls) ist z. Zt. eine gewisse Überfüllung, da-
gegen ist eine vermehrte Einsendung von Beleuchtungskörpern
erwünscht. Ein Verzeichnis von Gegenständen aller Fachgruppen,
nach denen gefragt wird, liegt für die Mitglieder im Sekretariat auf.

Nächste Veranstaltungen. Dienstag, 11. November: Lehr-
lings-Freisprechung.

Dienstag, 25. November: Vortrag Dr. Günther Freiherr
von Pechmann.

Dienstag, 9. Dezember: Nikolaus-Fest.

Dienstag, 16. Dezember: Vortrag Prof. Ludwig Fischer über
die Wiener Kunstgewerbe-Ausstellung.

Dienstag, 13. Januar : Wirtschaftsabend.

Dienstag, 27. Januar: Hauptversammlung.

Bekanntgabe erfolgt jeweils acht Tage vorher durch Aushang
am Eingang zur Ausstellungshalle, ferner durch Veröffentlichung
in den Vereinsnachrichten der „Münchner Neueste Nachrichten",
der „München-Augsburger Abendzeitung", Münchener Zeitung",
„Bayerischer Kurier" und „Bayerische Staatszeitung". In der Halle
ist ständig das vollständige Verzeichnis der in Aussicht
genommenen Veranstaltungen ausgehängt.

BUCHERBESPRECHUNG.

Bauernmöbel, von F. R u d o 1 f U e b e , 240 S. und 192 Abb.
9 M. Band 23 der Bibliothek für Kunst- und Antiquitäten-
sammler. Berlin, Rieh. Carl Schmidt. Entgegen den teils gefühls-
mäßigen, teils rein formal betrachtenden Abhandlungen über die
Bauernmöbel vertritt der Verfasser den Standpunkt, „es soll in
diesem Bande die Betrachtung der Bauernmöbel, vom Möbel
selbst ausgehen, die formale Lösung des Möbels, das für die
Bedürfnisse des bäuerlichen Lebens berechnet war, ins Auge
gefaßt werden. Es soll damit dieser Band im Rahmen der Bi-
bliothek für Kunst- und Antiquitätensammler gewissermaßen zum
Schmidtschen Möbelbande, der ein Leitfaden durch die stilisti-
schen Wandlungen des Mobiliars ist, einen Ergänzungsband,
das „volkstümliche Möbel in Deutschland" bieten. Entsprechend
den Bedürfnissen der Sammler, wird in der Hauptsache das be-
wegliche Möbel behandelt werden müssen." Nach einer kurzen
Darstellung der geschichtlichen Entwicklung werden die einzelnen
Formen wie Truhen, Tische, Bänke, Betten, Schränke, unter
Beifügung großen Materials behandelt, in einem weiteren Artikel
die zwecksetzende Idee mit folgenden Worten gekennzeichnet:
„Dieser stilbildende Zweckgedanke ist in den Formen der Bauern-
möbel stets und ständig hervorgetreten, dieser Zweckgedanke
ergab technische Steigerungen der Ausnutzung des Möbels, selbst
schon durch kleine Kniffe, durch kleine Zutaten und Verbesser-
ungen- Und bewiesen wird eben dieser Zweck als Stil dadurch,
daß diese selben Steigerungen der Zweckform überall in Deutschs

land erfunden und gefunden werden, daß die verschiedenen Land-
schaften aus denselben Bedürfnissen und Gedanken heraus zu
denselben Lösungen kommen." Schließlich wird in einem letzten
Abschnitt das Ornamentale dargelegt, das ja immer die beson-
dere Freude der Landbummler wie aber auch der ernsten Sammler
und Kunstfreunde gewesen ist. Ein reichhaltiges Literatur-
verzeichnis beschließt den interessanten Band.

Gmünder Kunst. I. Walter Klein, „Geschichte des
Gmünder Goldschmiedegewerbes." II. Walter Klein, „Das
Zinngießerhandwerk in Gmünd." III. Walter Kl e i n, „Johann
Michael Keller, ein Gmünder Baumeisterdes Barocks."VI. Walter
Klein, „Gmünder Kunst der Gegenwart." V. Walter Klein,
„Johann Michael und Christoph Maucher, zwei Gmünder
Elfenbeinschnitzer des Barock."

Schwäbisch^Gmünd, die reizvolle, altertümliche Stadt, unweit
des historischen Albgipfels des Hohenstaufen, der Wiege des
berühmten deutschen Kaisergeschlechtes, ist eine Kunststadt
mit Traditionen Sie hat niemals führend oder epochemachend,
stilbildend in die Entwicklung der Kunst eingegriffen, es sei denn,
daß die noch nicht in allem geklärte Geschichte der Familie
Parier als ein solches wichtiges Ereignis angesehen werden dürfte.
Aber die Stadt hat Traditionen gewahrt, den Fortschritt auf-
genommen, verarbeitet, ihre Beziehungen zur Kunst eigentlich
nie ganz unterbrochen und stellt heute mit seiner weithin be-

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