Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
R 51.

K « n s t - P l a t t.

Wiknstag, den 26. Juni 1838.

Gelier -ie auf Gestellung der Kunstvercine zu
^rannschweig, Magdeburg, Halle und Halber-
stndt entstandenen größeren Gemälde.

Der Beschluß für Bestellungen dieser Art wurde,
U>ie cs auch durch diese Blatter öffentlich mitgethcilt ist,
bei der Versammlung der Kunstvereins-Vorstands-Mit-
glieder zu Berlin im Oktober 1856 gefaßt. Braunschwcig
hatte bei Teichs, der sich in Düsseldorf gebildet und
bereits als tüchtiger Künstler gezeigt, eine große Dar-
stellung aus der vaterländischen Geschichte bestellt, und
Teichs einen Gegenstand gewählt, der ihm alle Gelegen-
heit bot, Talent für reiche Composition, für Handlung
und Farbe zu entwickeln. Das vollendete, jezt auf unse-
rer Ausstellung befindliche Gemälde: „Der Pfalzgraf am
Rhein, Sohn Heinrichs des Löwen, befreit bei der Erobe-
rung von Berithus die von den Sarazenen gefangen
gehaltenen Christen" ist indeß in den Besitz des regieren-
den Herzogs von Braunschweig üdergegangen. Einmal
weil sich dieses Gemälde weit mehr zur Zier eines großen
Saales eignet, und dann weil der Künstler später eine
höhere Verkaufssumme verlangte, als verabredet war und
als sie zur Disposition des Vereins stand. Bei dem
ersten Anblick mindert die ungewöhnlich matte Farbe den
Eindruck; dennoch gewinnt man das Bild lieber, je öfter
man es betrachtet. Schenkt man der Composition kritische
Aufmerksamkeit, sucht man die Motive für die Stellung,
für den Ausdruck des Einzelnen, so fällt die große Leiden-
schaftslosigkeit der Figuren auf. Der Künstler durfte fick
die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den Fürsten im
freudigen Stolz über den gelungenen Sieg darzusiellen;
die Scene würde auch weit ergreifender wirken, wenn
die ihrer Schmach entrissenen Christen dem siegreichen
Helden mit freudigem Jubel gedankt hätten. Statt dessen
sieht der Held des Bildes ganz ruhig, und einige der
Kreuzritter', die vielleicht auch aus fürstlichen Häusern
siammen, liegen sogar ganz niedcrgeworscn oder in kniend
sichender Stellung. Der Psalzgraf ist ein schöner, edler

Held; unter seinem ritterlichen Gefolge ist naive Abwech-
selung, ja Einer ist augenscheinlich eben sowohl ein Held
der Tafel als des Krieges. Auch die Frauengestalten sind
zum Tbeil reizend. Neben einer ausrecht stehenden, blassen
Schönheit kniet ein ungemein frisches Landmädchen.

Der Magdeburger Kunstverein hatte seine Bestellung
gleichfalls einem jungen talentvollen Künstler aufgegeben,
Kretzschmar in Düsseldorf, der sich durch fein Roth-
käppchen und andere Genrebilder schon einen Namen er-
worben hatte. Es war auch hier eine Darstellung ge-
wünscht worden, welche historischen Bezug aus Magdeburg
hätte. So entstand das Bild: Wallenstein und Seni.
Bedenkt man, welche Schwierigkeiten sich Dem bei lebens-
großen Darstellungen darbieten, welcher nur in kleinen
Dimensionen, besonders im Genre, zu malen gewohnt ist,
so muß man sich freuen, daß dem Künstler so gut gelun-
gen ist, was wir im Bilde sehen. Dürfte Wallenstein
auch kräftiger, mit mehr ritterlicher Würde dargestellt
sepn, Seni ist vortrefflich, und alle Beiwerke mit bewun-
derungswürdigem Fleiße ausgcführt. Dem Künstler ist
überdem, durch den Ehrcnsold für das Bild, die Gelegen-
heit eröffnet, eine Studienreise nach Italien zu unter-
nehmen.

Der Kunstverein zu Halle hat seine Bestellung einem
unserer bedeutendsten Landschaftsmaler, Ahlborn in
Berlin, aufgerragcn, doch das Bild ist bis Dato noch
nicht ganz vollendet.

Halberstadt nun fühlte, daß seine Mittel nicht er-
laubten, zum Nutzen eines jungen Künstlers eine Summe
von 6 — 700 Rthlrn. zu riskiren, hielt es vielmehr um
so nöthiger, auf sicherem Wege ein Bild zu beschaffen,
weites den Vereinsausstellungen Glanz verleihen könnte:
weil cs immer schwerer hält, auch im Umfange bedcu-
leude Gemälde überhaupt, und besonders aus dem Privat-
besitze zu erhalten, so ist für uns „Romeo und Julia"
ron C. Sohn erworben. Daß Halberstadt diesen Zweck
und zugleich auch den erreicht hat, das 2'iteresse und die
Thcilnahme für unfern Verein zu vermehren, läßt sich
Register
Lucanus: Ueber die auf Bestellung der Kunstvereine zu Braunschweig, Magdeburg, Halle, Halberstadt entstandenen größeren Gemälde.
 
Annotationen