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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0004

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deutmig, welche uun immer mehr das Kunstgewerbe erlangt,
würde es einen doppelteu uud bleibenden Werth haben.

Korrcsponderizen.

Wien, 2l. Ottober.

b— GcsternwurdedasSchwarzenberg-Denkmal unter'
den üblicheu Feierlichkeitcn enthüllt. Der Feldherr, wcl-
cher das heutige Oesterreich schaffen half, der so gewiß
ein Centralist geheißen haben würde, wäre diese Bezeich-
nung zn seiner Zcit schon gang und gäbe gewesen, sah zu
sciuen Füßeu Söhne, Neffcn, Enkel versammelt, welche
der Mehrzahl nach für das Phantom eines Bundes von
cinzelncn Staaten mit aristokratisch-theokratischen Ver-
fassungen schwärmen, und während der alte Herr an
der Spitze der deutschen Armeen den Sieg Deutschland's
über Napolcon lcitete, Tschechen sein wollcn! Es sind
recht interessante Erscheinnngen uuter dieseu Schwarzen-
bergen, vor allen ker einstige Karlist und Sonderbunds-
gcnossc Fritz, der Degen, Pürschbüchse und Feder gleich
gewandt zu führen weiß und aus seinem vielbewegten
Landknechtsleben so iuteressant zu erzählen versteht, daß
man wünschen muß, er werde ausführliche und offenher-
zige Mcmoiren hinterlassen. Mehr uoch als dieser uun
auch schon hochbejahrte Herr, der in der Statur an den
Vatcr erinnert, aber eineu fciuer geschnittenen Kopf hat,
fessclte diesmal dic Aufmcrksamkcit der schlanke Prälat,
scin Vctter nnd Namensvctter, welcher als Erzbischof von
Prag die unglückliche Adressc der Bischöfe an erster Stelle
uutcrzeichnct hattc. Er übtc auch deu kirchlichen Theil
der Feicr aus. Dann war uatürlich auch das Häuflein
Kämpfer von Leipzig aus allen Kronländeru zusammen-
getrommelt, meist schon recht gebrechliche Greise. Was
außcr diesen cigentlichen Festgenosscn und dem als ober-
stcr Kriegshcrr fungircndcu Kaiscr noch auf dem Platze
erschienen war, bildete die gewöhnliche Dekoration solcher
Feierlichkeiten.

Wendcn wir uns znnächst zu der Oertlichkeit. Wo
Kärnthiierring und Kolowratring zusammenstoßen, öffnet
sich gcgen Südost ein oblonger Platz, rechts und links
symmetrisch abgegrenzt von zwci in gleichem Stil gehalte-
ncn (von Ferstel gcbauten) Palästen, deren einer dem Erz-
herzog Ludwig Victor, der andere dcm durch scine feuer-
festen Kasseu berühmi uud reich gewordenen Fabrikautcn
Werthcim gehört. Die wcitercn Baustellen rechts und
links liegen noch brach, guer vor tritt die Wien, über
welche die des statuarischen Schmucks noch harrende
Schwarzenberg-Brücke führt, und jenseits das fürstlich
Schwarzenberg'sche Palais, mit seiner Rampe die Per-
spektive nicht übel abschließend. Den Mittelpunkt diescs
Platzcs nimnit die Neiterstatuc ein, die gcgcnwärtig etwas
zu klein erscheint, abcr in daS rechte Berhältniß tretcu
wird, sobald die bcideu Fronten des Platzes vollstäudig
ausgebaut sein werden. Den weitaus günstigsten Ein-

druck macht sie vom Wertheini'schen Hause aus gesehen.
Jn der halben Verkürzung verschwindet die soust ziemlich
störende Kürze des» Pferderumpfes, die unschöne rück-
wärtige Partie des Neitermantcls bleibt gauz verdeckt,
und das Ganze stellt sich in sehr schönen Linien, würdig
und imponireud dar. Nehmeu wir andere Standpunktc
ein, so stoßcn wir auf allerlei Mäugel, die freilich nur zum
kleineren Theile dem Künstler zur Last zu schreiben sind.

Es wird zehn Jahre her sein, daß vielleicht zwanzig
eingcsandte Modelle für dies Monument öffentlich aus-
gestcllt waren — eiue wahre Karrikaturensammlung.
Und es hattcn sich keiueswegs bloß Stümper an der Kon-
.kurrenz betheiligt, Bildhauer von unzweifelhaftem Talent
wareu au diescr Aufgabc total gescheitert, und das cr-
klärte sich leicht. Fürst Karl Schwarzenberg durfte nicht
so wohl als „kühner Degen", denn als ein gelehrtcr
Soldat und militärischer Diplomat dargestellt werden, da
er in dem Feldznge, an welchen das Denkmal erinnern
soll, nicht so schr der Führer der Truppen als vielmehr
die treibende und ausgleichende Kraft war, die zur
Alliance gegeu Napoleou und zum Siege bei Leipzig führte.
Alle Vortheile, die sonst die Darstellung eiues Kriegsheldeu
dem Plastiker in dieHand licfert, fielen hier also fort. Er
sollte auch nicht als der Sieger vou Leipzig odcr der
Trinmphator von Paris hiugcstcllt wcrdeu, sonderu als
Derjenige, welcher durch den Krieg Deutschland den
Frieden wicdcrgegeben. Da hatten denn die Einen den
Moment aufgefaßt, wie er Gott uach erriingenem Sicge
dankt, Andcre sehr sinnig jenen zwciteu, wie er mit ge-
zogenem Hute den drei Monarcheu nieldet, daß die
Schlacht gewounen sei. Hähuel läßt ihn den Dcgen in
die Schcidc stecken, — eine bezeichuende, abcr plastisch
sehr schwer zu verwerthende Aktion. Ueber die Linke, welche
die Zügel hält, hinweg drückt die Rechte auf den Schwert-
griff, eine unschöne Bewegung, die noch dazu, wenn man
auf der rechten Seite steht, das Mißverständniß zuläßt,
er wolle, umgekehrt, die Klinge ziehen. Um die kurze,
gedrungene Statur des Marschalls und die steife Uniform
so vicl als möglich aus dem Spiel zu bringen, hat der
Künstlcr den Feldmarschall fast ganz in den Mantel ge-
hüllt, und hier spielt ihm die übertriebene realistische Treue
eincn schlimmen Streich. Doppelt iiber die linke Schul-
ter geworfen, wie es gerade die österreichischcn Kavallerie-
Ofsiziere zu thnn pflegen, giebt ein solcher Reitermautcl
die schönstcu uatürlichen Falten, aber Hähnel hat ihm
denselben ganz reglementsmäßig um die Schultern gehängt
und am Halse zugcknöpft, was über die Maßcn philister-
haft ausschaut. Acceptirt man alle Voraussetzungcn, so
muß inau freilich gestchcn, daß das Mögliche gcleistct
wordcn; allciu man glaubt doch herauszufühlen, daß der
Meister keine rechtc Freudc au dcm Auftrage gehabt habe.
Ausgezeichnet modellirt ist der Kopf, musterhaft durch-
gearbeitet alles Detail. Den Geboten des Monumen-
 
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