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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Meyer, Bruno: Die Restauration des Andrea del Sarto im Berliner Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0070

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III. Iahrgang.

Seitrüge

sind an I>r. C. v. Lüyow
<Wi,n, Theresianuing.
2S> od.an die Vcrlagdh.
(skipjig, Königsstr. n>
zu richten.

14. Februar.

Nr. 9.

Inftrate

» 2 Sgr. sür dte drei
Mal gespaltcne Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und liunsthand-
lung angenomnien.

1868.

Beililatt zur Zeitschrist sür üildeude Kuust.

Vcrlag von L. A. Leemann tn Telpztg.

4lm zweitcn und letzten Freitage iedes MonatS erscheint eine^Unmmer von in dcr Rcgcl einem Quartbvgen. Die Abonnenten der ..Zeitschrift fnr bildende
Kunst" erhalten dies Blatt xrnti». Avart bezogen kostct dasselbe l'/z Tblr. ganzjabriich. ?llle Bnch- nnd Knnftbandlnngen wie alle Poftämtcr ncbmen
Beftellungen an. Expeditionen : in Derlin: L. Sachse » Lo., Hosknnftbandlung; in Wien: p. Kaeser, GeroldL Lo., in München: G. A. Fleischmann.

Znbalt: Die Restauration des Andrea del Sarto im Bcrliner Musenm.
— Korrespondenzen (Wicn; Wcimar; Cassel; Mnnchcn). — Preis-
Bewerbnngen. — .ftunstvercine. Sammlnngen, Ausftellungen. —
Kunstlitcratnr nnd Kunfthandel. — Vcrmischte Kunftnachrichten. —
Nenigkeiten der Kunstliteratur. — Neuigkeitcn des Kunfthandels. —
Zeitschriften. — Inserate.

Die Nestauration des Andrea del Sarto
im Lcrliner Museum.

Durch cine kurze Notiz und durch die Erklärung des
Herrn Direktor Waagen ist den Lesern der Chronik
bereits Kunde von dem traurigen Ereignisse zugekommen.
welches sich in dem Berliner Museum zugetragen hat,
und das noch immer das Jnteresse in kunstliebenden und
selbst in weiteren Kreisen in Anspruch nimmt; auch von
dem dadurch erregten heftigen Streit wird Mancher we-
nigstens oberflächliche Kenntniß genommen haben. Nichts-
destoweniger ist es Pflicht, dic Thatsachen und die Hanpt-
punkte des Streites hier kurz zu resumiren.

Zu den im Berliner Musenm spärlichen Bildern aus
der Blüthezeit der italieniscken Kunst, welche durch rcine
Schönheit in gleich hohem Grade die Bewunderung der
Kenuer wie der Laien crregen und die Glanzpunkte der
Sammlung bildeu, gehörte bis zum verwichenen Sommer
ohneFrage ein herrliches Altarbild von Andrea del Sarto:
Maria.mit dem Kinde auf einein von Wolken umgebenen
Throne in einer Nische, verehrt von acht Heiligen. Das
Bild, von dem Meister auf der Höhe seiner Kunst 1528
(inschriftlich), zwei Jahre vor seinem Tode gemalt, wird
bei Vasari ausführlich beschrieben nnd seinen bestcn Ar-
beiten ebenbürtig an die Seite gestellt. Jn der That
zeichnete sich daffelbe außer durch seine klare und wirkungs-
volle Gruppirung durch die Schönheit seiner Köpfe,
durch die Beseelung seiner Gestalten nnd durch die seltene
Tresilichkeit des Kolorits im höchsten Grade aus und ttber-
traf in letzterer Beziehung die geprieseneu Dresdener und
IU.

Pariser Bilder des Meisters bei Weitem. Darüber ist
zu alleu Zeiten nur eine Stimme gewesen: Lanzi, Reu-
mont. Waagen, Förster, Kugler, Schnaase (neuerdings
in einer brieflichen Aeußerung) haben sich dem Urtheil des
Vasari ausdrücklich angeschlossen. Auch war das Bild
verhältnißmäßig sehr gut erhalten: nur cin schmaler
Streifen des Hintergrundcs war oben abgeschnitten worden,
die erhaltene Bildfläche zeigte zur Zeit des Ankaufes (aus
der Saininlung Lafittc im Jahre 1836) und. da hier
nichts daran gerührt wurde. bisher nur unwesentliche
gut azisgeführte ältere Netouchen, die ganz mit dem Bilde
verwachscu waren.

Auf dicser Tafel hoben sich ini vorigen Frühjahr
einige Farbenbläschen, die alsbald niedcrgelegt wurden,
worauf das Bild seinen Platz in der Galerie wieder ein-
uahm. Bald darauf aber, iu dcn hcißen Sommermonalen,
fingen die bei der crwähuten Operatiou nothwendig gewor-
denen leichtenRctouchen an flüssig zu werden, wasnatürlich
nur in unsolider Arbeit seinen Gruud habeu konnte. Der
Galeriedircktor Waagen befand sich zur Zeit iu PariS
und wurde durch Herrn Profeffor Hotho, den Direktor
des Kupferstichkabinets, vertreteu. Anstatt sich nun aus
Entfernung der schlechten Retouchen und bessere Wieder-
holung derselben zu beschränken, Wurde, da der alte
Firniß an einigen Stellen „abgestorbeu" erschien, zu-
gleich die Veranlaffung benutzt, dcn Firniß zu „erwecken",
was durch Waschen mit Weingeist geschah. Bei diesem
Verfahren nun ereignete es sich, daß plötzlich die Farben
sich auflösten und tropfenförmig herabrannen. Man
hielt alles, was dcm Angriff wich, für das Werk ältcrer
stiestauratorcn, das inan, da es doch einmal zerstört war,
gänzlich zu bescitigen sich entschloß. Daß cbenso leicht wie
die mit deni Bildc bcreits vcrwachscnen alten Retouchen
auch dic obersten Farbenschichten von Andrea's Hand,
zumal seiue feineu Lasurcn aufgelöst und cntfernt werden
 
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