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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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König Ludwig's Leichenbegängniß und Todtenfeier
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0099

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98

Künstlergenossenschaft begleitet war, wurde ihr Banner
vorgetragen. Daran schloß sich ein Zng mit dem Künstler-
wappcn, dem zwei Jünglinge mit Jmmortellenkränzen
folgten, dann in gemessenem Abstand ein Jüngling, anf
sammctencm Kissen einen Lorberkranz tragend, zur Seite
vier Künstler mit Palmzweigcn; darnach wieder ein Mnsik-
korps, die vier bayerischen Kreisfahnen und endlich die
sämmtlichen Münchener Künstlerfahnen, von Trauerflören
umwallt.

Als der Zug auf dem Königsplatz ankam, fand er hier
die nach der Glyptothek zu gelegene Seite für die
Theilnehmer am Zuge freigelafsen. Die übrigen Seiten
nnd alle angrenzenden Straßen waren von dichtgedrängten
Menschenmassen angefüllt. Die Fronte der Glyptothek
und auch das gegenüberliegende Knnstausstellnngsgebäude
hatte man mit Grün prächtig ausgeschmückt. Das Thor
der Glyptothek stand weit offen, und gerade in dassclbe
hinein fielen die Strahlen eines in der gegenüberliegenden
Sänlenhalle des KunstausstellnngsgebändeS angebrachten
Nefraktors, die im Jnnern aufgcstellte Büste des Königs
beleuchtend. Nach eincr knrzen Jnstrumental-Einleitung
ertönte dcr alle Herzen ergreifende Choral: „Mitten im
Leben sind wir vom Tod nmfangen" über den weiten
Platz, und hiernach sprach der Maler Max Stieler, als
Schriflführer der Münchener Kunstgenossenschaft, folgende
Worte:

„Jhr Künstler, die ihr nntcr den Tranerklängen mit
umflorten Fahnen zn diesem stillen Tempel gezogen seid,
klagt nicht, daß cuch der Tod den edlcn Hort und Schutz-
herrn, daß er den liebevollen Vater ench geraubt! —
Des entschlafenen Fürsten Erdenwallen war cin langer,
klarer, heitcrer Tag, geschmückt mit Allem, was das
Lebcn beut, vom Sonnenstrahl der Knnst bcleuchtet und
erwärmt. — Wehklagt nicht; dcr Tod, er ist der Frennd
der Menschen, cr ist beglückeud: ein schöner Jüngling,
der den Erdcnkindern befreiend ihre Schwingen lost,
die Fackel löschend ihrer Lebenstage. So stelltcn ihn
vergangcne Zeiten dar; solch tröstend heiteres Bild mag
unsern Schmerz verklären auf dicser knnstgewcihten
Stätte, die ihr gewählt zur Kvnigs-Todtcnfeier. — Jhr
stillen Marmortcmpel hicr, durch deren stolze Sänlen-
pracht des alten Hellas Geist neu auferstanden weht,
ihr bleibt im Stnrm der Zeiten die schönen nnd beredten
Zengen seines Nnhmes! Dcr Künstlerfürst, deß mächtig
Wort in glühendcr Begeisterung ench schnf, der ench
crstehen licß in Marmorschönheit, der König zvg jetzt
ein in andere Tempel, als Bürger dcr Unsterblichkeit!
— Nimm hin, entschlafener Fürst, den Lorbeerkranz,
den Dcine treue Künstlerschaft Dir weiht, als Licb- nnd
Dankeszeichcn. Jn dieser säulengetragenen Halle, Dei-
ner crsten Schöpfung, verbleibe nnn für alle Zeitcn
Dein Hanpt mit ihm bekränzt! Von dem edlen Schlnß-
stein Deincr Künstlcrthaten aber, von jenem in die stillc

Sterncnnacht anfragenden Säulenthor ertöne feierlich
der Trauergesang! Verklärt sieh milde lächelnd auf unsere
Hulkigung herab; Dein Geist, er schwebe zu uns nieder
und walte für immerdar auch nnter unseren Enkeln,
ewige Begeisterung zn wecken nnd zu schirmen die hohe
Würde nnd den hohen Ernst der Knnst"!

Nachdem das letzte Wort der Rede verhallt war,
begab sich unter den ernstcn Klängen dcs Trauerge-
sangeS, der von der Höhe der Propyläen herab ertönte,
eine Depntation des Künstlerznges in die Glyptothek
und bekränzte die Büste dcs Verewigten. Dabei sprach
der Bildhauer Knoll, Vorstand der Münchener Kunst-
genossenschaft, anch noch einige knrze Worte zum Ruhmc
von „BayernsKünstler-KönigLndwigl." und dankte den
auSwärtigen Kunstgenossen für ihr Erscheinen bei dem
Tranerfcst. Bengalisches Licht belenchtete dcn Platz fast
bis znr Tageshelle. Dann traten die Fackelreihen zur
Heimbewegnng znsammen, die Tranerlieder verklangcn,
die Flammen dcr Kandelaber verloschcn und die auf
dem Karolinenplatz am Fuße des Obcliskcn znsammen-
gehänften Fackcln warfen den letztcren düsteren Flammen-
schein anf die vorüberwogende Menschenmenge. Ein
bis zur Andackt gesteigerter Ernst lag auf der ganzen,
ohne den leisesten Mißklang vor sich gegangenen Feier,
in welcher die deutsche Knnst zugleich mit ihrem königlichen
Beschützer sich selbst nnd ihre heutigen Jünger geehrt hat.

Korrespondenzen.

Bcrlin, Ende März.

-s- Vier Bilder von Ernst Hildcbrandt errcgen
in Sachse's Ausstellung Aufmerksamkeit. Das eine (1865
gemalt) stellt ein römisches Gastmahl in dcr Kaiscrzcit
vor. Eine Krotalistria tanzt vor dcn auf üppigen Polstern
gelagertcn Theilnehmern des Festes. Die Anordnung ist
mehr malcrisch als klar, indessen die einzelnen Fignren
sind recht charakteristisch nnd gut gezeichnet, in welcher
Bezichung besonders ein nur mit eincm Pardelfell be-
klcideter Diener ausgczeichnct zu werden verdient, der
ganz im Bordergrunde, dem Beschauer cntgegen gebcugt,
den Wcin mischt. Die Farbe hat hier znm Theil etwas
schwächlich Kühles. Weit vorzüglicher ist dieselbe in den
beiden audern Bildcrn, die Vertreibung der Hngenotten
aus Mctz nnd dic Aufnahme dersclbcn durch den großen
Kurfürsten darstellend. Die Komposition fügt sich geschickt
in den Nanm (flache Krcissegmcnte) und die Einzelheiten
sind sehr schön und von großer Wahrheit. Der Bortrag
ist bewußt und frei, ganz wie es dekorativen Arbeiten zu-
kommt; dcnn dic drei bcsprochencn Bilder sind bestimmt,
als Panneaux in der Villa des Herrn Navenö zu dicncn,
der in den beidcn lctztcn Vorwürfen dcr Bergangenheit
seiner Familie cin Denkmal geschaffen hat. — Ein
koloristisches Meistcrstück von zartcster Vollendung dcr
 
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