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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Waagen, Gustav Friedrich: Die Sammlung des Herzogs von Blacas, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0107

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106

*rer Behandlnng, daß die Ansfuhrnng wahrsckeinlich in
die Zeit der Diadochen fällt. — Nnter den JntaglioS
nimmt der Kopf eines jugendlichen Hercnles in Beryll
wohl die erste Stelle ein, nnd sckon Winckelmann und
Visconti wetteifern in seinem Preise. Mag nun der
darauf befindliche Name unecht scin, wie der

hyperkritische Kvhlcr, oder ccht, wie Brunn behauptet,
jedenfalls ist hier das Jdeal des Herculcs zu ciner Schön-
heit auSgebilvet, die sehr fleißige Arbeit von eincr Mei-
sterschaft, daß wir in diesem Kopfe einS der trefflichsten
Wcrke griechischer Steinschneidekunst besitzen. Für jcden,
welchem daran gelegcn ist, in die Feinheiten griechischer
Kunst einzudringen, bietet sich hier ferner dnrch den Ver-
gleich von drci Köpfen der Medusa eine seltene Gelegcn-
heit. Man sieht nämlich hier mit der größten Feinheit
das der griechischen Kunst eigenthümliche Princip beob-
acktet, an einem zur Vollkommenheit ausgcbildeten
Jdeal zwar imWesentlichen festzuhalten, jcdochkeines-
wegs sich mit einer bloßen Kopie dcsselben zu begnügen,
sondern eine großc Zahl von feincn Modifikationen zuzu-
lassen, worin die Eigenthümlichkeit eines ansgezeichneten
Künstlers noch hinlänglichen Spielranm fand, sich gel-
tend zu machen. Die eine, unter dem Namen der Me-
dusa Strozzi bernhmt, zeichnet sich schon durch die Größe
und Schönheit des Steines, eines Chalccdons, nngleich
mehr aber noch durch die seltene Schönheit der Form
und die hohe Vollendnng der Arbeit ans, nach welcher
sie wohl sicher der Epcche der Diadochen angehört. Der
Name Solon, womit die Gcmme bezeichnet ist, bezieht
sich nach Brunn auf dcn Künstler. Und doch wird dieser
Stein an Schönheit von der zweiten, viel kleineren, in
cinem Carneol geschnittcnen Meduse noch übertrofsen,
welche dahcr schon von Winckelmann und später von
Köhler höchlich gepriesen ward. Bei alledem abcr ist
die dritte, noch kleinere, in einem Amethyst geschnittenc,
mit sanft geschlossenen Augen, von einer so wunderbaren
Schönheit und einem Zauber in der leisen, den Mnnd
umspielenden Wehmuth, daß sie den beiden anderen nicht
nachsteht. Nächstdem erwähne ich die in Amethyst ge-
schnittene Maske eines Pan, wclchen schon Köhler nicht
allein wegen der Erfindnng, sondern anck wegen der
geistreichen Ausführung für cins der größteu Meister-
werke der antiken Steinschncideknnst crklärt hat. Zu
derselben Gattung fcinster Kunst gehörcn ebenfalls das
Fragment eines Kopfes des Aescnlap und die Büste eincr
Victoria, beide in Carneol.

(Schluß folgt.)

Nrlirologc iind Todrsnachrichten.

'' Ednard van der Nüll -j-. Ein erschütterndcs
Ereigniß hat dic Wiener Künstlerwelt betroffcn: Ober-
baurath, E. van der Nüll, der Erbauer des neuen
Opernhauses, ward am Morgen des 3. April in seinem

^ Zinimer todt gefunden, nnd nnr zu bald erkannte man,
daß dcr in voller Kraft unermüdlich thätige Künstler seineni
Leben selbst cin gewallsames Ende bereitete. Ueber die
Motive der dnnklen That, welcke den liebenSwürdigen,
durch nnd dnrch ehrenwerthen Mann aus dem Kreise
seiner zahlreichen Schüler nnd Fachgenossen, von der
Seite der jungen Gattin, — dst er erst etwa vor cinem
^ Jahre geheirathet, — in den Abgrund des Selbstmordes
fortriß, lieg.ni unr Ahnnngen nnd Gerüchte vor. Es
; würde sich wenig ziemen, davon am Tage des Todes, an
^ dem wir dieseZeilen schreiben, öfsentlich Notiz zu nehmen.
l Soviel aber ist wohl Jedem klar, daß in dem Ende dieser
Künstlerlaufbahn sich mehr als das Geschick einer einzelnen
Persönlickkeit, daß Verhältnisse von tiefer und allgemeiner
Bedeutung sich dariu schanerlich ernst wiederspiegeln. —
l Evnard van dcr Nüll war im Jahre 1812 zu Wien ge-
boren und wirkte seit 1844 an der dortigen Akademie als
^ Professor der Architektnr und Ornamentik neben seinem
Frcunde Aug. v. Siccardsburg, mit welchem er anch fast
alle seine größeren architektonischen Wcrke gcmcinsam
nnteruahm. Wir nennen von diesen den Uniban des
Leopoldstädter Theatcrs, das Sophienbad in Wien, das
große Aktienbad in Badcn, das Kommandantnrgebäude
des k. k. Arsenals, das nene Haas'sche Hans am Graben,

I das Palais Larisch nnd endlich das neue Opernhaus iu
Wien, letztere zwei noch nnvollendct. Anßerdem rühren
zahlreiche Schöpfungen dekorativer Art, vor Allem die
prächtige ornamentale Ausstattnng der Alt-Lerchcnfelder
Kirche, und eine Menge von Entwürfen für die höhcrc
Lnxusindnstrie nnd das Kunstgewerbe von dcm für diese
Seite dcr künstlcrischen Thätigkeit begabtcn Meister her.
Es sci hier in erster Linie des reich verzierten SchilveS
für dcn Grafen O'Donnell, gravirt von Jos. Cesar nach
Zeichnungen van der Nüll'S und K. Mayer's, und der
Fülle dekorativer Entwürfe für die Ansstattung des neuen
Opernhauses gedacht, von denen ein Theil im Lanfe der
letzten Jahre namentlich im österrcichiscken Mnseum zur
Ausstellnng kam. Während van der Nüll mit der Voll-
endung dieser nmfassenden Arbeiten beschäftigt war, traf
ihn vor eiuigeu Monatcn das Mißgeschick, seincn altbe-
währten Gcnossen, Professor v. Siccardsbnrg, dnrch
schwereKrankbeit dauernd an dasLager gefesselt zn sehen,
und die doppelte Last der schwierigen construktiven nnd
praktischen Aufgaben, welcke der complicirte Opernhaus-
bau erheischt, lag demnach cbcnfalls auf seinen Sckultern.
Schon vor längerer Zeit konnte man ihn über die auf-
reibenden und ärgcrlichen Gcschäftc, die ihm daraus cr-
wuchsen und denen sein sensibles, künstlerisches Naturell
j nicht gewachsen war, leise Klagen führen HLren. Jn der
letzten Zeit cntwickeltc sich daraus cine nngewöhnliche
Reizbarkeit, und Anzeichcn krankhaftcr Errcgnng setzten
seine Frenndc in Bcsorgniß. Daß dieselben ein so
schreckliches Ende verkündeten, ahnte freilich Niemand.
Noch am Tage vor seinem Tode hatte er einem Schüler
die näheren Dispositionen für dcn AnSbau des Palais
Larisch mitgetheilt nnd wenige Minuten vor dcr Kata-
strophe cin rnhiges Zwiegcspräch mit scincr nnglücklicheu
Gattin geführt. Van der Nüll hintcrläßt geordnete, aber
durchaus nicht glänzende Verhältnisse, ein Zeichen der
hohen Uneigennützigkeit, mit welcher er der Lösung dcr
großcn und glänzenden Aufgaben oblag, die ihm ge-
worden. Er war Oberbanrath nnd anch nach sciner vor
drei Jahren erfolgtcn Pensionirnng alS Profcssor cines
 
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