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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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128

Eimge ältere Werke sind hier auch wieder aufgetaucht.
Eine thronende Madonna von F. Jttenbach (1836) be-
weist, wie schön man in einem so eingefahrenen Geleise
sich dreißig Jahre und länger auf's Haar gleich bleiben
kann; nbrigens in seiner Weise ein liebes Bildchen. (Ein
anderes Bild von Jttenbach ist in jüngster Zeit für die
National-Galerie angekauft). Rudolph Jordan's Hoch-
zeit auf Helgoland (18k>5) ist jedenfalls eins der Genrc-
bilder, die sich aus der Menge bedeutsam nnd eigcnartig,
wohlthnend und ansprechend herausheben. Dennoch
bestärkt es uns in der Ansicht, daß der Künstler
in figurenreichen Kompositionen nie sein Bestes geleistet
hat:' es mangelt ihm da immer an der straffen Einheit
des Gedankens, die z. B. bei Knaus so bewunderns-
werth ist, ohne die aber eine große Komposition immer
unbefriedigend bleibt.

Auch zwei Reliefs in Marmor von Ernst Rietschel
(1859) sind vorhanden, Amor auf dem gebändigten Pan-
ther reitend, und Amor auf dem durchgehendcn Panther,
Originalwiederholungen der 1851 und 1852 nach Lon-
don gekommenen Werke, voller Leben und Humor, und
voller Reinheit und Adel.

G.Graef nndAdalbertBegas haben jeder ein weib-
liches und ein männliches Bildniß ausgestellt. Begas'
Porträt eines Generals ist in jedcr Hinsicht eine vorzüg-
liche Leistnng nnd läßt ferner die Mcinung nicht mehr
bcstehen, daß dem Künstler die männlichen Porträts in
minderem Grade als die weiblichen gelingen. Vielleicht
dürfte für die Zukunft noch etwas mehr Kraft zu wün-
schen sein.

Die Landschaft war natürlich wieder reich, aber
außergewöhnlick gut besetzt. Wir erwähnen die Bilder
von Alb. Flanim, Alb. Schwartz, Rob. Asmuß
(Küstenfahrer auf der See bei Mondschein, trefflich),
Herm. Eschke, I. Fay (am Brunnen, italienisch, mehr
Genrebild in der bekannten ansprechenden Weise des
Künstlers), Nud. Poeppel, Rob. Ruß (Mctiv ans
der Ramsau bei Berchtesgaden, Eichenpartie in der Tiefe,
von vorzüglicher Wirkung), Bennewitz von Loefen.

Endlich ist noch eine treffliche Aquarelle, Architektur-
vedute von Lorenz Ritter (das Haus des Johann von
Leyden zu Münster) mit Auszeichnung zu erwähnen.

Wer aber Aquarellen sehen will, der wendet sich jetzt
eher nach derAquarellen-Ausstellung imAkademie-
gebäude, wo dem Liebhaber eine große Auswahl und
seltener Genuß geboten wird. Den Stamm der Aus-
stellung bildet ein Theil der großen Aquarellensammlung,
wclche aus der Verlassenschaft Friebrich Wilhelms IV.
in den Bcsitz der Königin Wittwe gekommen ist. Andere
fürstliche Besitzer und Besitzerinnen haben gleichfalls aus
ihren Sammlungen beigcstenert, nm den wvhlthätigen
Zweck der Ausstellnng (Begründung eines Krankenhauscs
für Unheilbare u. s. w.) zu fördern, so dic Kronprinzcssin,

die Prinzessin Friedrich der Niederlande, die Königin
Olga von Würtemberg, der Kaiser von Rußland. Privat-
sammler und Künstler sind dem hohen Beispiel gefolgt,
so daß eine köstliche Auswahl vereinigt ist. Eduard
Hildebrandt, Adolph Menzel, Karl Graeb, Paul
Meyerheim, GustavRichter, F.v.Arnim, Eduard
Pap e, um vorläufig nur die bedeutendsten zu erwähnen
sind jeder mit Dutzenden von Bildern und Studien ver-
treten, andere weniger zahlreich, aber doch qualitativ sehr
gut; selbst das Ausland zwar spärlich, aber gut und
charakteristisch.

Da die Aussiellung jedenfalls noch lange dauern
wird (erst heute ist ein zweiter Saal eröffnet und einige
bedeutende Sendungen werden noch erwartet), und die
diesmalige Korrespondenz schon etwas lang geworden ist,
behalten wir uns einen genaueren Bericht für das nächste
Mal vor, können aber nicht unterlassen, noch von einem
neuen Oelgemälde zu reden, das wir, eben vollendet, im
Privatbesitz zu sehen die Freude hatten. Es ist ein Ge-
spann von zwei Stieren, das auf dem Felde hält, um die
Kohlernte einzuhcimsen. Ein Mann steht dabei, links
noch zwei Figuren bei der Arbeit, rechts aus dem Gebüsch
blickt halb versteckt ein ländliches Gehöft. Paul Meyer-
heim ist es, der uns in diesem seinem jüngsten Werke
gegenübersteht. Er hat sich darin mit solcher Liebe in die
Natur versenkt, daß er sie durchaus mit der größten
Treue wiedergiebt, aber zngleich hat er es verstanden,
dem einfachen Gegenstande eine Anziehnngskraft zu ver-
leihen, die nicht sowohl in der meisterhaften und doch
ansprnchSlosen Behandlnng, als vielmehr in der gemüth-
voll tiefen Auffassung liegt. Das sind Menschen, die
ehrlich und tren an ihrcr Stelle zum Wohle der Mensch-
heit ihren bescheidenen Dienst verrichten, nnd deren stillem
Wirken dcr Künstler ein Herz voll allgemeiner Menschen-
liebe nnd ein Gcfühl der Achtnng vor jedem biedern
Streben entgegenbringt, und dic cr darum auch nnserm
Herzen, unserer Empsindung so ganz nah zu bringen
versteht. Mit einem Worte: es weht hier der rechte ächte
Geist der guten modernen deutschen Knnst, der gemüth-
vollen und klar bewußten „Einkehr in's Volksthum", von
dercn Früchten wir das Schönste nnd Herrlichstc in der
Zuknnft zu erwarten haben.

Düffcldorf, im April.

X. Der Künstlerverein „Malkasten", welcher durch die
von ihm veranstalteten Fcste nicht minderen Nuf erlangt
hat als durch seine ernsten sozialen Bestrebnngen, denen
ja auch die „deutsche Kunstgenossenschaft" ihre Entstehung
verdankt, veranstaltete jüugst an drei auf einander folgen-
den Abenden eine großartige Aufführung lebender Bil-
der zum Besten der Nothleidenden in Ostpreußen. Von
einerOuvertüre eingeleitet, sprach Herr Professor Camp-
hausen einen von ihm gedichteten schwungvollen Prolog,
 
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