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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Genelli's "Leben eines Künstlers"
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0144

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143

Vater Koch, dieses wunderbare Gemisch vou Größe,
bäuerischer Derbheit und Poltronnerie, ergötzt die Ge-
sellschaft durch seine SpLße.

Die Ernte des Lebens hält der Künstler, beseligt von
eines deutschen MLdchens Aebe, im Vaterland, im Kreise
der Seinen. Hier findet er tröstenden Ersatz für so
manche Täuschung, welche mit der eigenen Vollendung
zugleich das Leben bringt. Eines der liebenswürdigsten
Bilder des Cyclus (Tafel 22) ist jenem stillen Familien-
leben der Münchener Jahre geweiht, in welchem unter
hartem Drucke des Mißgeschicks die zahlreichsten Früchtc
von dcs Meisters Gcnius reiften.

Das letztc Blatt endlich spiegelt die Stimmung des
Alters. Der Blick schweift schon über die Grenzen des
irdischen Daseins hinans und versammelt um sich ein !
Bild des jenseitigen Lebens, wie es sich der Künstler j
wünscht: „die Genosscnschaft dcs Jenseits." Auf Wolken
gelagert sehen wir dcn Vertretcrn der Familie Genelli
gcgcnübcr gruppirt: Carstcns, den edlen Bahnbrecher
dcr neuen Zeit, Büry, den Maler Müller, des alten !
Koch's dnrchdringend schlaues gutes Auge und im Hinter- '
grunde den Schutzpatron dcr Malerzunft, S. Lukas, auf
geflügeltem Stier von links dahersprengend. Als ein
rührendcs Gegenbild zur Rechten ist dem Vater
Bonaventura der Sohn Camillo Genelli gesellt, der
treffliche Jüngling, dcn wir in Rahl's Schule so
hosfnungsvoll heranblühen sahen und den dann, als er
ebcn in's Elternhaus zurückgekehrt war, ein frühzeitiger
Tod in's Jenseits vorangehen hieß.

Mit diesem wehmüthigen Denkmal, das der Künstler
seiner liebstcn Hofsnung gesetzt, schließt der Cyclus. Wir
brauchen demselben kein Wort der Empfehlung hinzuzu-
fügcn. Wer ihn auch nur aus dieser kurzen Inhaltsangabe
kennt, wird das dankbare Gefühl theilen, mit welchem
wir ihn begrüßen

An diescm Danke haben vor. Allem die trefflichen
Stechcr und dic geschicktcn Händc, welchen dcr Druck
dicser zarten Umrißlinicn anvcrtraut war, ihrcn wohl-
vcrdientcn Theil. Wir schuldcn denselben aber auch dem
kunstsinnigen Verleger, der schon so manches ernste Werk
dcutscher Künst in würdiger Wcisc an's Licht gebracht hat,
und der in diesem rühmlichen Streben zu seiner und
unscrcs Volkcs Ehre nicht müde wcrdcn möge!

Korrespondcnz.

New-Nork, im April.

L. FranzKügler beklagt sich inseinem Handbuch darüber,
Laß zur Seite der aztekischenDenkmäler Mexiko's und der
Jncasbauten von Peru, „auf den Handelsmärkten der
nordamerikanischen Freistaaten" sowie überhanpt an allen
Punkten, zu denen enropäische Kultur gedrungen sei, die
architektonischen Regeln des Serlio und des Palladio
maßgebend seicn. Was würde aber Kugler sagen, wenn

er sehen könnte, wie jetzt in diesen selben nordamerikani-
schen Freistaatcn gebaut wird, von der kanadischen Grenze
bis zum Golfe von Mexiko, vom atlantischen bis znm
stillen Ocean! Da wuchert überall die französische Archi-
tektur des 17. und 18. Jahrhunderts üppig empor, Wohn-
häuser, Bankgebäude, Stadthäuser, alles wird in Formen
gekleidct, die allen möglichcn französischen Bauten cnt-
nommen, unter einander geworfen und womöglich mit
eigenen Narrheiten noch nntermischt sind. Selbst wer
nicht Geld genng hat, sich einen Marmorpalast mit vor-
springenden, sänlengetragcnen Pavillons zn bauen, der
ist doch nicht ehcr zufricden, als bis cr seinem viereckigen
Ziegelsteinkasten ein „lreiieli rooll', ein französisches Dach,
aufgestülpt hat.

Verzcihen Sie, daß ich in Obigem nur wiederhole
was ich vielleicht schon frühcrsagte. Das Gesagte wird ange-
regt durch cinc mir vorliegcnde Ansicht des neuen Kapi-
tols, welches in Albany erbaut werden soll. Das Gc-
bäude verspricht allerdings imposant zu werden, macht
aber dnrch die an allen vier Ecken vorspringenden Pavil-
lons, den großen Thurmbau in der Mitte und je zwci
Thürme an den Flanken, zwischen den Pavillons, wclchc
natürlich alle mit den obligaten geschweiften Dächer bc-
krönt sind, mehr den Eindrnck neben cinander abgesetzter
Gebäudehaufen, als den eines organischen Ganzen.

Mcinem vor längerer Zeit geliefcrten Berichte über dic
Konknrrenz für ein hier zu erbaucndes neues Post- und
Ver. St.-Gerichtsgebäude habe ich hinzuzufügen, daß
die Preisrichter nach, wie es scheint, auch in Europa be-
liebter Manier keinen der eingesandten Pläne des ersten
oder selbst des zweiten Preises würdig befunden haben.
Fünfzehn Pläne sind prämirt worden, davon fünf mit 2000
Doll. fünf mit 500, Doll. fünf mit 300. Die 15 Plänc
wurden einer Komission von Architekten überwicsen,
welche nunmehr ihre Aufgabe, sie zu einer Einheit zusammen
zu schweißen, zur Zufriedenheit der Auftraggeber gelöst
hat. Der Kongreß hat vorläufig > '/r Million Dollars
verwilligt, damit der Bau beginnen könne.

Das Bild Göröme's „Moliöre bei Ludwig XIV",
welches laut Pariser Korrespondenz vom 20. Januar, in
der „Zeitschrift", einen Theil der Sammlung der ägyp-
tischen Excellenz Khalib Bey bildete und mit 15,000. Fs.
bezahlt wnrde, hat seinen Weg nach Amerika gefunden.
Es gehört jetzt einem reichen New-Horker Bürger und
wurde von demselben vor einiger Zeit, zusammen mit
anderen Einkäufen dieses Herrn — Bildern von Toul-
mouche, Meissonier, Hamon, Blaise des Goffes,
Willems u. s. w. — dem Publikum in Herrn Knoedler's
Galcrie (Gonpil und Comp.) mit anerkennenswerther
Liberalität zur Augenweide vorgcfnhrt. Ein merkwürdiges
Bild ist das von Hamon: „Die Musen, das zerstörtc
Pompeji besuchend", welches aus dem letzten Pariser Sa-
lon staimnt. Solche aufgedunsene Bleichgesichter, die
 
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