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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0145

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aussehen wie mit Kartofseln verfütterte Kinder, als Musen §
in der Luft herumfliegen zn lassen, ist doch wahrlich eine
Beleidigung der Musen!

Die Liberalität des eben erwähntcn .New-Norker
Bürgers bringt mich, des Gegensatzes halber, auf ein
anderes Thema, welches die amerikanischen Kunstfreunde
in sehr verschiedenem Lichte zeigt. Ein Herr James I.
Jarves in Boston, der sich durch mehrere Schriften über
Kunst bekannt gemacht hat, ist der Besitzer einer Samm-
lung von 143 Bildern alter Meister, hauptsächlich Jta-
lienern der vorraffaelitischen Periode; der Katalog ent-
hält Namen wie Giotto, Cimabue, T. Gaddi, Orcagna,
Fra Angelico, Gentile da Fabriano, Benozzo Gozzoli,
Masaccio, Fra Filippo Lippi, Signorelli u. s. w. Sollten
selbst die Namen, welche den Bildern beigelegt sind, nicht
immer passen, so läßt sich doch das Eine nicht bestreiten,
daß manches schöne, anziehende und gediegene Werk sich ^
darunter befindet und daß die Sammlung in Amerika
einzig dasteht. So ist da z. B. eine Verkündiguug, dem
B. Gozzoli beigelegt, von so wundersamer, einfacher und
doch tief gemüthlicher Aussassnng, daß selbst den, der sich
sagen muß: „dieBotschafthör' ich, doch es fehlt derGlaube",,
eine andächtige Stimmung Lberschleicht. Auch ein Altar-
bild von Ridolfo Ghirlandajo, 88X l 00 Zoll, das größte
Bild der Sammlung, will ich hervorheben.

Diese Sammlung nun, welche Herrn Jarves 60,000
Doll. gekostet haben soll, gehtschon seitJahren betteln. Ber-
gebens ist sie der historischen Gesellschaft in New-Uork
für 25,000 Doll. angeboten worden. — Die Summe
war untcr der reichen New-Vorker Kaufmannschaft nicht
aufzubringen; vergebens wurde sie sogar der Stadt
Boston umsonst angeboten, wenn diese ein Gebäude da-
für errichten und für dic Erhaltung Sorge tragen wollte.
— Die Stadt wollte das nöthige Geld nicht verwilligen. j
Letzten Sommer sah Jhr Korrespondent die ganze schöne
Sammlung in dem kleinen Hinterzimmer eines Bilderladens,
einige hängend, die meisten mehrere Reihen tief gegen die
Wand gestellt, viele auf Kreidegrund gemalte Bilder im
Zustand des Abblätterns, um einzeln Käufer zu suchen.
Aber auch das hat, wie es scheint, uicht gelingen wollen,
denn die Bilder sind jetzt provisorisch in den Sälen der
„80I100I ofkino arts" in New-Haven untergebracht worden.
So ist doch wenigstens das eine Gute erreicht, daß die
Sammlung nicht zerstreut worden ist. Was aber noch aus
ihr werden wird, — das wissen die Göttcr.

Ähnlich ist es einer Kollektion indianischer Alter-
thümer ergangen, welche die Archäologen Squiers und
Davis aus denErdhügelndesMississippi'Thales ausgegra-
ben hatten. Diese lag lange Zeit unbenutzt i» den Kellern
der historischen Gesellschaft, bis cndlich ein Engländer,
Herr Wm. Blackmore, aus Privatmitteln sie kanfte, nach
England verschifste und in seiner Vaterstadt Salisbury
aufstellte.

Herr Theodor Kaufmann, defien Bild des General
Sherman ick früher erwähnte, hat zwei Gemälde vollen-
det, ächt amerikanischen Jnhalts, welche der Künstler nach
Deutschland zu senden gedenkt. Das eine, eine Jndianer-
bande, welche die Schienen der pacifischen Eisenbahn auf-
reißt, um eiuen in der Ferne sichtbaren Zug in's Verder-
ben zu stürzen, bietet einen prächtigen Nachteffekt, die
unabsehbare Präirie vvm Mondlichte crleuchtet, — das
zweite, eine Grnppe fliehcnder Negerweiber und Kinder
bei hereinbrechendem Abenddunkel aus einem Walde her-
vortretend, nm dem Quartier der Ver. Staatcn-Truppen
zuzueilcn, dessen Erreichung ihnen die Freihcit bringeu
soll. Beide Bilder sind geeignet, die Aufmerksamkeit
des dentschen Publikums in hohem Grade auf sich zn
ziehen.

Endlich habe ich noch über zwei Auktioncn zn berichtcn,
welche im Laufe diescs Monats stattfanden. Jch be-
schränkc mich darauf, Jhnen die Titel und Preise der
Bilder zu nennen, welche Jhren Lesern viclleicht bekaunt
sein möchten.

A. Achenbach „Fischerboote bei Scheveningen" 1600
Doll. —; Otto Erdmann „der verschämtc Freier" 625
Doll. —; W. Amberg „der Liebesbrief" 285 Doll. —;
Karl Hübner „der schlafende Wächter" 260 Doll- —;
Karl Hoff „der Abschied" 245 Doll. —; W. Riefstahl
„Andachtsstätte in Tirol" (sehr kleines Bildchcn) 400
Doll. —; Ziem „Einfahrt in den Kanal", Venedig 800
Doll. —; P. van Schendel „Nachtmarkt in Amsterdam"
(Lichteffekt) 1350 Doll. —; Rosfiacn „Ansicht am Luzer-
ner See" 390 Doll. —; I. Robbie „Blumenstück" 500
Doll. —; Karl Becker „Karuevalsscene in Benedig (das
schönste Bild von alleu) 2800 Doll. — Otto Mengel-
berg „Gethsemane" 295 Doll. —; Hasenclcver „der
Nachtwächter" (sehr klein) 200 Doll. —; Benj. Vantier
„das neue Buch" 390 Doll. —; W.Amberg „das Dou-
ceur" 350 Doll.—; F. Sonderland „der kleinc Angeber"
275 Doll. —; Gesellschap „Kiuder auf dem Weihnachts-
markt" (Lichteffekt, kleines Bildchen") 105 Doll. —

Bei der zweiten Auktion kamen fast nur französische
Bilder unter den Hammer. Jch neune Jhnen davon nur
wenige, nebst ein paar deutschen Bildern. Karl Hübncr
„Eifersucht" 285 Doll. —; E. Gesellschap „die gntc
Schwcster" 275 Doll. —; Gustav Dorö „Abend in den
Alpen" 250Doll. — ; Preyer „Aprikosen und Pflaumen"
260 Doll. —; Troyon „Landschaft" 510 Doll. —:
Hugues Merle „die Verkündigung" 750 Doll. —; Hamon
„dieVase" 620Doll. — uud „der Fächer" 550Doll. —;
(beides Damen, welchc die genannten Diuge betrachten,
kräftiger gemalt als sonstige Werke des Künstlcrs); Chr.
Landellc „die Dornenkrone" (durch den Stich bekannt) 140
Doll. —; Osw. Achenbach „Bei Florenz" 850 Doll. —;
Jalabert „Orpheus" (ebenfalls gestochen) 1250 Doll—;
P. van Schendel „Markt bei Nacht" (Lichtesfekt) 1000
 
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