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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Meyer, Bruno: Das Luther-Denkmal zu Worms
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0158

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Nr. 19.

III. Iahrgang.

Äeitrügr

findanOr. C.V. Lühow
(Wien, Theresianumq.
25) od.andieBerlagöh.
(Ltipzig, Königsstr. 3)
zu richten.

10 3nli.

Insrratr

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespallene Petit:
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1868.

Bciülatt znr Zcitschrist sür üildcndc Knnst.

Verlag von L. A. Leemann tn Letpzlg.

Am zweiten nnd letzten Freitage jedes MonatS erscheint eine Nummer von in der Regel einem Quartbogen. Die Nbonnenten der ,,Zeitschrift für bildende
Knnst ' erbalten dies Blatt Avart bezogen kostet dasselbe Tblr. ganzjahrlick. Nlle Bnchr und Knnstbandlnngen wie alle Postämter nebmen

Bestellnngen an. Expeditionen : in Berlin: L. Sachse » Lo., Hofknnsthandlnng; in Wien: p. Aarser, Grrold» Lo.. in München : L. A. /lrischmann.

Inbalt: Das Lutherdenkmal zu Worms. — Nekrologe und Todes-Nack- ^
rickten (F. Siegmund Lackenwitz, Iobn Bnrnet, Jobann Nepvmnck ;
Zwerger, Nik. bbristian Hobe, Iob. Jak. Bräutigam.) - Vermii'cktc ^
Kunstnackrickten. — Personalnackrichten. — Knnstvcrcine, Sammlnngen !
nnd Nusstellungen. — Knnstbandel. — Nenigkeiten der Knnstlireratnr.

— Zeitsckriften. — Zur Streitfrage über das Nrtaria'sche Madonnenbild. !
— Berichtigung. — Inseratc.

Oas Lutlier-Drnkmal zn Worms.

Unter dcm Schall der Festesglocken, der dem getsiigcn
Ohre wohl vernehmhar von den schönen Ufern des Rheins
herübertönt, gedenken wir dcs großartigen Meisterwerkes,
desscn Enthüllung der feierlich-ernste Gruß begleitet,
des Schwanengesanges unseres Rictschel.

Die Borgeschichte dcs Lnther-Denkmales düi'fen wir
im Allgemeinen als bekannt voraussetzen. Man weiß,
daß eine Anzahl von Wormser Bürgern 1856 die Noth-
wendigkeit erkannte, dem deutschen Reformator an dem
Orte seines crstcn entscheidenden Anstretens ein Mal
zu ewigem Gedächtniß zu errichten; daß der Gedanke, i
einmal ausgesprochen, lebendige, thätige Theilnahme fand,
nnd die Beiträge von weit und breit reichlich flossen;
daß seit 1858 Ernst Nietschel die Ansführnng des
Denkmals übertragen ward, der den endgültigen Entwurf
erschnf, aber die Vollendung des Ganzen nicht mehr erleben
sollte.

Was er gewollt, das haben sein e Schüler vollbracht,
nnd so steht das Denkmal zu seinem Ruhm und zur Ehre
seiner Gehülfen jetzt vor aller Wclt Augen.

Mit größerem Ernst ist nie einc ähnliche Anfgabe er-
faßt, und man fühlt sich gedrungen hinzuzusctzen, mit
größerem Glück sclten einc solchc gelöst worden, als hier.
Bon dem Denkmaldes Reformators erhob sich der Meister,
den Vorwurf vertiefend, zu dcr Jdee eines Denkmalcs der
Reformation, nnd fand für den gewaltigen Gedankcn,
die rcchte künstlerische Anffassnng nnd dic passende Form. j
Es bednrftc dazu allerdings eines ganzen Künstlers, eines
selbständigen, bahnbrechenden Jngeniums. Als das hatte

sich Rietschel durch seine Lessingstatue längst ansgewiesen;
jetzt trat dic größere Forderung an ihn heran und er
wnrdc an ihr zum vollkommenen Meister.

Wie der Lessing Nietschel's zn Braunschweig für die
moderne Portraitbildncrei epochemachend, so ist es das
Lnthernionnment in der Gesammtanlage für die monumen-
tale Plastik überhaupt.

Was sich einem Manne wie Vischer aus der philo-
sophisch-historischen Betrachtung der Kunst ergeben hatte,
daß nämlich für nnsere historisch gesinnte Zeit gerade
solche Monumente sich eigneten, welche durch Zusammeu-
stellung ganzer Reihen von Persönlichkeiten eine große
historische Jdee von ihren verschiedenen Seiten und
in ihren verschiedenen Vertretern zur Erscheinung
bringen, wie ähnliches auch bercits von den Alten versnckt
worden, — das führte Rictschel praktisck durch. Er
selbst hat sich, wie er das liebte, durch niedergeschriebene
Erwägungen über das, was er wollte und erstrebte, klar
zu werden gesucht, und es stand für ihn fest, ein „Denk-
mal Luthers und seiner Reformation" zu schaffen.
Er erweiterte daher den Plan und wagte es, die unter-
gcordneten Theile aus der bisher üblichen Abhängigkeit
und Selbstständigkeit zu befreien, nm die gleich bcrcchtigten
und gleich großen Nepräsentanten verschiedener Erschei-
nungsformen der weltbewegenden Jdee frei und bewußt
vor Angcn treten zn lassen nnd das Princip der Einhcit
nnr durch ein malerisch-architcktonisches Arrangcment dcs
Ganzen zu wahren.

Der konstruktive Gedankc des Künstlers ist dcr:
Lnther's That und Werk baut sich auf über der Bor-
arbeit ähnlich strebender Vorkämpfer nnd konimt zu Stand
nnd Wesen, indem es sich die bcstcn Kräfte derZeit dicnst-
bar macht, sie zu Beistand und Abwehr um sich ver-
sammelt.

Da voransznsetzen ist, daß den Lescrn schon eine Ab-

M.
 
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