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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Meyer, Bruno: Das Luther-Denkmal zu Worms
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0161

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160

das Relief sei die Prosa der Plastik. Die historischen
Scenen (vorn und hinten, Donndorf) haben jedoch viel
Leben nnd zeugen von Geschick, die so zn sagen dogmati-
schen (rechts und links, Kietz), obgleich znm Theil von
glücklicher Naivetät derKonception, leiden an übermäßiger
Leere. — Die Portraitmedaillons haben sich in Rücksicht
auf ihren hohen Standpunkt eine allzu kraftige Behaud-
lung gefallen lassen müffen, doch wirken sie im Allge-
meinen gut.

Ueberblicken wir noch einmal das Mouument im
Ganzen, so befestigt sich die Ueberzeugung, daß es cin
Markstein auf dem Entwickelungsgange der heutigeu
Bildhauerkuust ist. Was Rietschel im Lessing be-
gonnen, was er im Goethe und Schiller behauptet,
durch den Weber und andere Denkmäler bekräftigt hat,
das hat er zu ungeahnterVollendung gebracht imLuther.
Die Fähigkeit eine Persönlichkeit in ihrem charakteristischen
Habitus, in der specifischen Zeitstimmung zu erfaffen, be-
währt sich hier auf derselben Höhe, und es vereinigt sich
damit die Kraft, die Zeit selbst als Boden und Hinter-
grund der persönlichen Erscheinung zur Geltung zu
bringen, ein umfassendes Zeit- und Geschichtsbild in
ehernen Zügen zu entrollen. Dies geschieht mit einer
Macht und Klarhcit, mit einer Fülle und Sicherheit, die
eben so staunenerrcgend wie geuußreich ist, und dic ge-
sunde Empfindung und geläuterte Einsicht verzichtet Labci
auf alle jene Mittelchen allegorisirender und symbolisiren-
der Darstellung, durch welche bei ähnlichen Vorwürfen
andere Künstler das Staunen der großen Menge leichten
Kaufs erregt haben. Gerade und fest geht er auf sein
Ziel los, in wahrhaft monumentaler Größe und gediegener
Erscheinungswahrheit läßt er seine Gestalten entstehen, und
vertrant der Sache und der wahrenKunst der Darstellung die
Sorge für den Erfolg, der so gewonnen über alles ehren-
voll und dauernd ist. Bruuo Meycr.

Nrkrologe und Todesnachrichten.

F. Siegmund Lachenwitz, Thiermalcr und in diesem
Fache ciner der hervorragendsten Meister der Düsscldorfer
Schule, erlag am 25. Juni in Düsseldorf einem heftigeu
Nervenficber. Jm Jahr 1820 zu Neuß gcboren, empfing
er seine Erziehung größtentheils in Köln und ward schon
mit zwanzig Jahren Schüler der düsseldorfer Akadcmie,
in deren verschiedenen Klassen er von l840 bis 1847
blieb. Er trennte sich dann von der Akademie, hat aber
Düsseldorf nie für längere Zeit verlassen. Lachenwitz
konnte für das besondere Fach, dem er sich widmete, in
der düsseldorfer Schule keinen eigentlichen Lehrer finden,
und er ist in der That auch nur sein eigencr Lehrer und
Schüler gewesen. Mit lebhaftem Temperamente und
großer natürlicher Begabung sing er schon sehr früh an,
selbständige Kompositionen auszuführen, und seine ersten
Werke fanden bereits vielfachen Beifall. Er malte alle
Thiere mit derselben Leichtigkeit; in seinen frühesten
Werken waren es hauptsächlich die wilden und reißenden
Thiere, welche er darstellte, häufig mit einem gewissen

Streben nach dramatischer Handlnng, wie in seincm ver-
schiedenen Bildern ans „Rcinccke FuchS", nnd Thicrscenen,
Kämpfe nnd Jagden aus der Wildniß des Südens wie
des Nordens. Sein größtes nnd bedeutendstes Werk
dieser Art, auch durch die treffliche Durchführnng ausge-
zeichnet, ist eine Löwenfamilie mit einem heranschleichenden
Tiger. Jn diesem Bilde von bedeutenden Dimensionen
sind die Thiere lebensgroß und vortrefflich gemalt; der
Künstler bewährte sich darin als einen Meister in charaktc-
ristischer Beyandlnug des Stofslichen nnd zugleich als
guter Kolorist. Später stellte er mit Vorliebe Hunde dar,
und seine äußerst zahlreichen Bilder und Bildchen, in
denen er „Rattenfänger" und „Piuscher" in allerlei oft
komischen Situationen wiedergab, fandeu ein dankbares
Publikum und waren sehr beliebt. Anch Asfcn stellte er
gern nnd mit vieler Lanne dar. Zu seincn größeren
Bildern wählte er jedoch meistentheils wildbewegte Jagd-
und Kampfscenen: von Pauthern überfallene Büssel,
Wölfe, welche wilde Pferde jagen, Bären, die eine Heerde
angreifen oder Rennthiere verfolgen, Füchse anf der
Laner, Falken mit ihrer Beute, ja in denLüften kämpfcndc
Adler. Seltener sind scine Bilder, in denen menschliche
Figuren neben den Thieren erscheinen; doch fehlen auch
solche nicht. Jn neuerer Zeit machte Lachenwitz vielfach
das Pferd zum Gegenstande seiner Bilder, meistens das
wilde Stcppenpferd, seltener das eigentliche Reit- odcr
Zugpferd, mit dem er jedoch auch vertraut war; sein
letztes Werk, gegenwärtig auf der Kunstvereins-Aus-
stellung in Düsseldorf, ist ein wildes Reitergefccht aus
dem letzten Feldzuge iu BLHmen. Es ist natürlich, daß
bei eincm so ausgedehnten Krcise von Gegenständen, bei
der Lebhaftigkeit seines Talentes nnd der raschcn Produk-
tion dicses viel schasfcnden Meisters seine Wcrke nicht
alle gleich gut ausgefallen, ja, manche zienilich flüchtig be-
handelt sind; in allen herrscht aber die gleiche Lebendigkeit,
die rasche energische Bewegung; sie sind fast alle vortreff-
lick oft sehr reich komponirt. Jn den ersten Jahren des
vorigenJahrzehnds wurde Lachenwitz' malerische Thätigkcit
für eine Zeit lang durch ein Augenleiden, was jedoch wieder
gehcilt wurdc, nnterbrochen odcr doch beschränkt, und da-
Lnrch ward cr veranlaßt, sich auch literarisch zu versuchen.
Er hat cine Anzahl von kleinen Erzähluugen, Jagd- und
Reisegeschichten und Schildcrungen auS dem Thierlebcu
geistreich und humoristisch verfaßt, die, oft mit Jllustra-
tionen von seiner Hand, in verschiedenen Zeitschriftcn cr-
schienen sind, doch nur selten unter scinem Namen; seiner
reichen Phantasie kam dabei eiu schr glückliches Erzähler-
Talent zu Hülfe. (Kölu. Ztg.)

John Burnct, einer der vorznglichsten Knpferstcchcr
Englands, geboren in Edinburg 1784, beschloß am
29. April sein thäliges Lcben in Stoke Newington. Er
war ein Mitschüler Wilkie's bei John Graham in Edin-
bnrg und schloß mit dem berühmtesten der englischen Genre-
maler unseres Iahrhunderts ein cnges Freundschafts-
bündniß. Wilkie's Erfolge in London zogen auch ihn
nach der Hauptstadt Englands, wo er sich durch Grab-
stichelblätter nach Gemälden seines Freundes rasch eine
geachtete Stellung erwarb. Jm Jahre 1815 ging cr nach
Paris, um im Louvre zu kopiren und sich noch weiter aus-
zubilden. Damals begann er auch sich als Maler zu ver-
suchen. Wenn dicse Bersuche auch nicht ohne Erfolg wa-
ren, so kehrte er doch bald wiedcr zu seincm eigentlichen
Berufe zurück. Von sciiicn Gcmäldcn wcrden die auch
 
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