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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Ein Selbstporträt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0178

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III. Jahrgang.

Seitrüge

findanvr.C.V. Lühow
(Wien, Theresianumg.
25) od.andieVcrlagSH.
(Lcipzig, Königsstr. 3)
zu richten.

14. Äuglijl.

Lciülntt zur Zeitschlist jür liitdcude

Verlsg lion L. A. Leemann in Leipzig.

Nr. 21.

Iiiserntc

u 2 «gr. sür die drei
Mal gespaltene Petll-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunstband-
lung angenommen.

Ui6!l.

Ku ust.

Am zweiten und letzten Freitage jedeS MonatS erickeint eine Nummer von in der Regel einem Qnartbogen. Die-lbonnenten der ..Zeitschrift sür bildende
Kiinst" erbalten dies Blatt srrntis. 2lvart bezogen kostet dassclbe 1'^ Tblr. ganzjäbllick. -llle Bnck- iind Kunstbaiidliingkii wie allc Postänitcr nebmen
Bestellungen an. Expediti onen : in Berlin: L. Kachse » Lo., Hofkunstbandlung; in Wien: p. Aaeser, Gerold» Lo., in München : L. A. Fleischmann.

Iiihalt: Ein Selbstportiät. — Koricsvondcnz. (Düsseldorf). — Nekrolvge
(Waagen, Emauuel Leutze, Ivs. Amou Roib). — Bermii'ckte ttunst:
uackiickten.— Kunstvcieinc. Sammluiigen und Ausstellungen. — Kon:
kurrenzen. — Kunstuutcrricht. — Kunstbandel. — Nenigkeiten dcr Kuust:
Literatur. — Zcitschriftcn. — Bcrichtiguug. — Drucksebler. — Inscrate.

Liii Selbllporträt.

6. v. I-. Unser verehrter Mitarbeiter, Hr. W. Bürger
in Paris, hat kürzlich unter dem Titel: „Znloim äo 1.
Tliorv"*) einen zierlichen Band kritisä'er Aufsatze über
die Pariser jinnstausstcllungcn dcr vierziger Jahre (1844
— 48) hcrausgegeben, dcr anch bei uns aller Beachtung
werth ist, wenngleich Manches darin anf heftigcn Widcr-
spruch in Deutschland stoßen wird. Wir wollen den Lesern
die Borrede deS Bnckcs, die znglcick sein Programm ist,
in Uebersctznng mittheilcn. Zuvor — für die Nicht-
cingeweihten — nur dic kleine Enthüllung, daß Hcrausgeber
und Bcrfasscr, daß der gelehrte Forscher auf dem Gcbielc
der niederländiscken jtunst nud der „altc Journalist",
von dcm diese Salonberichte herrühren. daß mit cinem
Wortc der liebenswürdige oitoven T. Thorö und unser
Bürger ein nnd dieselbe Person, daß Ersterer der
wahre, Letzterer nnr der angenommcne Name desselben
Autors ist.

Die Vorrede des Buches lautet: „Es ist lange —
sehr lange — her, vor der Revolntion von 1848.
Die Zeit von damals hatte cin ganz anderes Gesicht als
die Zcit von heute. Für die Generation von heute ist der
Enthusiasmus, den die damaligc t^eneration (die von
1830 bis 1848) für Knnst, Literatur, Politik und Philo-
sophie hegte, etwas völlig Unfaßbares geworden.

Unser T. Thorö galt damals für ein Original. Er
war es auch. Selbst damals, wo es so viele Originale
gab. Heute giebt es freilich keine mehr. Seine Lri-

't Vülis, d.idr!tii-ie interuationLle, Ib 8oulevnr6 ^lont-
nmrtre 1868. 8".

ginalität bestand ganz einfach darin, daß er natürlich
war, daß er nach Wahrheit und Gerechtigkeit strebte.
Das ist nichts Gewöhnlichcs, weiß Gott!

Anno 1830, als Student nnd Mitglied der Carbonari,
war er Anhänger des Saint-Sinionismus und Fonrieris-
imis nnd machte alle dic abenteuerlichen Experimcnte zur
Herstellung einer nenen Weltordnnng mit. Jnzwischen
blicb er Repnblikancr, wie znvor, so damals und später.

Als lcidenschaftlicher Politiker, Kuust- und Lite-
raturfrennd, schrieb er, abgesehen vonKunstkritiken, Artikel
in ein halbes Dutzend politischer Jonrnale. Und nun erst
das famose Blatt, das er Anno 48 selbst herausgab! So
hat er „ganz Paris" während cines Vicrteljahrhnndertö
kennen gelernt: die excentrischesten nnd die ausgezeichnet-
sten Menschen seiner Zeit. Mit dem ganzen literarischen
Frankreich der Opposition stand er in Verbindnng. Uuter
dcn Küustlern zählte er Eugöne Delacroix, Decamps, Ary
Sckeffer, Camille Roqucplan, Gigoux, Marilhat, Rousseau,
Duprch Diaz, Conturc u. s. w. zu seinen Frenndeu. Wie-
viele von diesen wackern Streitern auf den Gebieten der
Literatur, der Kunst, dcr Philosophie, der Politik und
Wisienschaft sind schon dahingegangen! Manche von ihnen
endeten ini Elend oder im Narrenhaus, andere im Hos-
pital odcr dnrck Selbstmord. Was thnt's! Jhr Werk
ist gethan, und gnt gethan. — Es war eine Jugend voll
Friscke nnd Begeisterung. Sie disputirte über Alles und
überall, im Foyer, im Lesekabinet, im Atelier, im Boudoir,
im Dachstübchen, in den Gärten des Palais Royal, der
Tuilericn, des Luxembourg, auf den Boulevards, iu dcr
Kneipe. Jonrnalisten, Poeten, Kritiker, dramatische
Sckriftstcllcr, Schanspieler, Malcr, Bildhaner, Alles
konspirirte — für die Freihcit des Menschengeschlechts!

Der Vcrfasscr dicser Salonberichtc war keiner der
niindest Exaltirten. Er liebte die ganze Welt, — nur
uicht das Althergcbrachte; davor hattc er eincn Abschcu.

UI.
 
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