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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Ein Selbstporträt
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2m hcutigen Frcmkrcich sreilich schcincu -tunst und
Literatnr, wie nbcrhanpt alle schöpfcrischen -träfte der Na-
tion, völlig ausgestorben zu sein. Aber lebt nicht die Hoff-
nung noch, daß sie sämmtlich wicder aufcrstchen wcrden, —
wenn die Freiheit wieder erstünde?"

So W. Bürger. Wir brauchen seinen Worten wohl
nichts weiter hinzuzufügen, um die Lcser auf das Buch selbst
begierig zu machen. Dassclbe ist in der That nicht nur
ein gcistvollcr Bcitrag zur moderncn Knnstgeschichtc Frank-
rcichs, sondcrn ein Spiegel der Zcit überhaupt, von
einem der gedicgensten und freiesten Geistcr ihr vorge-
haltcn.

Korrcspondonz.

DLsscldorf, Ende ZnN.

II. Dic Ausstcllung dcs Rheinisch-Westfälischen
KnnstvercinS ist am 23. Juli geschlossen wordcn. Zur
Berlosung nntcr die Aktionäre wurden vierundvierzig
Oelgcmäldc (worunter achtundzwanzig Landschaften und
zwei Sknlpturwerke) angekauft. Bon Erwerbungen durch
Privatleute haben wir nichts gchört, doch ist der Besuch
von Fremden und Einheimischen mitunter sehr zahlrcich
gewescn. Die permanentcn Knnstansstellungen brachten
in dcn letztcn Wochcn cinc Fülle höchst intereffantcr Gc-
mälde, häufig nur auf wenige Tage, zur Ansicht. Von
Answärtigen bcfanden sich darnnter „tie Jagd nach dcm
Glück" von Henneberg in Bcrlin, die anch hier großes
Anssehcn machte, „die Bcrhaftung John Brown's" von
Johnston in London, „die Bischöfc Ritleh und
Latimer auf dem Weg zum Schassot" von Schweder in
Bcrlin, einem talentvollen Schüler Schrader's, und vicle
mit virtuoser Technik behandclte Aquarellbilder und
Stndien von Adolf Mcnzcl, Burgcr und Meycrheim.
Bon Einheimischen waren so zicmlich alle berühmten
Namenvertreten. Professor Andreas Achenbach hattc
ncben viclen kleincn Bildcrn, nntcr dcnen besonders cinc
„Synagoge", die uns lebhaft an Rcmbrandt gemahnte, nnd
schon deßhalb hervorzuheben ist, weil sie die außerordent-
liche Bielseitigkeit des Meisters bekundete, auch eine große
„N'iederländische Landschaft" ausgcstclll, wclche zu dem
Bestcn zählt, waS wir von ihm gesehen. Sein genialcr
Brndcr Oswald Achenback' zeigte in seinem „Motiv
von Subiaco" wieder die große Gcwandheit und Treue,
mit der cr die italische Natur auf dic Lcinwand zu bannen
versteht, wogegen uns seinc beiden rheinischen Land-
schaftcn wcniger gefielen. Dcr „Lorcleyfelsen" crschien
unö allzusehr angchaucht von südlicher Glnt, selbst wenn
„dcr Gipfcl dcS Bcrgcs funkclt im Abendsoniiensckwin".
Dcr „Mänscthurm" enrsprach sckwn mehr dcm Charaktcr
unsereS heimischen Stroms, und doch wollte es uns be-
tünken, alS bcwege sicki dcr Künstlcr anf cincm ihm nickt
rccht zusagcnden Boden, wobci wir indeffcn die vielen
Borzüge, welche diese Bilder im Uebrigen aufzuweisen

hatten, in keincr Weise verkennen. Ein vorzügliches
Werk war die große Landschaft von Leu: „Halsalm mit
dem Mühlsturzhorn", ebenso wahr wie künstlerisch in der
Behandlung. Albert Hertel hatte in seiner italienischen
Frühlingslandschaft „Höhen von Antemna" eine über-
aus lichte Farbe zu erreichen verstanden und Alfred
Chavannes bewährte abermals im „Brienzer See" sein
schönes Talent. Die großc „Landschaft mit Biehstall-
stassage" von H. Lot muß auch als ein höchst gediegenes
Bild hervorgehoben werden, anf dem Baumschlag und
Thiere gleiches Lob verdicnen. Theodor Hagen's
„Aufziehendes Gewitter" wirkte durch eine ernste Stim-
mung und breite, energische Behandlung, während
Seibels' außerordentlich naturwahre „Landschaft mit
Schafen" uns doch zu langweilig im Motiv erschien.
Eingehendes Studium jeder Bewegnng und ebenso leben-
dige wie gcschickte Komposition verrieth von Nenem der
bereits rühmlich bekannte Thiermaler Deiker in seincr
großcn „Parforce-Jagd", wclche dcn lctzten Kampf cineS
Edelhirschcs mit einem ganzen iNudel angreifender Hunde
wirkungsvoll zur Anschauung brachte. Bicles Anfschcn
bei Künstlern und Pnblicnm erregtcn zwei Genrebildcr '
von Ludwig Knaus, von denen das einc ein kleines
Mädchen, das seine Puppe liebkost, das andcre eine alte
Frau, zu deren Füßen einigc junge Katzen spielen, dar-
stellte. Die sichere Beherrschnng aller technischen Hülfs-
mittel, die scharfe Charakteristik nnd das prächtige Kolorit
verliehen auch diesen im Gegenstande so einfachen Ge-
niäldcn des berühmten Meisters einen seltenen Wcrth.
Ebenso zeichneten sich die beiden Wcrke Rudolf Jordan's:
„Ein Suppentag im Kloster" und „Strandwache bei
Scheveningen" wieder durch die feine Durchführung und
Jndividualisirung, welcke allen Bilrern diescs Künstlcrs
cigcn ist, ehrenvoll aus. Ein gleiches Lob müffen wir
den Schöpfungen Benjamin Vautier's zollen: „Bor
deni Dorfschulzen" sprach nns dnrch köstlichen Humor an,
während die Pendants „Jung und Alt" durch ihre unge-
snchte Poesie fesselnd wirkten. Der „Kirmeßtanz im
Schwarzwald" von A. Kindlcr gab uns Gelegenhcit, das
Talent dieses tüchtigen Künstlers, der meistens kleincre
Sachen malt, einmal wieder in einem größeren Bilde zu
bewundern. Karl Hoff's „Erstc Kritik" stach durch
brillantes Kolorit in die Angen, und Karl Hübner's
„Trost im Gebet" errang durch seelenvollen Ausdruck bei
schlichter Wahrheit verdientes Lob. Von drastischer
Wirknngwar Karl Schlesinger's„Begegnnng", die uns
einen Brautzug vorführte, welchem ein Priester entgegen-
kommt, der eincni Sterbendcn das letzte Sakrament zu er-
theilen auf dem Wege ist. Aehnliche Gegcnsätze zeigte
auck Nikutowsky's „Rückkchr der Sieger", ein Bild,
das den Schmerz der Hinterbliebenen eines gefallenen
Ofsizierö Leim fröhlichcn Einzug seines Rcgimcnts wir-
kungsvoll zur Anschauung brachte. Mindcr poetisch, aber
 
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