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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0181

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sehr lobenswerth in Auffassnng nnd Dnrchführnng waren
auch Nordenberg's „Knabenchor in der Kirche" und
die Genrebilder von Bosch, Stewer, Hahn u. A., beson-
derS abcr der „Trinkspruch des Pfarrers auf eincr schwä-
bischen Hochzeit" von Karl L asch, dessen Gemälde sich
auä> im Auslande gereckter Anerkennnng erfreuen, und
der „Sonntagsspaziergang einer Klosterschule" von
Ernestine Friedrichsen, einer begabten Schülerin
Wilhelm Sohn's. Mehr dem Portraitfach gehörten ein
„Familienbild" von Otto Rethel nnd Emil Hünten's
„Offizierkorps des l5. Prenßischen Husaren-Regiments
im Bivonak" an, welch' letzteres eine ziemlich undankbare
Aufgabe mit vielem Geschick gelöst zeigt.

Nekrologc.

Zu dcn biographischen Notizen über Waagen, welche
wir dem in vorigcr Nuinmer einhalienen Aussatze in ciner
Anmerkung nach einer Zeitungsnotiz beifügten, erhalien wir
von dem Berfasser jenes AnikelS folgcnde Bcrichtigimgeii:

Waagen's Vater war Maler, niemals aber cr selbst.
Er berichtet mit seiner gewohnten liebenswürdigen Ofsenheil
in eineni seiiicr sticisehefte, daß, als sein Bruder Karl die
Landschaft skizzirie, er dies auch versucht, aber die Erfah-
rung gemachr habe, „daß dies doch viel schwerer sei, als es
stch ansebc". Dagcgen durftc er frciliiki mit vollem Rccht
einmal äußcrn: „Obglcich nicht selbst bildender Äünstler, hat
mich doch mein langjähriger vertranter llmgang mit Kunst-
werkcn aller Art daran gewöhnt, die Narur mit Künstler-
augen zu betrachien, mich an der unendlichen Mannigfaliigkeil
ihrer Formen uud dereu geistigcr Bedeutung zu crfrcucn und
darin die Vorbilder so mäncher Meister wieder zu erkcnneri."
(Kirnstw. in Engl. I, 21 l, und Aehnliches passim); und er
pflegle gesprächsweise oft über die Beschränklheit derjenigen zu
scherzcu, welcke zur Bciirtheilnng von Kunstwerken die prak-
lische Uebung des Künstlers sür cin nothwcndigcs Reguisit er-
achleten. — Unter Waagen's Nachlaß hat sich auch noch der Testat-
dogen aus seiner Breslauer Studienzeit gesnnden. Hiernach
har er besondcrs bei Karl und Friedrich von Raumer,
Heinrich Steffens. Passow, v. d. Hagen, Schncider,
und zwar historische, philologische, philosophische, lileratur-
uud naturwissenschaftliche Vorlesungen qehörl, — nicht aber
kuustgeschichtliche, sür welche er, zu jener Zeil natürlich
noch durchaus auf sich selbst angewiesen war. Dresden
hat Waagen besuchsweise bereits 1801 bctrelen, nie aber
dasclbst, auch uur für kurzc Zeit, seiu Domieil aufgcschlagcn.
Von Breslau pilgerte cr im Sommer 1818 zu Fuß nach
'Heidelberg, wo er laut noch vorhandener Matrikel abermals
als „Liuüiosus I>l>iloloj;iue" iuseribirl wurde. Vou dort giug
er nach München und dann nach Berlin. — Waagen's Er-
ncnnung zum Direkior der Gemäldc-Galerie hat, wie die
der übrigcu Abthcilungsdirektoren, bcreils 1830, vor dcr
Eröffnung deS Museunis, stattgcfunden. — Waagen's mehr-
bändige Wcrkc sind fast ohne Ausnahme in verschiedenen
Zahren erschicnen, die „Kunstwerkc und Künstler in Deulsch-
land" (I Bd. 1842) enthalten z. B. im zweiten Bande
(1845) noch Studien, die erst in deni eben genannten Jahre
gemacht siiid. Zu dcu „trcssures" erschien >857 ein vierter
(Supplement-) Band uuter dem Titel: „6-iIIeries aucl eulü-
nets oi urt in 6reut-6rituiu".

Der Historienmalcr (smaniicl Lciiyc ist, einer Nachricht
des stkew-Vork-Herald zufolge, in Washington, wo er mit der
Ausmalung dcs Kapitols beschaftigt war, am 18. Juli plötzlich
am Gehirnschlage gestorben.

Joseph Antoii Noth, Landschafts- und Architekturmalcr,
Custos der Kuiistsammlungen der Universität zu Würzburg, isl
daselbst am 2. August gcstorbeu.

Vrriiiischtr üiittstimchrichtr».

Die Burgiilldischen Fahucn, welche die Schweizer in
den Schlachten bei Granson und Nancy gegen Karl den

Kühnen croberten, zogen bci dem Sängerfestc zu Solothuru,
bei welchem sie als Zugdecoration dienten, die Aufmerksam-
keit der Festgenosscu auf sich. Die Malercicn, welche diese
Fabnen schmücken, werdcn bckanntlich dem HanS Memling
zilgeschricben^ Dic bildliche Darstellung anf dcr einen Fahne
vou wcißer Seide zeigt den Evangelisteu Johannes, anf cinem
Stuhl sitzend, mit dcr linken Hand dcn Kelch haltend, aus
dcm eiue geflngelte Schlange komint, init der rechteu aui die-
selbe hinwciseud. Dic ganze Aufsassung der Figur. besonderS
der ctwas ältliche, abcr geistreich gemalle Kopf, dic schöncn
bcstimmtcn Motive der Gewandung, sind großartig uud eines
solchcn Bicisters wohl würdig. Dic Umrahmung deS Bildes
uud die iibrige Decorirung dieser Fahne bestebeu aus verschiedenen,
auf Karl den Kühnen bezüglicheu Emblemen. Die Carnation
der Figur ausgenommen, ist allcs Uebrigc auf Gold schwarz
schraffirt. Ebenso bei der andern Fahne, dercn Bild den
Kamps dcs Ritters Gcorg mil dem Lindwurm darstelli; ob-
glcich hicr das Ganzc den heraldiscken Charakler trägt, beur-
kundet sich cbenfalls eine große Meisterhand. Der ganz in
dem Charaktcr des Memling behandeltc Kopf des Ritters ist
das Porträt Karls des Äühncn, was den Werth dcr Fahnc
sebr erhöht. Auf der Spitze ist der Wahlspruch dcsselben:
...7e loi einiwinii," angebracht. Die obere Hälftc der Fahnc
ist weiße, die untere blaue Seide. Möglich, daß diese Fahnen
schon bei der Ervberung nicht mehr im besten Stande waren,
so wnrden sie nock in Folge der Zeit arg zngerichtct und
durch öfleres Ucberstreichen mit Lcinölfirniß sv dunkel, daß
man unmöglich die Farbe dcr Seide, mir großer Mühc nur
den Gegenstand der Darstellung crkenncn konnie. Dcr Stost
wurde so harl und spröde, daß er wie Glas zerbrach, und zu
allem Unglück für die Rcstauration wurden sic noch auf rauhe
Leinwand geleimt, und dieselbe rückwärts mit Oelfarbe über-
strichen. Jn dicscm Zustande wurden sic Hrn. Conservator
Eigner in Augsbnrg übcrgebcn. Dauk dcssen großen Kennt-
nissen und Erfahrungen in der Restauration, dem monatelang
audauerndcn Fleiß uud der außcrvrdeutlichen Geduld des im
Atelier Eigners beschäftigten Kiinstlers Hrn. Sesar, wurden
die Fahncn wiedcr so hcrgestcllt, daß sie jetzt die Bcwullderung
allci Kuustkcnner crhalten, besonders derjcnigen, welchc sic in
dcm srüheren Zustande geschen und dic Rcstauralion derselben
fnr nnmöglich gehalten. Spitzen und Stangen dcr Fahnen
wurdcu nach Angabe dcs Direktors v. Hefcner-Alteneck,
dem Charakicr dcr damaligen Zeit entsprechcnd wieder
ergänzt. ' (A. Z.)

Dcr Thomas-Alkar ans dor L»vcrsberg'schcn Samm-
lung ist durch Bermächiniß aus dem Nachlaß des Banquiers
Karl Stein in Köln in den Besitz des städtischen Museums
übergegangen. Diesc Erwerbung ist um so werthvoller, als
das Museum bereits den als Gegeustück gcmalten Kreu-
zigungsaltar besitzt, dessen Nkittelbild bckanntlich als das be-
dcutcndstc Werk des Mcistcrs der Lyvcrsbcrg'scheu Passion gilt.
Der Thomasaltar stamml aus dem Eude dcs süiifzebnkcn
Jahrhundcrls, um wclche Zcit ein tölnischcr Patricier, Petcr
Rink, densclben für den Preis von 250 Goldgulden auserti-
gcn und in der Karthausc aufstellcn ließ. Als dcr Douator
im Jahrc 1501 vcrstarb, vermachle er ciue weitere Summe
von 200 Goldgulden für dic Ausführung des Kreuziqungs-
altars, der in derselben Kirche crrichtet wurdc. Seit dem
Jahre 1802 war der Thomasaltar in den Besitz Karl Steius
übergegangen, der, wie aus dem Wortlaute des Vermächt-
nisses hervorgeht, dieses interessante Kunstwerk dcm frühcren Bc-
sitzer, Jakob Haan, um 2500 Thlr. abkauste, lediglich in der
Absicht, um zu verkindcrn, daß dasselbe für dic Stadt Köln
verloren gehe. (Näheres über die beiden Altäre findet sich in
Kuglcr's kleinen Schriften II. S. 30!1.)

-s- Bcrlin. Ucbcr dic Bcsetzung der dnrch Waagcu's
Tod crkcdigten Galcricdircktorstcllc tanchen natürlich sosort
verfchiedcnc Gerüchtc anf. Mil der Wahrnehmung dcr Gc-
schäfle ist interimistisch, wic gewöhnlich bei Waagen's Ab-
wcsenheit, sein früherer Assistent, der Direktor des Kupfcr-
stichkabincts Professor I)r. Hotho betraut. Durch vcrschie-
denc Zcilungcn ging dic Nachricht von der Berufung Lübkc's:
doch ist es sür dcn Grad dcr Vertrauthcit mit Verhältnissen
und Personen in den Krciseu, deucn diescs Gcrücht seinc Ent-
stehnng verdankt, recht bezcichnend, daß man Lübke aus Zürich
I verschreibt! Jn letzter Zeit hört man von Julius Hübner
I reden; Waagen, dem das Wohl der Galerie am Hcrzen lag,
j dachte sich gern Otto Mündlcr in Paris als seinen Nach-
 
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