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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Der Dom zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0188

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187

werke mit Glück verwerthen konnten und für die allge-
meine Kenntniß des Gebäudes sorgte das in vieler Hin-
sicht unschätzbare Werk von Boissercke.

Allen denjenigen aber, welche nicht so glücklich waren,
in der Bauhütte des Domes selbst durch wirkliche Mit-
arbeit in das Reich seiner Formen einzudringen und sich
mit dem inneren Organismus desselben vertraut zu
machen, blieb der Dom zu Köln mehr oder weniger cin
Buch mit sieben Siegeln.

Der Gedanke, cine Monographie des Kölner Domes
zu veranstalten, welche allen Anforderungen der heutigen
Kunstanschauung entsprechen würde, datirt sckon aus
früherer Zcit und wurde noch unter dem verewigten
Dombaumeister Zwirner oft und vielfach angeregt.

Es kam jedoch nie weiter als zu der Jdee, denn in
dem Drange des Schafsens und in dem Bollbesitze einer
reichen Formenkcnntniß vergißt sich nur allzuleicht die
moralische Pflicht der Mittheilung.

Es kann daher nicht hoch genug angeschlagen werden,
daß Herr Franz Schmitz diese Aufgabe erkannte und sich
neben seinem eigentlichen Berufe einer so umfafsenden
Arbeit unterzog, wofür ihm der Dank aller Fachgenossen
und der ganzen Kunstwelt gesichert bleibt. Wenn irgend
jemand, so hatte übrigens auch Herr Schmitz den Beruf
zu dcr Herausgabe eines solchen Werkes. Noch im Knaben-
alter trat er in die Bauhüttc als Lehrling ein und durck-
lief in einer Reihe von 20 Jahren alle Stadien seines
Bcrufes, so daß ihm schließlich die eigentlick künstlerische
und tcchuische Bauleitung thatsächlick übertragen war.
Einmal beseelt von dem Gedanken der Herausgabe eines
solchcn Werkes, wendete Herr Schmitz alles daran, um !
von allen Theilen des Domes die genauesten Aufnahmen
und Vermeffungen herzustellen.

Selbstverständlick mußten in derBauhütte sckon früher j
die genauesten Zeichnungeu der alten Bantheile vorhanden !
sein, wonach zum Theil die Ausführung bewirkt wurde. ^
Es ist jedoch nicht minder einleuchtend, daß Zeichnungen
und Vermessungen zum Zwecke der Herausgabe eines
Werkes anders sein müssen als für die Ausführung, so
daß gewiß für die Publikation nur cine sehr partielle Be-
nutzung des vorhandenen Materiales überhaupt mög-
lich war.

Wir konnten nicht umhin, dieses Berhältniffes Er-
wähnung zu lhun, da leider gerade hiervon das Motiv
abgeleitet worden ist, wonach Herrn Schmitz von Seiten
der Dombauverwaltung die unbegreifliche Alternative ge-
stellt wurde, entweder auf die Herausgabe dieses
Werkes zu verzichten, oder von seiner THLtig-
keit am Dombau zurückzutrcten.

Herr Schmitz wählte das Letztere und das Werk
erscheint.

Welche traurigen Verhältniffe wuroen aber durch
diesen Vorgang an's Licht gefördert! llnd mit vollem

! Rechte dürfen wir fragen: könnte so etwas geschehen,

! wenn die Berhältniffe des Dombaues, auf welchen die
Blicke der ganzen civilisirten Welt gerichtet sind, in richtigcr
Weisegeordnetwären? — DieKunstkannnimmer gedeihen,
wo Maßregelungen stattfinden,undder stramme Dienst
! verträgt sich nickt mit dem inneren Wesen der Kunst.

Gewiß war es möglich, dieses Aeußerste zu vermeiden,
und wieviel schöner wäre es gewesen ein solches Werk mit
Unterstützung der reichen Mittel des Dombaues und in
voller llebereinstimmung mit der obersten Bauleitung er-
erscheinen zu sehen!"

Soweit die Einsendung. Wenden wir uns nun zu
^ dem, was das llnternehmen innerhalb der ihm vorge-
j zeichneten Grenzen zu leisten verspricht, so ist der llmfang
dcs Ganzen auf 25 Lieferungen zn je 6 Blatt berechnet.
Vier solcher Hefte liegen uns vor. Die weitcren sollen in
Zwischenräumen von je 6 Wochen folgen. Das erste
^ (Doppel-) Blatt giebt den Grundriß des Domes, daran
schließen sich vier Dctailblätter: drei von den Haupt-
thürmen nnd eines mit Baldachinen ans dem hohen Chor;

! die zweite Lieferung bringt in eincm Doppelblatt das süd-
liche Seitenportal der Westseite, ferner den Grundriß
! eines Eckpfeilers am Südthurm im ersten Stockwerk und
weitere drei Detailblätter; die dritte nnd vicrte Lieferung
sind mit Ausnahme der Gesammtaufriffes und Durch-
schnittes vom südlichen Querschiss ebenfalls wesentlich der
Pfeilerbildung und den sonstigen Details der Thürme
gewidmet.

Ein historischer oder sonstiger Zusammeuhang besteht
somit in der Folge der Tafeln leider nicht. Dicser wird
sich, wie bei so manchen ähnlichen Unternehmungen, erst
am Schluffe des Ganzen mittelst einer übersichtlichen Jn-
haltsangabe herstellen laffen. Das fruchtbringende Stu-
dium des Werkes wird hierdurch allerdings vorläufig sehr
erschwert, wenngleich man zugeben muß, daß einer zu-
sammeiihängenden Folge der Tafcln bei rcgelmäßig cin-
zuhaltenden Terminen des Erscheiuens die größten tech-
nischen und materiellen Schwierigkeiten entgegenstehen
würden.

Die Darstellung, Gravirung in Stcin von A. Wengcn-
roth, hält als Grundsatz dcn der höchstmöglichen Genauig-
keit und Klarheit fest und wir halten dies den freilich
glänzenderen, mit einer gewiffen poetiscken Freiheit be-
handelteu Tafcln des Boisseröe'schen Wcrkes gegenübcr
auch für das Richtigc und unserer Zeit Entsprcchcnde.
Die charakteristischen Formen der Kölner Schule treten
uns auf diese Weise bis in's feinste Detail der Pro-
filirung und Ornamentation scharf und bestimmt vor
die Augen, und selbst bis in den Steinverband hincin
können wir der Darstellung das vollste Zutrauen schenken.
Nur möge sich der Zeichner hüten, im weiteren Verlaufe
der Publikation nicht in das der Boifferöc'schcn Frcihcit
entgegengesetzte Extrem, uämlich in eine gewisse hand-
 
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