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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Henri Regnault's Salome
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Eisenmann, Oskar: Der neue Katalog in der Darmstädter Galerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0251

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491

Der neue Katalog der Darmstädter Galerie. — Kunstliteratur.

492

nicht so widerwärtig, wie in der Radirung, und, nach
dieser zu schließen, also wohl in dem ursprünglichen
Bilde. _ 8. N.

Der neue Katalog der Darmstädter Gaterie.

Nachdem während mehrerer Jahre diese Sammlung
einen gedruckten Führer hatte entbehren müssen, erschien
voriges Jahr, vom Jnspektor Profefsor R. Hofmann ver-
faßt, das neue dieser Besprechung unterzogene Berzeichniß.
Den Freunden der Sammlung wird dies willkommene
Veranlassung gewesen sein, sich entweder persönlich, oder
wenigstens in der Erinnerung wieder einmal in derselben
einzufinden, um ihre früheren Wahrnehmungen mit denen
ihres Vorstandes zu vergleichen. Obwohl sich die
Galerie schon seit dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts
durch einen reichen Bestand älterer deutscher und nieder-
ländischer Bilder auszeichnete, so ist es doch noch nicht sehr
lange her, daß sich ihr ein lebhafteres Jnteresse der Kunst-
forscher zuwandte. Was immer an solcher'Nichtbeachtung
Schuld gewesen sein mag, jedenfalls verdankt man die
günstige Wendung nicht zum Wenigsten Prof. Hofmann,
der durch eigene rege Theilnahme wie durch seltenes Ent-
gegenkommen die Anerkennung Auswärtiger zu wecken
und zu erhöhen verstand. So konnte man denn auch als
Frucht einer liebevollen und vorurtheilslosen Vertiefung
in sein Material einen ehrlich gemeinten und für die
Kunstforschung nutzbar zu machenden Katalog von ihm
erwarten, und in dieser Erwartung sehen wir uns nicht
getäuscht. Derselbe ragt um Kopfeslänge über die meisten
deutschen Galeriekataloge empor, ein Lob freilich, das,
kennt man die Beschaffenheit derselben, dem Gesicht selbst
des Bescheidensten keine Röthe anwehen dürfte. Ge-
drängte klare Fassung, Verwerthung der neuesten For-
schungen. eine sehr übersichtliche, gewissenhaft gezeichnete
Monogrammtafel und ein unparteiischer, meist glücklicher
Blick in Bestimmung der Bilder zeichnen ihn aus. Wenn
trotzdem wirkliche und vermeintliche Bilderkenner an letz-
terer werden auszusetzen haben, so ist das eben ein Be-
weis, daß es bei Werthschätzung von Kunstwerken weder
Aktenschluß, noch eine letzte Jnstanz giebt. Da auch wir
uns zu der einen oder andern Sorte jener hadersüchtigen
Menschenkinder rechnen müssen, wird man sich nicht wun-
dern, wenn wir gleich mit ein paar Ausstellungen zur
Hand sind.

Nr. 311, Christus im Gespräch mit Nikodemus bei
Kerzenlicht, G. Honthorst genannt, ist von einem rohen
Nachahmer. Zu Nr. 326, Seestück von Ian Porcellis,
ist zu bemerken, daß sich ein Bild derselben Hand, eben-
falls ck. ?or. bezeichnet, in der Galerie Schönborn zu Wien
befindet. Die dem van Dyck zugetheilten Bildnisse, Nr.
327 — 329, hinterlassen, man muß es gestehen, alle drei
einen leisen Zweifel an der Berechtigung dieser Bezeich-

nung. Ebenso scheint die Benennung des Bildes Nr.
339, Salomon Ruysdael, nicht unerschütterlich und durch
die gefälschte Namensbezeichnung keineswegs gestützt.
Auch sämmtliche unter A. Cuyp verzeichnete Gemälde
sehen sehr verdächtig aus, nicht minder Nr. 348, die an-
gebliche Frau Saskia, Rembrandt genannt. Für Nr.
351, das Bildniß eines Knaben mit einem Windspiel,
möchten wir eine positive Aenderung vorschlagen und
zwar statt G. Terburg den bescheideneren, aber in diesem
Bildniß, selbst in der ihm sonst nicht geläufigen Lebens-
größe, als trefflich sich bewährenden Caspar Netscher.
Nr. 356, Brustbild eines Mannes von Thomas (nicht
Theodor) de Keyzer trägt das Datum 1657, nicht 1647.
Nr. 358, Bildniß eines Kriegsmannes, die linke Hand in
die Seite, die rechte auf einen Stock gestützt, ein HLchst
bemerkenswerthes Bildchen, im Katalog als „Unbekannt,
vielleicht von der Hand Th. de Keyzer's" aufgeführt, ist
von einer Beschaffenheit, daß wir es keinem andern als
Frans Hals selber zuerkennen möchten. Solcher Art
waren gewiß die Resultate, wenn er in kleinen Dimensio-
nen arbeitete. Unter den Werken der italienischen Schu-
len findet sich, streng genommen, nur ein einziges hervor-
ragendes, Nr. 541, das Bildniß Domenichino's von
Annibale Caracci, während der sogen. Tizian, Nr. 519,
männliches Bildniß, in der That dem Tintoretto gelaffen
werden sollte und Nr. 523, Johannes der Täufer in der
Wüste, schwerlich von Raffael's eigener Hand berührt
worden ist. Nr. 527, angeblich Correggio, ist eine Kopie
nach Baroccio, Nr. 583, Carlo Dolce genannt, ein
Romanelli.

Die Zahl der im Katalog verzeichneten Gemälde
wurde durch eine neueste Erwerbung überholt, die interes-
sant genug ist, um hier ausführlicher erwähnt zu werden.
Ein kleines Mädchen von drei bis vier Jahren mit dunk-
len intelligenten Augen, rothen Wangen und hellbraunen
Locken, darauf ein Spitzenhütchen mit herabwallender
Feder steht in weißen Atlasstiefelchen und langem grün-
rothem Seidenröckchen auf einem Parquetboden vor einer
graugrünen Wand, in der einen Hand ein Stöckchen hal-
tend, mit der andern nach rechts vom Beschauer deutend,
lebensgroß auf Leinwand, links oben bezeichnet 8antvoort
b'v. 1644. Ohne diese Bezeichnung hätte man etwa auf
den älteren Cuyp als Urheber des sehr anziehenden Bildes
geschlossen. vr. O. Eisenman«.

Kunstliteratur.

Publikation von Rottmann's Arkadenfresken. Wie

der Leser sich erinnern wird, erschien vor Kurzem in dieser
Zeitschrift ein an die deutschen Kunstverleger gerichleter Auf-
ruf von Hermann Allmers, welcher dieselben in warmen
Worten zur Herausgabe der Rottmann'schen Arkadenfresken
aufforderte. Schon jetzt können wir die erfreuliche Miltheilung
machen, daß derselbe in überraschend kurzer Zeit den schönsten
Erfolg gehabt hat, wovon wir die ersten Resultate schon in ^
den nächsten Tagen werden begrüßen können. Herr Friedrich
Bruckmann, der rühmlichst bekannte Münchner Kunstver-
leger, hat, nachdem er zuvor von den Rottmann'schen Erben
 
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