Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
91

Vermischte Nachrichten.

92

E. Hallatz in Berlin, C. Fink in Kassel und F. Heimer-
dingcr in Hamburg, niclcher letztere auch ein hübsches
Fruchtstück ausgestelltchat, gut vertreten. Ein sarberrprächtiges
kleines Architekturbild aus Venedig (6aimi -rranäs) war von
P. Burmeister in München ausgestellt. Ganz vorzüglich
war ferner auch das landschaftliche Fach vertreten, in ivelchem
sich das künstlerische, speciell malerische Vermvgen unserer
Zeit recht eigentlich koncentrirt zu haben scheint. Wie sich
die Mehrzahl der Künstler selbst diesem Gebiet zugewendet
hat, so hat sich dasselbe auch der besonderen Gunst des
Publikums zu erfreuen. Theils mag der Grund hiervon
darin liegen, daß das Lnndschaftsbild vor dem Figurenbild
den Vorzug des allgemeineren Charakters voraus hat, so daß
es, auch wenn es einen Bestandtheil unserer täglichen 11m-
aebung bildet, nicht ermüden kann, wie dies bei vielen
Figurenbildern der Fall ist, hauptsächlich aber ist er wohl
darin zu suchen, daß der Deutsche für die ihn umgebende
Natur und ihre Darstellung nm meisten Sinn uiid Ver-
ständniß hat. BesonderesJnteresse gewährte zunächst Andreas
Achenbach's „Die Dünen von Östende". Man sieht im
Vordergrund eine nach links steil abfallende Berglehne mit
aufsteigendem, stark verkürztem Steg und mit Figurenstaffage;
in der Tiefe zur Linken das sanft bewegte Meer. Das ge-
wählte Motiv bot für die malerische Aussührmig ungemeine
Schwierigkeiten, die der bewährte Meistcr jedoch in virtuoser
Weise überwunden hat. Bei sehr hochangenommenem Horizont
versetzt das slott gemalte Bild den Beschauer sofort in
jene sreie Stimmung, wie ,sie einerseits der Anblick des
Mseres, andererseits dsr Höhenstandpunkt zu gewührsn pflegt.
Jm Uebrigen sind namentlich Klarheit und Leuchtkraft der
Töne in Luft und Wasser als besondere Vorzüge des Bildes
hervorzuheben. Doch auch unter den übrigen Landschaften,
welche fast ohne Ausnahme die auf diesem Gebiet in neusrer
Zeit gemachten eminenten Fortschritte zeigen, stnden sich
Leistungen ersten Ranges. Dahin gehören W. Lichten-
seld (Hamburg) „Jm Dachauer Moor", I. W. Lindlar
(Düsseldorf) „Wasserfall" iMotiv aus vai annasia), J.Weng-
lein (München) „Abendstimmung", I. Djuntze (Düsseldorf)
„Norwegischer Fjord", A. Leu (ebendaselbst) „Schweizer-
landschast" (Eiger und Mönch), K. Rettich (Weimar) „Abend
in den Scheeren Norwegens". Außcrdem sahen wir ein
„Motiv ans dem Odenwald" von C. Schweich (Düsseldorfi,
vortreffliche Winterlandschaften von Ad. Schwfeitzer in
Dessau und W. v. Langenschwarz in Kassel, eine Harzland-
schaft (Motiv von der 'Teufelsmauer bei Blnnkenburg) von
W. Schröter in Dessau und stiinmungsvoll durchgeführte
Landschaften von Jngenmap (Düsseldorf), R. Poeppel
(München) und Frl/v. Batzko (Weimar). Handwerk in
Kassel hat in seiner „Westfälischen Mühle" ein hübsches land-
schaftliches Motiv behandelt. Von P. Kocken in München
sind zwsiprächtige „LnndschnftenmitBirken", vonA.Steffan
ebendaselbst ein fein behandeltes Motiv von der Jsar aus-
gestellt. Ein Gemülde von A. Lucas, „Jtalienische Land-
schaft", bringt endlich den Neueren gegenüber auch Lie Vor-
züge der älteren Landschastsschule zur Geltung. Nennen wir
noch sorgfältig ausgeführte Aquarelle von A. Basler in
Dessau lind M. von Heyligenstädt in Berlin, so können
wir die diesmalige Uebersicht über die bemerkenswertheren
Arbeiten aus dem Gebiet der Malerei schließen. Ueber einige
plastische Werke im nächsten Artiksl.

Ntnnlschte Ilachrichtcn.

R. Voni dcutschen Ülrchitektentag. Am I. September
begannen im Konferenzsaale des kümgl. Polytechiiikums zu
München dic Berathungen der Abgeordnetenversammlung
des „Verbandes der deutschen Architekten- und Jngenieur-
vereine" und wurden durchdie beidenfolgenden Tage fortgesetzt.
Jhnen schloß sich dann vom 4. bis 6. September die 11.
Generalversammlung des Verbandes an und zwar im großen
Saale des k. Odeoiis. Am folgenden Sonntage begrüßte
die Vertretung der Stadtgemeinde die Gäste im Saale des
alten Rathhauses, am Mittwoch fand ein gemeinsamer Aus-
slug nach Tölz und am Donnerstag ein solcher nach Kelheim
zur Besichtigung der Befreiungshalle und dann nach Regens-
burg statt. Jn der ersterwähnten Versammlung wurde eine
Anzahl von Referaten abgelegt, so des niederrheinischen
Vereins über die Ausbildung der Bauhandwerker, des Ber-

liner Vereins über juristische Ausbildung der Baubeamten,
des Hamburger Vereins über Druckhöhenverluste in geschlossencn
Röhren rc., des Badenschen Vereins über den Verband und
die Reichsgesetzgebung, des Berliner Vereins über die Vcr-
vollkommnung der Ziegelfabrikation, des nisderrheinischcn
Vereins über die Fundation großer Brücken, des Strasn
burger Vereins über die Minimaldimensionen von Brücken-
pfeilern, fernsr über die Frage der Erforschung und Erhal-
tung der Baudeiikmale. Es waren 17 Vereine vertretcn
und haben 34 Abgeordnete an den Berathungen Theil
nommen. Als Ort der nächsten Delegirtenversamnilung
wurde Dresden bestimmt. Am 4. September ward im Pgstst
technikum eine Ausstellung von Arbeiten aus dem Gebietc
des Jngenieur- und Hochbauwesens eröffnet, deren Zwsu
es war, den anwesenden Gästen einen Ueberblick über die >n
diesen Ziveigen der Technik während der letzten Jahre en>
ivickelte Gesammtthätigkeit zu gewühren. Davon wären S"
erwähnen: die Pläne sämmtlicher seit 20 Jahren in Baycrn
ausgeführter Flußkorrektionen, vieler bayerischer Eisenbahw
bauiverke, der bayerischen Verkehrsanstalten und der pfnst
zischen Eisenbahnbauten, Pläne über Neubauten in der Sali»c
Rosenheim und am Tiefstollen in Peißenberg; die Pläne de>
neuen Elbbrücke in Dresden vom Oberingenieur Monk dw
selbst; Plan und Modell einer Lokomotive nach dem Systcw
Krauß in München; Zeichnungen eines eisernen Dampfbaggcr-)
und eines solchen Schleppdampfers; Pläne und Modelle dc>
zweitenprotestaiitischenKirche inMünchen vonProf. Gottgetrein
Modelle, Pläne und Photographien eiserner Brücken E
Gerber, Direktor der süddeutschen Baugesellschaft rc. Aw
Festschrift wurde ein „Bautechnischer Führer durch Münchcu -
herausgegeben von Galeriedirektor Reber, vertheilt, der ei"
geschichtlich-kritische Darstellung der Münchener Bauthätigkc>
giebt. Anordnung und Ausstattung des Büchleins schließc"
sich an Winckler's „Technischen Führer durch Wien" "'st
Zum Zwecke des Empfangsfestes war der große Saal de-s
alten Rnthhauses sinnig geschmückt. Der Architekt Albei
Schnüd begrüßte die Gäste Namens des Münchener
tekten- und Jngenieurvereins und nach ihm Bürgermeist^
vr. Erhardt, worauf Baurath Burresch aus Oldenburg dcw
Dankgefühl der Gäste Ausdruck gab. Die erste allgeinein
Sitzung im großen Odeonssaale war ungemein stark besuw '
Unter den Anwesenden bemerkte man mehrere höhere Beawu,
Der Vorsitzende, Direktor v. Bauernfeind, gab in seiner -U (
sprache einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Ve '
bandes, zu dessen Gründung Dr. Puttrich von Leipzig
erste Anregung gab. Das bisherige Bureau blieb auf
gemeinen Wunsch unvernndert. Die Zahl der Verbaiw^
mitglieder beträgt dermal 5400, die der Vereine 23. V" (
direktor Burresch sprach über das moderne Transportwcst
zu Wasser und zu Lande, von dem er einen intercssanu
geschichtlichen Ueberblick gab. Jhm folgte Direktor v. Bauer ^
feind mit einem Vortrage über die Organisation der Studu
und Prüfungen an den 'deutschen Baiu und Jngenieurschuu
und befürwortete die Trennung des Architekturfaches ""
Jngenieurwesen als von der Natur der Sache geboten. A» i
eine gleichheitliche Einrichtung der einschlägigen Schulen
namentlich des Prüfungsverfahrens sei anzustreben. An "
Stelle des in Aussicht genommsn gewesenen, durch die U -
gunst des Wetters aber vereitelten Gartenfestes trat ei" ,,
im reich dekorirten Saale des Kil'schen Kolosseums, in welchc -
sich wohl einige Tausende zusammenfanden. Ein
Tableau, das alle möglichen Bauten nebeneinander stc",,
verrieth mehr Phantasie als Geschmack. Der Grundged" .
des vom Maler Stöger gedichteten Festspiels bestanv da".^
daß Biunichia einen Architekten und einen Jngenieur " .
einander versöhnte, die über der Dekoration zum Empt" tz
der Festgäste in Streit gerathen. Nach Beendigung ^
Festspiels toastirte Architekt Böck aus Berlin nuf K" ^
Ludwig, Direktor von Bauernfeind nuf den Kaiser
Humoristische Einzelproduktion machten den Schluß. Aten ",
zahlreich war die zweite Sitzung im Odeonssaale bestst^
Auf den Antrag Sonne's beschloß die Versammlung
Eingabe nn den Reichskanzler um einheitliche Orgamstist,,,
der Studien und Prüfungen an den technischen Hochlch ^lr--
des deutschen Reiches. Baurath Hase rsferirte über dw '
beiten der Architektur-Abtheilung, die sich besonders >un
Frage der Leicheiiverbrennung beschäftigte und diese "
höchst wünschenswerth bezeichnete. Baurath Zenetti beriä
 
Annotationen