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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung farbiger und getönter Bildwerke in der Berliner Nationalgalerie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0103

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2s> Iahrgang.

Nr. U-

Aunstchronik

1885/86. f ^ 24;. Dezember.

Mochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Anknndigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

l^erausgeber:

Larl v. Lützow u»d Arthnr j)abst

Wien Berlin, ^V.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: w. !s. Aühl, Iägerstr. 72.

Die Runstchronik erscheint von Vktober bis Lnde guni wöchentlich, im guli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
mit dem Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark. — Inserate, a 30 j)f. für die dreispaltige j)etitzeile, nehmen außer der verlagshandlung

Gesellschaft in Berlin. — Halle a/S.: Archäologisches Museum. — Das j)rogramm der im Iahre ^886 stattfindenden großen akademi-
schen Iubiläums-Runstausstellung in Berlin; Ldinburg; Glasfabriken im Osten. — Inserate.

Ausstellung farbiger und getönter Bildwerke
in der Berliner Nationalgalerie.

II.

Wie wir schon in dcm ersten Artikel gesagt haben,
kann die Frage: ob Polychromie der Skulpturen oder
nicht? nur dann zu eincr Klärung gebracht werden,
wenn man dieselbe ausschließlich auf den Marmor be-
schrcinkt. Es ist gewiß sehr dankenswert, daß die
Direktion der Nationalgalerie dem großen Publikum
gezeigt hat, daß man plastische Arbcitcn aus Holz, Thon
und ordinärem Stein bemalt hat, um denselben ein
besseres Ansehen zu geben. Aber Künstlern, Kunstge-
lehrten und Kunstsammlern ist dadurch keine neue
Offenbarung zu teil geworden. Jmmerhin wäre der
didaktische Zweck der Ausstellung noch größer gewesen,
wenn man Gleichartiges in Gruppen vereinigt hätte.
Aber die Räume der Nationalgalerie reichen zu solchen
Experimenten nicht aus, und man muß daher den
Organisatoren der Ausstellung, dem Herrn Or. von
Donop, der auch den Katalog verfaßt hat, nnd dem
Herrn Premier-Lieutenant Schulz, Dank sagen, daß sie
wenigstens ein geschmackvolles malerisches Arrangement
zustande gebracht haben. Wer nach wissenschastlichen
Gesichtspunkten verfährt, wird sich allerdings nur mit
Mühe darin zurecht finden. Die erste Frage ist natur-
gemäß die: Wo sind bemalte Marmorstatuen zu sehen?
Nirgends. Niemand hat (wenn man von zwei miß-.
glückten Versuchen A. Volkmanns, einer Bnste und
einem mit Ölfarben angestrichenen Relief, absieht) den
Mut oder die Opferwilligkeit gehabt, eine Figur dem
Risiko der Bemalung auszusetzen. Nur Prof. G. v.

Koch in Darmstadt hat zwei bemalte plastisch gebildete
Marmorfragmente und mehrere polychromirte Mar-
morproben in transparenter Behandlung ausgestellt,
und wir müssen sagen, daß er dadurch allein den
Ruhm gewonnen hat, einen wichtigen und entscheiden-
den Beitrag zur Lösung der Frage geliefert zu haben.
Das eine Fragment, einen Oberarm mit Gewand dar-
stellend, ist — für das nordische Licht wenigstens —
zu undurchsichtig und zu hart in der Farbe. Dagegen
ist die Hand in der naturalistischen Färbung so glück-
lich gelungen, daß das Korn des Marmors zu vvllster
Mitwirkung kommt. Der Katalog nennt die von
Prof. v. Koch angewendete Technik: „Farbenüberzug
mit transparentem Marmorkrystall." Vermutlich ist
die Technik ein Geheimnis des Künstlers. Von ihr
müßte aber jedenfalls ausgegangen werden, wenn die
Polychromie des Marmors wirklich durchgeführt wer-
den soll. Jn welcher Weise die Alten ihre Marmor-
siguren bemalt haben, wisien wir nicht mit Sicherheit
zu sagen. Es können aber nur Wasser-, Wachs- und
Temperafarben gewesen sein, da sic die Öltechnik nicht
kannten. Für die Tcrrakotten wird man dic Wasser-
und Leimfarben, sür die Marmorfiguren die enkaustische
Technik als Norm annehmen müssen. Für die letzteren
mag im allgemeinen noch eine Einreibung mit einer
Wachslösung üblich gewesen sein, was sich auch auf
die spätere Römerzeit vererbt haben muß, wo man
Haare, Augen, Brustpanzer und ähnliches Beiwerk der
Büsten aus verschiedenfarbigem Marmor und sogar aus
Halbedelsteinen zusammensetzte.

Wer diese Voraussetznngen als richtig anerkennt,
wird alle an Gipsabgüssen gemachten Versuche poly-
 
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