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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0163

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Kmistlitteratur.

313

Aunstlitteratur.

H'Lnsnrcsticxris st Iss g-utrss xn'oosäss clo xisiu-
turs strs^ Iss ausisus. II istoirs st tsoliuicxus
x>sr H. 0rc>8 st 6l>. Lsnr^. (Lil>1iotlis<jus iutsr-
uutiouuls 6s 1'L.rt.) Paris, I. Rouam. Gr. 8".
132 S. Mit 25 Tcxtillustrationen.

Es ist die vielumstrittene Frage nach den tech-
nischeu Prozeduren in der autiken Wandmalerei, dor-
zugsweise der Enkaustik, die in dem vorliegendeu Werk
einer neuerlichen Erörterung unterzogen wird. Zu
derselben haben sich in diesem Falle ein praktischer
Künstler, der Bildhauer und Maler Crvs, und ein
Mann der Wissenschaft, der Biblivthekar der Sorbvuue,
Ch-Henry, verbunden — letzterer der Gelehrtenwelt
durch eine Reihe wertvoller Beiträge aus dem Gebietc
der Geschichte und Theorie der mathematischen Wissen-
schaften vorteilhast bekannt. Freilich hat auch diese
möglichst günstige und vielversprechende Teiluug der
Arbeit nicht genügt, um alle zweifelhaften Punkte der
komplizirten Frage endgültig zu lösen; viele davon
bleiben nach wie vor bestehen und werden den Scharf-
sinn mauch eines nachfolgenden Forschers auf harte
Proben stellen. Jm allgenieinen aber muß anerkannt
werden, daß die vorliegende Arbeit sowohl nach ihrer
wissenschaftlichen als nach der technischen Seite hin sich
durch Gründlichkeit der Forschung und Besonnenheit
derSchlußfolgerungen auszeichnet und neben O.Donners
Abhandlung über die pompejanischen Wandmalereien
(in W. Helbigs „Wandgemälde der vom Vesuv ver-
schüttcteu Städte Kampauiens", Leipzig 1868) — die
vorzugsweise das Fresco behandelt, während sich unser
Werk in seinem größten Teile mit der Wachsmalerei
beschästigt — die eingehendste und gründlichste Er-
vrterung des in Frage stehenden Thema's bildet.

Wir resumiren in Folgendem kurz den Gang der
scsselnden und lehrreichen Untersuchung. Das erste
Kapitel behandelt die Enkaustik ber Tafelgemälde, auf
Grundlage der Kritik der einschlägigen Textstellen
sowohl, als auch der noch vorhandenen Monumente der
Wachsnialerei. Als solche werden neben dem bekannten
Musenkopf von Cortona, für dessen Authentizität die
Berfaffer eintreten, zwei Porträts im Britischen Museum,
soivie cbendort die eine Hälftc cines Frauenbildnisses,
desseu andere Hälfte die Verfasser in einem Fragment
des Medaillenkabinetts der Natioualbibliothek zu Paris
aufgefunden haben, ferner drei Vvn den sechs Porträts
der Familie des Pollius Soter, Archon von Thebeu zur
Zeit Hadrians, in Anspruch genomnieu — alles Werke
gricchisch-ägyptischer Provenienz und Kunstweise. So-
dann werden ans den Gräberfunden von St. Mädard-
des-Prös, Jort n. a. O. die Reguisiten und Werkzeuge
für diese Art der malerischen Techuik nachgewiesen und

311

eine Beschreibung des Verfahrens der Enkaustik i»,
eigentlichen Sinne, also des Malens mit Wachsfarbe»
und Einbrennen des Gemalten, wie es die Verfasser
auf Grundlage der erörterten Faktoren restituiren, ge-
geben. Das zweite Kapitel bespricht einige Modifika-
tionen des Berfahrens — wieder an der Hand der
schriftlichen Quellen — uud zeigt, daß dieAlten die An-
wendung der flüchtigen Öle als Lösungs- und Binde-
mittel der Wachs- und Harzfarben gekannt habcn.
Der folgende Abschnitt handelt von den verschiedenen
Arten der Malerei, bei denen das enkaustische Ver-
fahren im eugeren und weiteren Sinne seine Anwenduug
fand: also von der Enkaustik auf Elfenbeingrund, dem
Jmprägniren der Schiffswände, sowie dem Einlasseu
und Bemalen von Marmorstatuen mit Wachssarben,
dem enkaustischen Wachsüberzug von Wandflächen und
nrchitektonischen Gliederungen. Jm vierten Abschnitt
geben die Versasser einen kurzen Abriß der Geschichte
der Enkaustik, immer auf dokumentarischen Zeugnisseu
fußend — wobei freilich diejenigen, welche sür die
Authentizität zweier Bilder Mantegna's und Crauachs
als Wachsgemälde ins Feld gefiihrt werden, nicht über
jede Ansechtung erhaben sind, — im folgenden Kapitcl
aber einen Überblick der Litteratur, die sich mit der
Frage ihrer Wiederbelebung beschästigt, von den ab-
sonderlichen Konjekturcn de Monjosieu's in scinei»
Onllns ksMns Hospss (1585) bis aiff Paiilot de
Montabert (1829), dessen Verfahren im wesentlicheu
bei den modernen enkaustischen Wandmalereien in
München, Berlin, Rom u. a. O. zur Anwendung kam,
und auf die Untersuchungen Donners herab, deren
Bedeutung — mit Vorbehalt einiger Punkte, in denen
die Verfasser anderer Meinung sind — rühmend her-
vorgehoben wird. Das sechste Kapitel ist der Darlegung
der von den Verfassern erprobten technifchen Prozedur
für Enkaustik gewidmet, das letzte einer Untersuchung
über das antike Fresco- und Temperaverfahren, mit
besonderer Berllcksichtigung der pompejanischen Wand-
gemälde, welche im allgemeineu iu Übereinstimmung
mit Donner für Freskeu erklärt werden, die auf eiuem
ungleich sorgfältiger vorbereiteten Grund ausgesührt
sind, als es bei der späteren Anwendung dieser Mal-
weise üblich ward, und wvbei außerdem der Gebrauch
organischer Bindemittel und die vorläufige Jmprägui-
rnng der obersten Schichte des Stuckbewurfs mit Farbc
in einzelnen Fällen nicht ausgeschloffcn gewesen zu scin
scheint. — Jn einem Anhang endlich wird die Er-
klärung einiger dunkler Textesstellen aus Grund der
im Vorhergehenden gewonnenen Untersuchungsresnltatc
versucht und werden die Zeugnisse zusammengestellt,
welche die bisherigen Analysen für die physikalische
Beschaffenheit der Vvn den Alten gebrauchten Farben
ergeben haben. 0. v. §.
 
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