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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Langl, J.: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0250

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487 Kunsthistorisches. — Personalnachrichten. — Kunst- und Gewerbevereine. — Sammlungen und Ausstellungen. 488

ren „Die Ergebenheit" und „Die Gesinnungstreue", so-
wieDavids kolossales Marmorrelies „DieWissenschaft"
(desgleichen für das Parlamentsgebäude Lestimmt) im-
poniren durch pathetische Auffassung und korrekte Form-
behandlung, entziehen sich aber, als dekorative Skulp-
turen außerhalb des Rahmens ihrer Architektur, einer
eingehenden Beurteilung.

Wien. 2. Langl.

Aunsthistorisches.

Ein überaus seltener Kupserstich -es Moritzmonumentes
zu Freibcrg von Wolf Meyerpek. Jn Nr. 2U, Sp. 494 des
20. Jahrganges dieser Zeitschrift (vergl. Mitteilungen des
Freiberger Altertumsvereins 8, 759) erwähnte ich einen leider
nirgends aufzufindsn gewesenen Kupserstich des Moritzmonu-
ments zu Freiberg aus der Zeit um 1568, welchen Wolf
Meier Pock (Meyerpek, Meyerpeck) angefertigt hat >). Julius
Schmidt nimmt (a. zul. angef. O.) zwar an, daß disser
Stich wohl gar nicht erschienen sei, auch erwähnen ihn weder
Nagler, noch Andresen unter den Meierpekschsn Arbeiten.
Kürzlich kam mir derselbe jedoch unter Nr. 127 in einem
Antiquariatskataloge von Karl Theodor Völcker in Frank-
furt a. M. vor und jetzt besitzt ihn das königl. sächsische
Kupferstichkabinett, wslches ihn von jenem Antiquar im März
1886 auf meine Anregung für nur 48 Mark erworben hat.
— Auf dem Blatte hat sich Wols Meierpek als Autor be-
zeichnet und ist dasselbe, da es die Jnschriften des Denkmals
mit enthält, ein gewiß hoch zu schätzendes Stück.

Dresden. Theodor Distel.

Oersonalnachrichten.

6. v. D Paris. Mehrfache Veränderungen haben jüugst
im Personal der Konservatoren am Louvre stattgefunden.
Vicomte Both de Tauzia ist zum Vorstand der seit
einigen Jahren getrennt gswesenen und nun wieder vereinig-
ten Gemälde- und Handzeichnungensammlung ernannt und
ihm G. Lafenestre, auch im Auslande als französischer
Ausstellungskommissar wohlbekannt, als Hilfskonservator für
die Gemäldeabteilung und zugleich Professor sür Geschichte
der Malerei an der Schule des Louvre beigegeben worden.
Leon Heuzey, bisher Vorstand der orientalischen Alter-
tümer, erhält auch die Abteilung der antiken Keramik, dis
von jener der grischischen und römischen Altertümer abge-
trennt wird. Höron d e Villefosse, bisher Hilfskonserva-
tor, erhält die Vorstandschaft der letzteren, an Stelle des in
Ruhestand tretsnden Ravaisson-Mollien. Als Hikfskonservator
ist ihm der bisherige Attachö Charles Ravaisson bsige-
geben. — A. Gruyer, bisher Konssrvator der Gemälde-
galerie, und d'Echavannes, Hilfskonservator der Hand-
zeichnungen, treten außer Funktion.

Der an dic Bcrliner Kunstakademie bcriisene Prof.
Hcllquist ist insolge von Krankheit gszwungen, sich sür diesen
Sommer der künstlerischen Thätigkeii gänzlich zu enthalten!
und zur Wiederhsrstellung seiner Gesundheit sür das Som-
msrsemester Urlaub zu nehmen. Seine Lehrthätigkeit in der
Kunstakademie wird, wie die „Vossische Zeitung" mitteilt,
für diess Zeit vertretungsweise der Maler Hugo Vogel aus
Düsseldors übernehmen) welcher sich durch sein historisches
Bild: „Luther aus dsr Wartburg predigend", dann durch
den „Empfang der französischen Refugies durch den Großen
Kurfürsteu" und endlich durch seine preisgekrönte Kon-
kurrenzarbeit für die kleineren Bilder im Berliner Rathause
bekannt gemacht hat.

1) Über den dort ebenfalls erwähnten Knpferstich Melchior Hofs-
rnanns vonr Jahre 1619 vergl. Mitteilungeir des Freiberger Altertüms-
vereins 8, 761 unter 9. Derselbe ist uns z. B. in den daselbst angegebenen
zwei Exemplaren erhalteu.

Aunst- und Gewerbevereine.

8n. Der zweite Delegirtentag der deutschen Kunstgewerbe-
vereinefand am18.und 19.AprilinDresden statt. Daswesent-
lichste Resultat desselbsn war die Feststellung einer Norm
für kunstgewerbliche Konkurrenzen und der Beschluß,
Vorbersitungen für die Beschickung der im Jahre 1888 voraus-
sichtlich in Berlin stattfindenden nationalen Ausstellung
zu tresfen. Einen ausführlicheren Bericht werden wir im
Kunstgewerbeblatt geben.

Sammlungen und Ausstellungen.

L.. In Gurlitts Kunstsalon in Berlin ist eine Aus-
stellung von ca. 130 Aquarellsn deutscher, italienischer, belgi-
scher, spanischer und holländischer Künstler arrangirt worden,
welche einerseits den Zweck versolgt, einen orientirenden
Überblick über den gegenwärtigen Stand disser Technik zu
bieten, andererseits durch Vorführung interessanter und lehr-
reicher Muster des Auslandes die heimischen Künstler zu
einer noch ausgedehnteren Kultivirung der Wasserfarben-
malerei anzuregen. Während dieselbe vor zwei Jahrzehnten
in Deutschland nur sehr wenigs Vertreter zählte und eigent-
lich nur zur Kolorirung von Zeichnungen angewendet wurde
— die Gurlittsche Ausstellung hat auch ein solches Produkt,
Jllustrationen zum Sommernachtstraum von L. Bode, dem
Schüler Steinle's, aufzuweisen —, geht die Aquarellmalerei,
vornehmlich durch Menzel gefördert und beeinflußt, jetzt all-
gemein auf selbständigemalerische Wirkungen aus. Menzel,
der Führer der neuen Bewegung, ist auf der Ausstellung
durch eine mit satirischer Laune charakterisirte Tischgesell-
schaft, dis eine musikalische Aufführung über sich er-
gehen läßt, sein begabtester Nachahmer Franz Skarbina,
welcher seit einiger Zeit in Paris thätig ist, durch eine
Pariser Straßenscene, eine Modellstudie und die in großsm
Maßstabe ausgesührte Halbfigur einer holländischen Bäuerin
beim Briefschreiben vertreten. Letzterer hat sich dis Er-
rungenschaften der französischen und englischen Aquarelltech-
nik so vollkommen zu eigen gemacht, daß man nicht mehr
von deutscher Unbsholfenheit des Machwerks reden kann. Dis
Landschaftsaquarellmalersi hatte fich in Deutschland schon
früher — unabhängig von Menzel und anderen Figuren-
malern — selbstündig entwickelt. Hat auch die Gurlittschs
Ausstsllung kein Blatt von Andreas Achenbach aufzuweisen,
so ist dasür sein Bruder Oswald vertreten, dann Albert
Hertel, Paul Meyerheim, Ed. Hildebrandt, H. Gude,
P. Mohn, H. Krabbes, A. Lutteroth, Karl Werner,
L. Spangenberg, Douzette und Bracht, vom jüngeren
Nachwuchs H. Bartels, H. Darnaut, P. Graeb, von
Gleichen-Rußwurm, Edgar Meyer und die begabte, fein-
fühlende Bertha Schrader. Was die Jtaliener und die in
Jtalien lebenden Ausländer in der kecken, bis an die äußerste
Grenze des Naturalismus streifenden, die Natur gleichsam
im Fluge erhaschenden Technik zu leisten vermögen, wird durch
mehrere Blätter von Biseo, Belloli, Cabianca,
Cipriani, Ciceri, Ethofer, Joris, Passini und
Villegas illustrirt. Der letztere, der sich auf der inter-
nationalen Kunstausstellung in München als Nachahmer
Fortuny's ausgewiesen hatte, hat sich inzwischen eine neue
Bahn gebrochen. Seine venezianischen Scenen aus der Ge-
schichte des Marino Faliero und der Foscari sind mit un-
heimlicher Schärfe charakterisirt, und mit dieser schneidigen
Charakteristik deckt fich die derbe, fast brutale Technik so voll-
kommen, daß man zu einsm reinen künstlerischen Genusse ge-
langen würde, wenn dis Motive nicht so abstoßend wären.
Die Bekanntschaft mit der englischen Aquarellmalerei, welche
bsi Gurlitt nicht vertreten ist, wird die Jubiläumsausstellung
den Berlinern vermitteln.

8.-4V. Au§ Hannover. Dis 54. Kunstausstellung, welche
wie alljährlich am 24.Februar eröffnet wurde, war, wie immer,
sehr reich beschickt. Der Katalog weist incl. des Nachtrages
etwa 740 Nummern auf. Am stärksten und glänzendsten war
Düsseldorf in diesem Jahre vertreten. Es waren von dor-
tigen Meistern 170—180 Bildsr ausgestellt. — Den Glanz-
punkt der Ausstellung bildeten drei Porträts des hiesigen Hos-
malers und Professors Fr. Kaulbach. Kaulbachs Kunst
gipfelt in der Darstellung schöner Weiblichkeit. Ein kürzlich
 
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