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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Düsseldorfer Ausstellungen, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0094

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175 Kunstlitteratur und Kunsthandel.— Todesfälle. — Ausgrabungen und Funde. — Runst- und Gewerbevereine. 176

schont gebliebenen künstlerischen Jntuition wuuderbar
verbüudet hat. Und doch ist keiue Gewähr geleistet,
daß diese phänomeuale Erscheiuung zu künstlerischer
Reife gelangt. Ob iu der Küustlernatur Liebergs
die zum Lerneu erforderliche Ausdauer steckt, ist seden-
falls fraglich, sicher aber, daß er viel zu wenig ge-
lernt hat, um für seine Phantasie im Orient mit Er-
folg künstlerische Nahrung zu suchen.

(Schluß folgt.)

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Die Galerie des Städelschen Aunstinstitutes zu
Frankfurt, im unveränderlichen Kohledruck heraus-
gegeben von Ad. Braun L'Comp., Dornach.
107 Blatt in 3 Lieferungen.

Ik. Das Städelsche Jnstitut zu Fraukfurt a. M.
ist in der letzten Zeit mehrere Male und nicht immer
in erfreulicher Weise Gegenstand öffentlicher Auf-
merksamkeit gewesen. Erst war die gesamte Künstler-
schaft Frankfurts mit der Administration der vater-
städtischen Kunstanstalt in einen ziemlich lebhaften
Streit über Neubesetzung der Jnspektorstelle verwickelt;
dann wurde der Galerie der Vorwurf gemacht, eine
unverhältnismäßig große Anzähl Gemälde mit ge-
fälschten Bezeichnuugeu zu enthalten. Der erstere
Streit ist resultatlos im Sande verlaufen: die Ad-
ministration, im Gefühl ihrer „unverantwortlichen"
Machtstellung, hat sich nicht veranlaßt gesehen, von
ihren Beschlüssen abzugehen. Die zweite Anklage hat
lebhafte Proteste gegen die Spitzmarke einer „ge-
fälschteu Galerie" hervorgerufen, ohne daß die ange-
regte Frage bis jetzt einen allseitig befriedigenden Ab-
schluß gefunden hätte. Um so zeitgemäßer erscheint die
oben genannte neueste Publikation der Firma Braun,
welche die Städelsche Gemäldesammlung in der wür-
digsten Weise reproduzirt, und hiermit allen Kunst-
frenuden das Studium dieser höchst bedeuteuden Galerie
und die Bildung einer eigenen Meinung über manche
siebetresfenden kritischenFragen fortan erleichtert. Daß
die Wiedergabe der Bildcr auf der Höhe des heutzu-
tage Erreichbaren steht, ist bei Adolf Braun selbst-
verständlich. Durch den schon früher (z. B. bei deu
Harlemer Bilderu) versuchten Druck maucher Platten in
einem warmen lichten Braun statt des tiefen Schwarz
des Kohlendruckes ist es möglich geworden, der Farben-
stimmung einzelner Bilder mehr gerecht zn werden.
Wir verweisen z. B. auf Fiesole's Madonna mit deu
singenden Eugeln, das Temperabild eiuer Florentiuerin,
das Jnterieur von P. de Hooghe u. a. Aus dem
gesamten Besitz des Städelschen Jnstitutes sind 107
Nummern zur Wiedergabe ausgewählt, mit strenger
Beschrünkung auf die der Geschichte der Kunst wie der
vergleicheuden Kritik wichtigsten Bilder. Das Werk

wird in drei Lieferuugen ausgegeben, von denen die
erste uns vorliegt; Druck und Ausstattung sind die
bekannten und bewährten, wobei auch wieder eine
Prachtausgabe auf holländischem Papier vorgesehen
ist, die manch schönes Blatt znm Zimmerschmuck liefert.
Der Katalog der Publikation zeichnet sich vor mauchen
der älteren durch eine sorgfältige Nedaktion aus, dic
z. B. außer den Maßen und genauer Beschreibung
der Bilder bei allen wichtigeren offizielle Angaben
über Provenienz, litterarische Nachweise u. dergl.
bringt, — eine für viele gewiß erwünschte Zugabe.
Alles iu allem geuommen dürfen wir das Braunsche
Werk über die Städelsche Galerie aufs wärmste
empfehlen.

Todesfälle.

Der französische Stilllebcnmalcr Philipp Nonsscan
rst am Z. Dezember zu Paris im 71. Lebensjahre gestorben.
Ursprünglich Laudschaftsmaler, hatte er sich seit Mitte der
vierziger Jahre ausschließlich der Stillleben- und der Tier-
malerei gewidmet und es in der Nachahmung toter Gegen-
stände, namentlich von Objekten der Kunstindnstrie, allmäh-
lich zu solchsr Virtuosität gebracht, daß er auf dem Gebiete
der Kleimnalerei in Frankrsich unerreicht dastand nnd auch
im Auslands nur wenige Rivalen fand. Bis in sein hohes
j Alter hatte er sich seine volle künstlerische Kraft bewahrt.

Ausgrabungen und Funde.

Der Tcmpel dcr Noma und des Augustus auf dcr
Akropolis von Athcn. Daß auf der Akropolis ein Tempel
der Roma und des Angustus ezistirte, wußte man zwar
schon seit Cyriakus von Ancona, neuerer Zeit verblieb die
Aufsindung der Originalinschrift und der Bauglieder; jetzt
ist, wie wir der Berliner philologischen Wochenschrift ent-
nehmen. bei den Ausgrabungen ber griechischen archäologi-
schen Gesellschaft 25 m vstlich vom Parthenon auch das
Fundament gefnnden worden. Es war ein kleiner Rnndbau
ans weißem Marmor, umgeben von 9 ionischen Säulen.
Sein Durchmesser betrng 7 m. Dsr Tempel hatte eine be-
vorzugte Lage, da er in der östlichen Achse des Parthenons,
gerade dem Haupteingang gegenüber, errichtet war.

Aunst- und Gewerbevereine.

ö. Älrchäologische Gesellschaft in Berliu. November-
Sitzung. Nachdem der Vorsitzende die nach der Sommer-
panse znm erstenmal wieder vcrsammelten Mitglieder begrüßt,
die Verändernngen des Personalstandes mitgetcilt und die
eingegangenen Schriften vorgelegt hatte, sprach Herr Tren -
dclenburg über einen neuen Versnch, Namen und Be-
stimmnng oes inr letzten Winckelmannsprogramm von Chr.
Hülsen ausführlich behandelten Septizoniüm zu erklären.
Jn einem Aussatz: „Das Haus der sieben Zonen" (Gegen-
wart XXXII, Zk) hat H. Riegel die Vermutung ausgespro-
chen, es mögen m!t den sieben Zvnen die Bahnen der sieben
Planeten gemeint und das rätselhafte Bauwerk ein astrono-
misches Observatorium gewessn sein, welches der zur Stcrn-
deuterei neigende Septimius Severus seinen Hvsnstrologen
in der Ntthe seines Palastes erbaut habe, sine Ansicht, welche
nach dem Vortragenden weder mit der Lage des Gebäudes
nm Fuße des Palatin noch mit seiner baülichen Gestaltung
(ein dreistöckiger Hallenbau von fast IVO in Länge) vereinbar
sei. Darauf sprach Herr Studniczka über Kyrene. Aus-
gehend von einem Schalenbild (Petrie, Naukratis, Taf. 8),
dessen größtenteils zerstörte Mitte nicht, wie der Herausgeber
meint. ein Banm, sondern eine langgewandete Fran mit
einein Silphion- und Apfelzweig einnimmt, die Nymphe
Kyrene, und von den Resten des Giebelschmuckes des Ky;
renäerschatzhauses zu Olympia,^zu welchen das Porosrelief
einer Fraü im Löwenkampfe (Fr.-Woltsrs 301) und eines
 
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