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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Winter, Franz: Die "kleinasiatischen" Terrakotten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0107

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23. Iahrgang.
1887/88.

Aunstchronik

Nr. 13.

5. Qanuar.

WochenschrifL für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Ruustgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Berlin, VV.

Cheresianumgaffe 25. Uurfürstenstraße 3.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Secmann, Gartenstr. f5. Berlin: w. ks. Aühl, Iägerstr. 73.

Dke Aunstchronik erscheint von Gktober bis Ende Iuni wöchentlich, im Iuli, August und Lextember nur aller Tage und kostet in Verbindung
mit dem Runstgewerb eblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, ä 30 j)f. für die dreispaltige j)eritzeile,
nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein 6c vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

^nhalt: Die ,,kleinasiatischen Terrakotten. von F. winter. — Düsseldorfer Ausstellungen. (^chluß.)— L angls Götter- und ^eldengestalten.—
Vuantinsche weihnachtsbücher. — Buchner, Leitfaden der Aunstgeschichte. — Lranzösische j)rachtwerke. — Neue Funde in j)ompeji. —
Reichelstiftung. — Archäologische Gesellschaft in Berlin; Aunstgewerbeausstellnng für (888 in München; Denkmäler in wien; w. Schuchs
Malereien im Zeughause zu Berlin. — Inserate.

Die „kleinasiatischcn" Terrakotten.

Jn der am 7. Juni d.J. abgehaltenen Sitzung der
archäologischen Gesellschaft in Berlin hat Furt-
wängler anläßlich einer Besprechung des Buches
von Cartault „8nr llaulböntioits äss Aronpss sn
tsrrs snits ä'^sis Ninsnrs" triftige Gründe gcgen
die auch von anderen Gelehrten angezweifelte Echt-
heit der in Frage kommenden bekannten Terrakotta-
grnppen entwickelt. Die Grnnde sind rein stilistischer
Art nnd haben daher nicht allen eingeleuchtet, viel-
mehr wird in gewissen Kreisen nach wie vor hart-
näckig an der Echtheit dieser Terrakotten festgehalten.
Es wird daher ein Beitrag, welcher von anderer Seite
Licht über diese Frage zn verbreiten im Stande ist,
nicht unwillkommen sein, wenn derselbe anch nur ge-
ring und nicht ohne weiteres beweisend ist.

Es mußte von vornherein Bedenken erregen,
daß man über den Fundort dieser Terrakotten, die
trotz ihrer beträchtlichen Menge merkwürdigerweise
nur aus einer einzigen Quelle stammen, einen ge-
heimen Schleier hüllte. Daß die Angabe, sie kämen
aus Myrina, falsch war, davon konnte sich jeder,
der eine größere Zahl unzweifelhaft dort gefundener
Terrakotten gesehen hatte, leicht überzeugen. Man
zog es denn auch vor, meist ganz allgemein Kleinasien
als Fnndort zu bezeichnen, womit natürlich jede ge-
nauere Kontrole unmöglich gemacht war. Bei dieser
Sachlage beansprucht eine genaue Fundnotiz ein be-
sonderes Jnteresse, welche Herrn Feuardent von
einer Seite her zugekommen ist, von welcher man vor

allem sichere Auskunft erwarten durfte, und welche
mir derselbe durch gütige Vermittelung meines Frenn-
des Jan Six mit dankenswerter Bereitwilligkeit zur
Verfügung gestellt hat. Es ist allem Anschein nach
die gleiche Notiz, welche Cartault, dessen Schrift ich
leider nicht selbst habe einsehen können, S. 21 für
die Echtheit der Terrakotten ins Feld führt, ohne
allerdings ihren Jnhalt mitzuteilen. Jch drucke sie
wörtlich ins Deutsche übersetzt hier ab.

„Eine der bedeutenderen Städte der großen Pro-
vinz (Vilajet) Aidin ist die Stadt Aidin (12000 Hän-
ser). Vier Stunden (zu Pferde) von Aidin befindet
sich in einer Ebene das kleine Städchen Zelat (120
Häuser). Diese Ebene ist voll von Gräbern, die dreier-
lei Art sind: 1. von Stein, und diese sind die zahl-
reichsten, 2. von Marmor, bisweilen mit Reliefs,
Guirlanden rc. geschmückt, 3. aus Ziegelsteinen, und
in diesen findet man die besten Sachen. Diese letzteren
befinden sich in einer Tiefe von vier bis vier und
einen halben Meter, während erstere nahe an der
Oberfläche und bisweilen noch etwas höher liegen.
Zwei Stunden von Zelat entfernt befindet sich ein
Berg, auf welchem das alte Schloß Kezi-Kalessi liegt.
Auf dem Gipfel dieses Berges — man brancht eine
Stunde zur Besteigung — befindet sich auch eine
Nekropole, in welcher man ebenfalls Terrakottagruppen
findet".

So lautete die Fundnotiz, zu deren Nachprüfung
mir eine gemeinsam mit Walter Judeich während
dieses Sommers unternommene Reise nach Jonien
und Karien Gelegenheit gab.
 
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