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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung der kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0195
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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEKAUSGEBEE:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN

Heugasse 58.

KÖLN

Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 24. 1. Mai.

Die Kunstelironik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

AUSSTELLUNG DER KUNST GESCHICHT-
LICHEN GESELLSCHAFT IN BERLIN.

III.

Die beiden Chorführer der holländischen Malerei,
Frans Hals und Bembrandt, sind zwar nicht so glän-
zend wie auf der Ausstellung von 1883, aber doch
durch einige charakteristische und zum Teil für ihren
Entwicklungsgang interessante Werke vertreten. Das
kleine Brustbild des Theodor Schrevelius von Frans
Hals, mit der Jahreszahl 1628 bezeichnet, (im Be-
sitze der Kaiserin Friedrich) gehört jener Reihe
kleiner, höchst lebensvoller, mit dem spitzen Pinsel
in wenigen Strichen sehr geistreich charakterisirter
Porträts von Gelehrten, Geistlichen und reichen Bür-
gern Harlems an, die in der Zeit von etwa 1G15—
1630 entstanden und unter einander durch gemein-
same Züge der Auffassung verwandt sind. Aus der-
selben Zeit stammt wohl auch das nicht viel grössere
Bildnis eines Mannes in halber Figur, der durch
einen Stich von Jonas Suyderhoef als der Geistliche
Wickenburg erkannt worden ist (Besitzer Herr Berth.
Richter). Das Brustbild eines lachenden Rommelpot-
spielers (Besitzer Herr Karl Hollitscher) ist eine der
humoristischen Charakterfiguren, die nach Bode's
Darlegung in den Jahren 1623—1630 gemalt wor-
den sind. Das Brustbild eines schnurrbärtigen, bar-
häuptigen Mannes von etwa 40 Jahren (Besitzer Herr
W. Gumprecht), das bereits 1883 zu sehen war, ge-
hört zwar der letzten Zeit des Meisters an, nimmt
aber durch die Sorgfalt der Durchführung, die Klar-
heit des Tones und die ruhige vornehme Wirkung
eine bevorzugte Stellung unter den späteren Werken
des Frans Hals ein. — Von den sechs Bildern und

Skizzen, welche der Katalog unter dem Namen Rem-
brandts anführt, sind vier in der Kunstlitteratur be-
kannt: zunächst die beiden, für die Jugendentwick-
lung des Meisters interessanten Bilder „Simson und
Delila" vom Jahre 1628 (im königlich Besitz), be-
reits 1883 ausgestellt, und der wohl in demselben
Jahre entstandene Apostel aus der Fechenbachschen
Sammlung (jetzt im Besitze des Barons v. B.), der
dem Paulus in der Stuttgarter Galerie nahe steht
und wohl auch denselben Apostel darstellt, das unter
der fälschlichen Benennung „Connetable von Bour-
bon" bekannte Bildnis eines etwa fünfzigjährigen
Mannes mit stählernem Ringkragen und nach vorn-
ausgestreckter Rechten, mit dem Namen und der
Jahreszahl 1644 bezeichnet (aus der Sammlung Se-
cretans von Herrn A. Thiem erworben) und die aus
der Sammlung des Barons von Beurnonville stam-
mende kleine Studie eines Christus an der Marter-
säule (Besitzer Herr von Carstanjen), die nach Bode's
Annahme um 1646 gemalt worden ist, welcher Zeit
wohl auch die kleine Studie eines Christus am Kreuz
(Besitzer Herr Karl Hollitscher) angehört. Das sechste
Bild (Besitzer Herr J. Simon) zeigt das Porträt einer
jungen, ganz in Schwarz gekleideten Frau mit weisser
Halskrause und Spitzenhaube, die vor einem Tische
in einem vornehm ausgestatteten Räume steht, der
durch von links einfallendes Sonnenlicht erhellt wird.
Die Behandlung des Helldunkels ist bereits sehr reiz-
voll, wenn auch noch nicht zu völliger Virtuosität
ausgebildet. — Von dem dritten der grossen hollän-
dischen Bildnismaler, Gerard Terborch, führt der Ka-
talog vier Porträtwerke und ein Genrebild, drei Sol-
daten in einer Küche (Besitzer Herr C. Schnitzler),
auf, von denen aber nur eines eine durch gute Er-
 
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