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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Seemann, Arthur: Neue Radirungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0058

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Todesfälle. — Sammlungen und Ausstellungen.

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mit der Nadel äusserst sorgfältig wiedergegeben hat.
Vor einer schweren Draperie, die mit Darstellungen
des preussischen Adlers und der Kaiserkrone durch-
wirkt ist, steht der Kaiser in der Uniform der
Gardekürassiere, die rechte Hand am Degengriff, in
der linken den herabhängenden Adlerhelm haltend.
Das Blatt gipfelt in der Behandlung des Kopfes,
die fein und geistreich zu nennen ist. Hier hat der
Künstler" seine ganze Fähigkeit und Fertigkeit ent-
faltet, und man darf sagen, dass es wenige Kaiser-
bildnisse giebt, die den Herrscher so lebendig, so
sprechend darstellen, wie es hier geschehen ist. Das
Auge ist voll Feuer, Kraft und Klarheit, die Züge
voll majestätischen Ernstes und die Haltung frei
und sicher. Zu diesem Bilde kann man getrost und
voll Vertrauen aufschauen, denn es zeigt in jeder
Linie jene Entschlossenheit, die keinen Fuss breit
von dem Erworbenen fahren lassen will, und jene
Entschiedenheit des Urteils, die selbst in Sachen der
Kunst nur eine beratende Stimme anerkennt.

Die graphischen Künste werden in unseren Tagen
immer eifriger gepflegt. Immer neue junge strebsame
Kräfte treten zu den altbewährten Meistern und
arbeiten eifrig nach Vervollkommnung. Und keiner
von ihnen ist so arm an künstlerischer Begabung,
dass er nicht einen schätzbaren Teil zu der all-
gemeinen künstlerischen Erziehung beitrüge, die
von diesen fleissigen Arbeiten ausgehen soll und
wird. So lange sie nur fortfahren, das Schöne zu
suchen und nicht das Seltsame, so lange sie erfreuen
wollen und nicht bloss auffallen, so lange werden sie
Jeu Dank nicht nur der Mitlebenden, sondern auch
<len der Nachlebenden verdienen, die alsdann leichter
das Feld bestellen werden, was unsere Zeitgenossen
wieder urbar machen halfen. X<u<tilt<s.

TODESFÄLLE.

Ihr /hiir.iis/sr/,,' Miller •/"Im Lewis Hrmni. der

sich besonders durah miltarisohe Genreacenen und Sporte-
wider bekannt gemacht hat, ist am 14 November zu Paria
"" 62. Lebensjahre gestorben.

Q Der schwedisch .1/"/"- Prof, Karl Gustav BeUqvisi
lst am 19, November zu München im 39. Lebensjahr
«torben.

Sammlungen und Ausstellungen.

A. H. Ein neutt Bild von Ludwig Knaus „Die
'""'"". das der Künstler vor kuraem vollendet hat, ist im
'okalo des Berliner Künstiervereüu rar Aosstellnng gelangt
f ist da« Bgnrenreiohate und nach leinem Inhalte an-
'"''"■'"1-t". da Ki •■« i ii dm; Bude in der i* lalerie

»Hinter den Kouliaten« (1880) in Berlin gemalt. Im Motiv
l;,t * einige Verwandtschaft mil dem Bilde der National-

galerie „Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen".
Im Hintergrunde sieht man auf dem terrassenartigen, von
dichten alten Bäumen beschatteten Vorplatz eines ländlichen
Wirtshauses eine Gesellschaft von Städtern, die sich um zwei
Tische gruppirt haben. Während einige der Kinder sich mit
Schaukeln vergnügen, ist ein niedliches kleines Mädchen in
weissen Kleidern mit einem gefüllten Kuchenkorbe vom auf
den noch halb im Schatten liegenden Wiesenplan getreten
und verteilt Kuchenschnitte unter die dort versammelten
Dorfkinder, Knaben und Mädchen, die teils schon tapfer in
die süssen Gaben hineinbeissen, teils verlangend nach der
Spenderin ausschauen. Im Vordergründe links wälzt sich
ein kleines Büblein, das eines der Mädchen aus den Armen
gelassen zu haben scheint, vergnüglich im Grase umher,
während rechts abseits ein halbwüchsiger Knabe steht, der
sein Gefühl des Neids kaum verbergen kann. Im Hinter-
grunde rechts blickt man auf die roten Ziegeldächer des
Dorfes, auf die das volle Licht der heissen Nachmittags-
sonne fällt. Auf die Kindergruppe hat Knaus das höchste
Mass seiner liebevollen Durchführung, seiner humorvollen
und liebenswürdigen Charakteristik ausgeschüttet, während
die Figuren im Hintergründe vielleicht mehr als nötig
skizzenhaft behandelt sind. Auch die helle, freundliche
Landschaft ist mit grosser Liebe durchgeführt. — Zu Marrs
„Flagellanten" hat sich im Künstlerverein desselben Malers
„In Deutschland 1S00" gesellt, das auf der diesjährigen Mün-
chener Kunstausstellung zu sehen war und eine Episode aus
der französischen Invasion, französische Offiziere beim Karten-
spiel in einem bürgerlichen Wohnzimmer, mit tief ergreifen-
der Charakteristik der Hauptfigur, einer kummervollen Mutter
mit ihrem neugeborenen Kinde, darstellt. Auch ein neuer
Cyklus von Humoresken des fruchtbaren C. W. Allem, „Die
silberne Hochzeit" ist zur Ausstellung gelangt.— Bei Eduard
^'■liiiltc ist eine Sammlung von fünfzig Ölgemälden und Öl-
studien des verstorbenen Malers C. G. Ikllqvist zu sehen,
der 1886 von München als Lehrer an die Berliner Kunst-
akademie berufen war, aber schon nach Jahresfrist seiner
Lehrthätigkeit infolge eines unglücklichen Sturzes auf dem
Eise, der ihm eine unheilbare Gehirnkrankheit zuzog, ent-
sagen musste. Mit Ausnahme zweier bekannten- Gemälde
„Luthers Ankunft auf der Wartburg" und „Bismarck oder
Moltke?" sind diese Bilder und Studien verkäuflich, und es
wäre zu wünschen, dass aus ihrem Erlös der unglücklichen
Gattin und den vier Kindern des durch ein grausames
Schicksal seiner Kunst entrissenen Malers eine Weihnachts-
freude bereitet würde. Nicht bloss die Gemälde— ein Jäger,
der durch einen beschneiten Wald schreitet, ein Mönch bei
der Gartenarbeit und ein Mönch, der in einem Fark auf einer
Bank sitzt, auf der sich auch ein junges Mädchen niederge-
lassen hat — sondern auch die Studien, die zu den grossen
Bildern des Künstlers, „Brandschatzung von Wisby", „Huss'
Gang zum Scheiterhaufen", „Einschiffung der Leiche Gustav
Adolfs in Wolgast" u. a. gedient haben, sind mit grosser
Sorgfalt, mit energischer Charakteristik und sattem Kolorit,
durchgeführt. Ausserdem sind bei Schulte drei kleine
Gouachebilder,ein Wirtshausfrarten, eine Beterin in der Kirch.
und der Kameltreiber in einem Gebirgsdorfe von A. Mm \ i /.
ein Bildnis des Afrikareisenden Dr. Peters von Georg Lampe,
einem Schüler oder Nachahmer von Lenbach, der aber viel
farbiger malt und nur in der überaus mangelhaften Zeich-
nung der Hände eine nicht rühmenswerte Verwandtschaft
mit dem Mflnchener Meister hat, eine Marine (Rettungsboot,
einem bedrängten Schüfe zu Hilfe eilend) und ein nieder-
rheini- - Itchen bei Mondschein von A. Aohenbaeh, ein

Ausbruch i n einem Thore Neapels beobachtet,
 
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