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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Richter, P. E.: Wo ist das Bild?
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0098

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185

Kunstgesehichtliches. — Neue Kunstblätter. — Todesfälle.

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lieh vorgestellet, die Figuren seynd vornehme herren
etliche mit dem tonson (toison d'or) angethan, alle
wahrhaffte Portraiten, die grösste Persohn ist 5 '(2 Zohl
hoch, die Arbeit ist sehen, und sehr mihsam, und
der grosse fleiss daran muss mit einem Vergrösse-
rungsglas betrachtet werden, welches von... Frau...
Baronin von Oberburg mir vorgezeuget worden, mit
dem ersuchen, ich möchte meine meinung hieriber
geben, in was vor einem Werth disses gemähl zu
halten wäre, alss habe ich meiner kunst wissenschafft
nach disse biltnus jetziger Zeit umständen nach ge-
ring auf 200 ducaten niemanden zu lieb noch zu leyd
geschätzt..."

Das zweite Gutachten: d. d. Wienn am 24. No-
vembris 1740, unterzeichnet und untersiegelt von
Michael Dzinter (Hinter oder Jinter) Mahler, Max
Schiennagl landtschafft Mahler und Friedrich Angst
historien Mahler beschreibt gleichfalls das Gemälde,
und schliesst, es sei „alles nach der alten arth auf
das künstlichste vorgestellet, also dass es zu jenen
Zeiten wegen der so grossen und mühesamen Arbeith
nicht unter 1000 Ducaten ist gemahlen worden. Zu
wahrer bekräfftigung dieser Zeugenschafft. — . . —"

Hat nun der Kurprinz das Bild gekauft oder
nicht, wer war der Maler und wo ist jetzt das Bild?

Dresden. P. E. JRICBTER.



KUNSTGESCHICHTLICHES.

Die drei Gremien des Tizian. Unterm 25. April 1761
bot der königlich französische Geograph Robert zu Paris
der kursächsischen Gemäldegalerie ein Gemälde Tizians „Die
arei Grazien" zum Kaufe an.1) Dasselbe hatte der Königin
Christine von Schweden gehört und war später in die Samm-
lung des Herzogs-Regenten von Frankreich gelangt.2) Von
dem Bilde wird gerühmt, dass die gut gruppirten Figuren von
•"einer Zeichnung und von dem schönen Kolorit der venezia-
nischen Schule seien und das Ganze durch den Zauber von
Schatten und Licht die herrlichste Wirkung thue. Seine
Grolle wird auf sechs Fuß Höhe und vier Fuß Breite au-
sgeben und bemerkt, dass es, obwohl an zwei Figuren die
'hiSBeren Teile der Füße ausgebessert seien, als eines
|*er kostbarsten und berühmtesten Gemaida in Europa be-
wachtet werden müsse. DaB Schreiben wurde den Profes-
B°ren Schenau, Casanova und dem Galerieinspektor Riedel
*Ur Begutachtung vorgelegt.3) Unterm 10. Juni genannten
ahres wurde befohlen4), dem Legationsrat Strien zu Paris
"Jusugeben, Robert mitzuteilen, dan von dem Erwerbe des
ddes abgesehen werde. Unter der Hand sollte jedoch
"* Gemälde geprüft und dessen Kaufpreis erforscht wer-

v , ') K- 8. HlUDtotMtwreMv: Ori^ i» «ranz. Spr. Locat 2750
Ul XXX VI. U8,

n . a) Hinzugefügt ist hierbei, dass es von des lieginten Sohne
*| drei Bildern Correggio's (Loda, Panais und Jo) schadhaft ge-
'"'" worden sei.
0ri a) A,1(?oz. Akten Bl. 486. Die drei Gutiichlcn H-flnden sieb
'8i«alit(.r r\wn<iA im 441, 442 (in franz Spr.), 440.
') Konzept ebenda Bl. 486.

den.5) Welche Sammlung, fragen wir, besilxl jetxtdas Tita-
nische Bild? Volckmann6! rühmt ein solches mit gleichem
Vorwurfe wegen seines vortrefflichen Kolorits.

Dresden. THEODOR DISTEL.

Aus der Mannheimer Galerie. Die dritte Auflage von
Fr. Schlie's „Kurzem Verzeichnis der Gemälde im groß-
herzoglichen Museum zu Schwerin" thut meiner Studien über
Comelis Vroom, den Vater der realistischen Haarlemer Land-
schaftemalerei, Erwähnung (Vorwort, S. IX.) Dies veranlasst
mich, von einem Funde zu sprechen, den ich vor kurzem
in der Mannheimer Galerie gemacht zu haben glaube.
No. S7 dieser Galerie, dort dem großen Ruisdael zugeschrieben,
ist nach meiner Überzeugung ein Werk des Comelis Vroom.
Der Katalog bringt nur die Angabe: „Eine Landschaft,
Waldgegend. Auf Holz gemalt. Höhe 0,38, Breite 0,59."
Als rasch notirte, näher beschreibende Angaben füge ich
hinzu: Zwischen ziemlich steilen aber nicht besonders hohen
Ufern zieht sich ein Fluss schief nach dem Vordergrunde.
Auf dem Flusse ein bemanntes Boot. Im Mittelgrunde links
blicken aus dunklen Bäumen ein Giebel, ein Dachfirst und
ein spitziges Türmchen hervor. Rechts im Mittelgrunde
zwei Männer. Im Ganzen düstere Stimmung. Doch ist der
Himmel, der fast gänzlich bewölkt ist, ziemlich hell gehalten.
Die engste stilistische Verwandtschaft mit dem einzigen
sicheren Ölgemälde des C. Vroom in Schwerin ist für mich
unverkennbar. Theod. Frimmel.

NEUE KUNSTBLÄTTER.

z—. Das Dresdener Galeriewerk, das von der sächsischen
Regierung vor etlichen Jahren ins Leben gerufen wurde, hat
durch ein neues Blatt von Ernst Mohn einen sehr will-
kommenen Zuwachs erhalten. Gegenstand des Stiches ist
eins der liebenswürdigsten Kabinetstücke von Gabriel Mclsu,
das hier den Titel „Fröhliches Mahl"' führt und ein junges
Paar beim Frühstück in einer Wirtsstube darstellt, beide
sitzend, er mit erhobenem Spitzglas die Geliebte freude-
strahlend anblickend, sie etwas zaghaft dem wonnetrunkenen
Liebhaber ein paar Erdbeeren anbietend, die sie dem auf
ihrem Schöße ruhenden Teller entnommen hat, im Hinter-
grunde die Wirtin, die mit überaus bedenklicher Miene die
Zeche an der Tafel ankreidet. Mohn hat es vortrefflich
verstanden, sowohl der fein vertriebenen Malerei durch eine
ungemein weiche Behandlung als auch der Farbenwirkung
durch sichere Abwägung der Töne gerecht zu werden. Nicht
minder ist die Zeichnung und die treue Wiedergabe des
Ausdrucks in den Köpfen zu loben. Das im Kommissions-
verlage von Gutbier in Dresden erschienene Blatt hat eine
Bildfläche von 34 cm Höhe bei 29 cm Breite.

TODESFÄLLE.

O Der Bildhauer Joseph Edgar Böhm ist am 12. Dez.
zu London im 56. Lebensjahre gestorben. Böhm, ein ge-
borener Wiener, der Sohn des Münzdirektora und Medailleurs
3. D. Böhm, war schon im Jahre 1848 nach England ge-
kommen, wo er bis 1851 seine Studien fortsetzte. Nach
längerer Thätipkeit als Medailleur in Wien ging er 1859 nach
Paris und 1862 nach London, wo er seinen Wohnsitz behielt
und sich zahlreicher Porträtaufträge von seiten der könig-
liches Familie und der englischen Aristokratie zu erfreuen

5) Biviere's Bericht vom 24. Juli 1791 befindet sich ebenda
Bl. 57S. cf. insbes. Bl. 5-9.

S) Histor. krit Nachrichten II, 362, cf. angez. Akten Bl. 44)
unten.
 
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