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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Frimmel, Theodor von: Ein unbekanntes Bild von Lucas Cranach d. Ä.: alte Gemälde im Schlosse zu Enns
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Bücherschau/ Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0152

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Bücherschau.

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berg entworfen hat, wird der Maler des Bildes
Dichtl genannt. Ein gutes jüngstes Gericht von
Rottenhammer muss noch hervorgehoben werden, so-
wie zwei Bildchen mit Astronomen (einem ernsten
und einem heiteren), die in einem älteren Dokument
als Werke von F. G. Janneck aufgeführt werden. Von
Qualität ist auch ein Bauernbildchen in der Art des
Adr. Brouwer, eine Landschaft im Stile des Kierinx
und ein Gesellschaftsbildchen aus dem vorigen Jahr-
hundert, das mit I. P. P. bezeichnet ist und einen
letzten Nachhall der Richtung des P. de Hooghe
Janssens und J. v. der Meer von Delft zu bilden
scheint. Die Auflösung der Bezeichnung auf Parocel
nach den Monogrammisten III, Nr. 303 u. a. mag

einstweilen unerörtert bleiben.

TH. FRIMMEL.

BÜCHERSCHAU.

Soll die Schilderung der litterarischen Thätig-
keit auf kunstgeschichtlichem Gebiete im vergangenen
Jahre mit der Aufzählung der zahlreichen polemi-
schen Schriften beginnen? Es war ein kampfreiches
Jahr. Man stolperte förmlich über lauter gefallene
Größen und träumte schließlich von den vielen ab-
gehauenen Köpfen, welche sich gespensterbleich aus
der Blutlache — doch nein, es war nur eine Tinten-
lache — erhoben. Dass es großes Vergnügen be-
reitet, Kampfspielen beizuwohnen, gebe ich gern zu.
Etwas Schadenfreude steckt in uns allen und wer
die Lust am Grausamen nicht teilt, hüllt sich wenig-
stens gern in den Mantel des Mitleidens. Das giebt
ein Gefühl des Höherstehens. Trotzdem werde ich
den ganzen Schwärm von Kampfschriften mit Still-
schweigen übergehen. Ich glaube nicht, dass aus
den mannigfachen Streitigkeiten viel Gutes und Posi-
tives heraus kommt. Jede Partei versteift sich in
ihrem Widerstände und die Gegner gehen in der
Regel weiter vor, als es ursprünglich in ihrer Ab-
sicht lag, sie übertreiben. Dann aber ist die Künste
geschichte wahrlich nicht darnach angethan, ihre
Kraft in persönlicher ,.Hetze" zu vergeuden. Solche
Ergötzlichkeiten mag sie altehrwürdigen Wissen-
schaften überlassen, in welchen zuweilen der einge-
bürgerte steifernste Ton nach Abwechslung ruft. In
der Kunstgeschichte ist noch so viel zu schaffen
"nd zu wirken, dass wir alle Ursache haben, uns auf
friedlichen Wettstreit, auf das Arbeiten neben und
nicht gegen einander zu beschränken.

Zum Glück ist das vergangene Jahr auch an
Früchten stiller ernster Forschung nicht arm ge-
wesen. Besondere Anerkennung verdienen die eif-

rigen und erfolgreichen kunsttopographischen Auf-
nahmen und Beschreibungen in den verschiedensten
deutschen Landschaften. In wenigen Jahren werden
wir über ein vollständiges Inventarium der Bau- und
Kunstdenkmäler in Deutschland verfügen. Dass wir
erst dann die Geschichte der deutschen Kunst in
wahrhaft wissenschaftlicher und zugleich erschöpfen-
der Weise in Angriff nehmen können, bedarf keines
Beweises. Wir werden freilich keine weltberühmten
Namen ausgraben, keine Fülle vollendeter Kunst-
werke entdecken. Der ästhetische Feinschmecker
dürfte geringe Befriedigung finden, wohl aber wird
der ernste Historiker die verschiedenen Strömungen
und Richtungen in der deutschen Fottskunst, den
Gang der Entwickelung dann erst völlig klarzulegen
vermögen. Schon jetzt erscheint die Natur und der
Charakter unserer Kunst, dank den erweiterten topo-
graphischen Forschungen, vielfach in neuem Licht.

Unter den kunsttopographischen Schriften des
letzten Jahres heben wir folgende hervor:

Die hessisclien Bau- und Kunstdenlvmäler im Kreise
Büdingen, bearbeitet von//. Wagner. (Darmstadt,Berg-
straesser.) Das tiefere Mittelalter geht in diesem Hefte
ziemlich leer aus. Nur wenige Kirchen haben sich aus
der vorgotischen Zeit erhalten. Dagegen wird uns eine
ausführliche, dankenswerte Beschreibung der Schlösser
zu Büdingen und Ronneburg geboten. Forscher auf
dem Gebiete der älteren Malerei werden hoffentlich
dem Altarbilde inOrtenberg, welches uns in einer leider
nur zu kleinen Reproduktion näher gerückt wird, Auf-
merksamkeit zuwenden. Es gehört der in den Nieder-
landen beliebten Gruppe an, welche die Madonna
mit ihren Genossinnen auf fröhlichem Wiesenplane
schildert und als die malerische Verkörperung einer
Marien- und Maienandacht gelten kann. Dasselbe ent-
stammt der gleichen Werkstatt, vielleicht denselben
Händen, wie mehrere in der Darmstädter Galerie be-
wahrte Gemälde. Die Zuweisung zu einer mittel-
rheinischen Schule aus der ersten Zeit des 15. Jahr-
hunderts ist nicht über jeden Zweifel erhaben.

Das von Haupt seit mehreren Jahren unter-
nommene kunsttopographische Werk über Schleswig-
Holstein (Kiel, Homann) hat mit der Beschreibung der
Bau- und Kunstdenkmäler im Herzogtum Lauenburg
seinen Abschluss gefunden. Die Mitwirkung eines ge-
schulten Architekten, Weysser in München, kam den
Illustrationen des letzten Heftes zu gute. So viel
Rühmliches auch von Haupts Fleiß gesagt werden
konnte, so blieben doch die Abbildungen in den
früheren Bänden selbst gegen mäßige Anforderungen
zurück. Das ist jetzt anders und besser geworden.
 
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