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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Seeck, Otto: Ein neues Zeugnis über die Brüder van Eyck, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0052

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87

Bücherschau. — Wettbewerbe.

SS

ende die Rede ist, könnte die Notiz wohl aus der
Inschrift ihres Grabsteins geschöpft sein, den van
Mander vielleicht noch gesehen hat. Im übrigen ist
alles Thatsächliche, was er als Erster berichtet, ent-
weder schon längst als falsch erwiesen, oder soweit
es möglich sein kann, aus den vermeintlichen Bild-
nissen der Brüder geschlossen. Die weissen Haare
des einen Kopfes, die jugendlicheren Züge des an-
deren belehrten ihn, dass Hubert »ein gut Teil älter
ist gewesen« als Jan; und daraus folgerte er dann
weiter, dass dieser der Schüler von jenem gewesen
sei, was zwar richtig, aber doch nicht als Überliefe-
rung zu betrachten ist. Da der angebliche Hubert
ungefähr wie ein Sechziger aussah und nach seiner
Grabschrift im Jahre 1426 gestorben war, fixierte er
seine Geburt genau sechzig Jahre früher, freilich nur
in sehr unbestimmten Ausdrücken: »Soviel man wissen
kann, muss Hubert wohl geboren sein gegen Anno
1366 und Johannes einige Jahre nachher«. So redet
man nicht, wenn man wohlbeglaubigte Zeugnisse vor
sich hat; wo van Mander sich auf Vasari stützt, lautet
seine Sprache ganz anders.

Fassen wir das Ergebnis kurz zusammen, so
sehen wir, dass die Schriftsteller des fünfzehnten,
sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderts von den
Brüdern van Eyck nichts Richtiges wussten, als was
auf dem Grabstein Huberts und in der Inschrift des
Genter Altars stand oder daraus gefolgert werden
konnte. Die einzige litterarische Notiz, die nicht sicher,
aber doch möglicher Weise echt sein kann, ist jene
Küstergeschichte Münzer's von den 600 Kronen, die
dem Maler des Genter Altars nach dessen Vollendung
über den vereinbarten Preis hinaus gezahlt sein sollen.
Im wesentlichen besitzen wir also sämtliche Quellen, die
den Alten über die grossen Brüder zu Gebote standen,
auch heute noch und haben sie durch die Archiv-
studien unserer Zeit nicht unbeträchtlich vermehren
können. Jedenfalls aber dürfen wir die wichtigste
Urkunde, die uns über die Thätigkeit der beiden
Meister unterrichtet, die Inschrift des Genter Altars,
nicht leichtherzig bei Seite schieben und Hubert nicht
des Ruhmes berauben, den sie ihm zuweist.

schmackvolle, aber etwas kraftlose Farbengebung und die
launische Ungleichmässigkeit, die in dem sehr verschiedenen
Werte seiner Leistungen zum Ausdruck kommt. Dies be-
gründet allerdings nur eine Vermutung; aber dass der
Meister von Roger van der Weyden verschieden ist, kann
doch wohl als zweifellos gelten, und ein anderer Name
dürfte sich für jene Frühzeit der niederländischen Malerei
kaum finden lassen. Auf der Berliner Kreuzigung (abge-
bildet Jahrb. d. kgl. preussischen Kunstsammlungen XIX,
S. 92, Klassischer Bilderschatz 1322) befindet sich ein Weib
in orientalischem Kostüm, das nicht, wie alle übrigen Ge-
stalten des Bildes, an der Handlung lebhaften Anteil nimmt,
sondern nur mit gefalteten Händen ruhig zu dem Erlöser
emporblickt. Von den heiligen Frauen des Vordergrundes
unterscheidet sie sich auch durch die bildnisartigen Züge
ihres Gesichtes. Dieses hat nichts Frauenhaftes; vielmehr
scheint die Dargestellte ein Mädchen zu sein, das die
äusserste Grenze ihrer Jugendblüte erreicht hat; man kann
sie auf nahe an dreissig Jahre schätzen. Vielleicht haben
wir hier das Selbstbildnis der Margarethe von Eyck vor uns.

BÜCHERSCHAU

Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. IV. 1. Land-
kreis Köln. In Verbindung mit Ernst Polaczek bearbeitet
von Paul Giemen. Düsseldorf, 1897. 205 Seiten mit
89 Textabbildungen und 16 Tafeln. 6 M.

Der vorliegende Band weist gegenüber seinen Vor-

j gängern einige Abweichungen auf. Erstens hat sich die
Zahl und Güte der Abbildungen mit dem neuesten Bande
wesentlich verändert, indem, wie mit lebhaftem Danke anzu-
erkennen ist, die wiederholt an dieser Stelle geäusserten,
allerdings auch sehr berechtigt gewesenen Wünsche bei der*
rheinischen Provinzial-Verwaltung volle Würdigung und
Erfüllung gefunden haben. Sodann ist bei der Herstellung
des Textes eine Arbeitsteilung insofern eingetreten, als der
Herausgeber nur die Einleitung und die Beschreibung der
Orte Brauweiler und Brühl verfasst hat, alles übrige dagegen
von Herrn Polaczek herrührt, welcher seit Juni 1896 Herrn
Clemen als Hilfsarbeiter beigegeben ist. Die Rheinprovinz
hat damit ein nachahmenswertes Beispiel gegeben, eine Ent-

I lastung Clemen's war dringend notwendig, ja unvermeidlich
geworden, und da der neue Hilfsarbeiter ihm unterstellt
ist und sich nach seiner Arbeitsweise zu richten hat, so
kann man der Provinzialverwaltung nur Glück zu dem
neuen Abkommen wünschen, welches uns die Beibehaltung
der bisherigen bewährten Art und wenn möglich ein noch
schnelleres Fortschreiten des Denkmälerverzeichnisses zu ver-
bürgen scheint. Dass sich der Herausgeber die besten Stücke
vorbehalten hat, wird volle Billigung finden; jeder Fach-
mann und jeder Laie wird seine wertvolle Würdigung der

j kunstgeschichtlich so wichtigen Kunstdenkmäler von Brau-

I weiler und des herrlichen Schlosses in Brühl (bei letzterem
nach den grundlegenden Forschungen Renard's) mit freudiger
Befriedigung lesen. Die Beschreibung des Römergrabes
in Weiden hat Herrn Dr. Klingenberg zum Urheber.

H. E

Leipzig. In der Vossischen Zeitung (auch als Sonder-
1 druck ausgegeben) ist kürzlich ein längerer Aufsatz Wilhelm
Bode's erschienen, der allgemeine Beachtung verdient. Der
Artikel betitelt sich Die Entwicklung der öffentlichen Kunst-
sammlungen Deutschlands im letzten fahrzehnU und giebt
in grossen Zügen einen trefflichen und lehrreichen Über-
: blick über dieses interessante Thema. Bode steht seit Jahr-
zehnten mitten im deutschen Kunstleben und hat als Direktor
an den Kgl. Museen reiche Erfahrungen gesammelt, die
ihn, wie keinen zweiten Kunstgelehrten unserer Zeit be-
rufen, sein Urteil abzugeben. Mit Recht hält Bode in seinen
Ausführungen nirgends mit seiner Ansicht zurück, sondern
sagt offen, wo man sich auf falschem Wege bei der Aus-
gestaltung der Sammlungen befindet und gerade deshalb
wünschen wir seinem Aufsatze die weiteste Verbreitung
und hoffen, dass er auf die weitere Entwicklung der deut-
schen Museen von heilsamstem Einfluss ist.

WETTBEWERBE

Freiberg. In dem Wettbewerb um die Ausschmückung
des Chors im Dom zu Freiberg erhielten die drei Preise:
Otto Fritsche, Osmar Schindler und Felix Elssner. -u-

Cleve. Bei dem von dem Kunstverein für die Rhein-
lande und Westfalen ausgeschriebenen Wettbewerb um die
Ausschmückung des grossen Sitzungssaales im Kreishause
erhielt den 1. Preis, bestehend in der Übertragung der
Arbeit, der Maler J. Deusser, den 2. Preis (1000 M.) der
Maler Alb. Baur jun., den 3. Preis (500 M.) Franz Kiederich.
 
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