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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Ausstellung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen
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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

herausgeber:
Dr. Max Gg. Zimmermann

UNIVERSITÄTSPROFESSOR
Verlag von e. a. seemann in Leipzig, Gartenstrasse 15

Neue Folge. xi. Jahrgang.

1899/1900.

Nr. 30. 28. Juni.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatts monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasen-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

Die nächste Nummer (31) der Kunstchronik erscheint am 20. Juli.

AUSSTELLUNG DES KUNSTVEREINS FÜR DIE
RHEINLANDE UND WESTFALEN

Die Ausstellung zeigt in diesem Jahre einen so
frischen Zug, dass es sehr schade wäre, wenn sie in
Ihrem Blatte nicht die gebührende Würdigung fände.
Das am meisten in die Augen fallende ist jedenfalls
die Landschaft, aber sie ist so stark vertreten, dass ich
um Vergebung bitten muss, wenn ich, an den vor-
geschriebenen Raum gebunden, das eine oder andere
tüchtige Bild unabsichtlich unerwähnt lassen sollte.
Lassen Sie mich mit einem Bilde von dem jungen
Max Ciarenbach in Neuss bei D. beginnen. Der
>Winter im Kanal« zeigt so grosse Vorzüge in seiner
Einfachheit. Der feste weisse Ton der schneebedeckten
Kanalböschung zeigt mit einer Sicherheit die schwere
Stimmung eines fahlen Wintertages, dazu das Wasser
in seiner bleiernen Schwere und doch Flüssigkeit —
dass es schwer wird, sich von diesem Bilde loszureissen.

Dirk's »Störfischer« daneben hat die Wucht seines
grossen Bildes auf der »freien Vereinigung«. Sehr
gut ist auch das kleinere von ihm »Auf der Nordsee«.

Von Fritzel ist da ein sonniges Bild »Sommertag
am Limfjord«. Er hat die himmelstarrenden Fels-
wände, ohne die man sich einen Fjord nicht denken
zu können glaubte, fortgelassen, dagegen zeigt er den
Strand. Das alles, das Städtchen im Hintergrund, das
brüchige Ufer ist von einem fabelhaft warmen Sommer-
himmel überspannt, der dem ganzen Bilde eine leuch-
tende verhaltene Glut giebt.

Heinrich Hartung's »Eifeldorf« ist frisch und markig
hingesetzt. Man atmet auf, dass Härtung seine »Rhein-
porträt-Landschaften« nun endlich aufgiebt. In ihren
flachen, kalten Tönen hatten sie wenig Bestrickendes.
Die Eifel liegt ihm so viel besser. Und gerade er
hat das Zeug, nachhaltige Accorde diesen öden Bergen
mit ihren weltverlorenen Dörfern zu entlocken, so
gut wie v. Wille und Nikatowsky.

Letzterer bringt übrigens diesmal nichts aus der
Eifel, sondern ein Lahn-Motiv. Ein hochragendes,

altes Schloss über einer abendlichen blau - violetten
Landschaft mit Wasser und Häusern. Ein anmuten-
des Bild.

Fritz von Wille hingegen bleibt sich treu. Sein
»Oktobermorgen in der Eifel« hat eine silberglänzende
Luft und im Mittelgrund einen den Berg hinabziehen-
den herbstroten Buchenwald. Es ist ein Bild von
grosser Wärme und echter Stimmung.

Th. Schütz' »Winterlandschaft mit Brücke«. Eine
weite Fernsicht. Weiche Stimmung. Etwas Deutscheres
kann man sich einfach nicht denken. Man meint
nachfühlen zu können, wie er all seine fast unver-
standene Liebe zur Kunst in seinem kleinen Atelier
da in das Bildchen hinein gemalt hat, jeden Baum
vom Boden bis zum Wipfel verfolgend und so die
Natur nachschaffend, andachtsvoll, weder rechts noch
links schauend. Hut ab.

Arthur Wansleben, »Westfälische Landschaft .
Helles Morgenlicht. Leuchtendes Wasser, fliessend.

Petersen-Flensburg, »Winterabend an der hol-
ländischen Küste«. Ein Fortschritt.

Georg Macco, Sonniges Thal« (Graubünden). In
der That: hier flutet Sommerfülle. Grosse Vertiefung
und das Gefühl einer grossen Ferne bis zu den schnee-
bedeckten Gipfeln.

H. Liesegang, »Winten. Ein kleines einfaches
Motiv. Ein schneebedeckter Acker, eine Hecke da-
hinter, einige Häuser unter schützendem Dach. Ein
ausserordentlich feiner und doch kräftiger Ton darin.

Eugen Kampf, »Flandrische Landschaft«. Besonders
gelungen das Wasser im Vordergrunde.

Hugo Mühlig, »Reifmorgen'•. Ein Bild, wenn
auch schon öfters gemalt, so doch immer wieder mit
Freude gesehen. Der Morgennebel flutet gleissend
über die Ferne hin, hier und da Figuren ahnen
lassend und Landschaftsfragmente, einen Schäfer mit
seiner Herde. Vorn am Rahmen die Geleise mit
darüber hinschiessenden Eisnadeln.

»Die alte Hütte« von Hermann, »von der Ponte
dei pignoli« von L. Heupel, sind gute Bilder. Ebenso
 
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